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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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hier sein. Solltest du jetzt nicht besser bei deiner Mutter sein?«
    Tommaso schob ihn weg. Der Mann mit der Sonnenbrille war in der Menge verschwunden. Dann sah er ihn plötzlich wieder, jetzt stand er unweit des Kardinals. Die Hand des Mannes ruhte auf seiner Tasche.
    »Der da, Flavio!«, rief Tommaso und zeigte nach vorne.
    Auch der Commissario hatte Tommaso inzwischen bemerkt und sagte: »Gehen Sie, Sie machen alles nur noch schlimmer für sich. Hören Sie?«
    Die Gruppe setzte sich in Bewegung und verließ langsam den Bahnhof. Der Mann mit der Sonnenbrille folgte ihr.

81.
    81.
    Keller, Rigshospital Ein einzelner Tropfen Blut aus Niels Nase landete auf dem Boden. Dr. Max Rothstein musterte Niels, während er die Handschellen aufschloss.
    »Auch die Polizei macht hin und wieder Fehler. Wie Sie«, murmelte Niels und versuchte, damit die vielen Fragen und wütenden Vorwürfe von Maria Deleuran und ihrem heimlichen Geliebten abzuwürgen.
    »Danke, das haben wir zu spüren bekommen.«
    »Es tut mir leid.«
    Maria hatte sich inzwischen wieder angezogen.
    »Und was ist …?«
    Der Arzt sah Maria unsicher an. »Wird es einen Bericht über diese Geschehnisse hier geben?«
    Niels sah ihn desorientiert an. Was wollte er jetzt für eine Antwort hören? »Einen Bericht?«
    Der Arzt räusperte sich. »Hören Sie: Ich habe Familie. Ich habe einen Fehler gemacht. Sie wollen mich jetzt doch wohl nicht auch noch mit einem Bericht dafür strafen?«
    »Nein, natürlich nicht. Wir werden das mit keinem Wort erwähnen.«
    Rothstein versuchte, Marias Aufmerksamkeit zu gewinnen, aber die Worte über seine Familie ließen sie offenbar kalt. Hannah fragte sich, ob Maria damit aus dem Spiel war oder ob sie auch mit einem Verhältnis zu einem verheirateten Mann ein »guter Mensch« bleiben konnte. Rothstein wandte sich an Hannah.
    »Und wer sind Sie?«
    »Hannah Lund.«
    »Gustavs Frau?«
    »Ja.« Verwundert sah sie ihn an.
    »Wir haben beide im Regensen gewohnt.«
    »Ach so. Das ist ein Wohnheim für besonders begabte Studenten«, erklärte Hannah an Niels gewandt.
    Rothstein rieb sich die roten, geschwollenen Handgelenke.
    »Soll ich mir mal Ihre Nase anschauen?«
    Rothstein schob vorsichtig Niels’ Kopf etwas nach hinten, damit er einen Blick in die Nasenlöcher werfen konnte. Das Machtverhältnis zwischen den beiden Männern hatte sich damit plötzlich umgekehrt. Vielleicht hatte Rothstein genau das beabsichtigt, um etwas von seiner verlorenen Würde zurückzugewinnen.
    Maria rollte etwas Watte zusammen und reichte sie Rothstein. Er schob sie Niels ins Nasenloch und sagte: »Okay, war das alles?«
    Rothstein trat auf den Flur und nickte Hannah kurz zu. Vielleicht eine Anerkennung von einem Akademiker für den anderen. Sollten der Polizist und die Krankenschwester doch den Rest unter sich klären.
    ***
    Foyer, Rigshospital Niels bestand darauf, eine Weile sitzenzubleiben und zu warten. Vielleicht hatte sich ja irgendwo im Krankenhaus ein unerwarteter Todesfall ereignet. Sie saßen eine halbe Stunde lang schweigend da. Schließlich erhob Hannah sich.

82.
    82.
    Bahnhof Santa Lucia, Venedig
    In Venedig hing die Sonne noch am Horizont. Tommaso stand auf dem Bahnhof und sah die Crème de la Crème der italienischen Justiz unten in den Polizeibooten verschwinden. Niemand war gestorben. Der Typ mit der Sonnenbrille hatte diese schließlich abgenommen und war in Richtung Ghetto verschwunden.
    Tommaso ging es nicht gut. Seine Nase lief, und als er sie putzte, bemerkte er Blut im Taschentuch.
    Er konnte nur mit Mühe sein Gleichgewicht halten, und er hatte Durst. Er spürte, dass er einen Moment allein sein musste. Flavio hatte sich schon wieder umgedreht und ging zurück. Er winkte Tommaso zu, der sich abwandte und weitergehen wollte, dabei aber mit einem jungen Paar zusammenstieß, das sich eng umschlungen küsste. »Entschuldigung«, murmelte er.
    Vor der Damentoilette warteten mehrere Frauen. Er verschwand in der Tür der Herrentoilette, wo ihm eine Metallstange den Zutritt verwehrte. »Sie müssen zahlen«, hörte er jemanden hinter sich sagen. Tommaso schwankte, als er seine Taschen nach ein paar Münzen absuchte. Der Mann hinter ihm wurde ungeduldig. Endlich fand Tommaso drei Münzen und warf fünfzig Cent ein. Die Metallstange rührte sich nicht. Der Mann hinter ihm zischte: »Sie brauchen achtzig Cent.«
    Tommaso warf auch die beiden letzten Münzen ein. ›Achtzig Cent‹ erschien auf dem Display, und die Metallstange glitt zur

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