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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Jemanden, der sie in die Zelte der Beduinen bringen und ihr den richtigen Libanon zeigen konnte, bevor sie wieder nach Hause fuhr.
    Stockholm – Verspätet
    An dem Tag, an dem Caroline auf dem Campus so getan hatte, als kennte sie ihn nicht, hatte er sich geschworen, nie wieder einen Versuch bei den amerikanischen Mädchen zu wagen.
    Er wohnte gemeinsam mit seinem Bruder in einer Hinterhauswohnung hinter dem Hotel Commodore. Das Haus hatte einen Swimmingpool auf dem Dach, in dem aber nie Wasser gewesen war. Dafür teilten sie sich den Hinterhof mit einer Privatklinik für plastische Chirurgie, aus der Tag für Tag säckeweise menschlicher Abfall herausgeschleppt wurde. Die saudischen Frauen ließen sich dort ihr Fett absaugen und ihre Nasen korrigieren, damit sie mehr wie Caroline und die Ihren aussahen. Trotzdem würden sie nie so sein wie sie. Und ehe nicht der Rest der arabischen Welt das begriff, würden sie auch keine wirkliche Freiheit erlangen. Ein Traum, in dem man sich befand, ohne je ein Teil von ihm zu werden, war wie ein Gefängnis. Deshalb war es nur recht und billig, dass jemand begonnen hatte, die Weltkarte neu zu malen.
    »Boardingcard, please.«
    Abdul reichte der schwedischen Stewardess seine Boardingcard. Sie lächelte ihn an. Es war lange her, dass ihn jemand angelächelt hatte.
    »The airport in Stockholm is still closed because of the snow, Sir«, erklärte sie, und es klang tatsächlich so, als spräche sie ganz respektvoll mit ihm. Nicht wie die Sicherheitsleute, bei denen das Sir wie eine Greencard für weitere Demütigungen geklungen hatte. Open your bag, Sir. Take off your clothes, Sir .
    »We will board as soon as they open again.«
    Die Stewardess lächelte ihn noch immer an, und er spürte, dass ihm warm wurde. Nein, egal, dachte Abdul Hadi. Es ist zu spät.

8.
    8.
    Carlsberg-Silo, Kopenhagen
    Die Fahrstuhltür schloss sich mit einem leisen Seufzen und wartete auf Niels’ nächsten Befehl. Er ging wie immer vor: steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn herum und drückte auf die 20. Als der Fahrstuhl seinen Dialog mit der Schwerkraft begann, spürte er ein Summen im Bauch. Ein Gefühl, das ihn ganz unvermittelt an Sex denken ließ. Das war lange her.
    Wenige Sekunden später öffneten sich die Türen, und er trat direkt in seine Wohnung. Entweder hatte er in der Zwischenzeit ungebetenen Besuch gehabt oder vergessen, das Licht auszuschalten. Vermutlich Letzteres, dachte er, als er ins große Wohnzimmer trat. Es war ebenso leer wie bei seinem Aufbruch. Trotzdem. Es musste jemand hier gewesen sein. Ein schwacher Duft von … Er musste morgen Natasja fragen, die unter ihm wohnte. Sie hatte einen Schlüssel und ließ hin und wieder Handwerker herein. In Anbetracht der Tatsache, dass das Gebäude gerade erst totalrenoviert worden war, gab es erstaunlich viele Probleme: Belüftung, Kabel und Gasleitungen.
    Carlsberg hatte das fünfundachtzig Meter hohe Silo ursprünglich gebaut, um darin Malz zu lagern. Aber als das königliche Brauhaus mit den anderen großen Brauereien zusammengelegt wurde, war das Malzlager überflüssig geworden.
    Niels trank eigentlich kaum noch Bier. Wie so viele andere in seinem Alter und auf seinem Lohnniveau war er dazu übergegangen, Cabernet Sauvignon zu trinken. Warum sollte er sich am Abend nicht eine halbe Flasche gönnen? Oder eine ganze? Sollte er feiern oder trauern? Feiern, dass jemand überlebt hatte, oder trauern, dass jemand gestorben war. Ach, Scheiße! Niels öffnete eine Flasche, war sich aber immer noch nicht darüber im Klaren, ob er feiern oder trauern wollte.
    Es war kurz vor zwei Uhr nachts, Niels war nicht müde. Regen klatschte gegen die großen Panoramafenster. Er legte die Beatles auf und drehte die Musik so laut, dass er Blackbird noch drüben im Bad hören konnte. Dann spülte er sich das Blut des Mädchens von den Füßen, ehe er sich wie zu einem Ritual vor den Computer setzte. Das tat er immer, wenn er nach Hause kam, ebenso morgens nach dem Aufstehen. Er zögerte, das Gerät hochzufahren. Kathrine fehlte ihm. Die Wohnung war ohne sie so leer und fremd.
    ***
    Kathrine war Partnerin in dem Architekturbüro, das für den Umbau des Silos zu Luxuswohnungen verantwortlich gewesen war. Sie war es, die die schönste aller Wohnungen hatte kaufen müssen, weil sie sich, wie sie gesagt hatte, auf den ersten Blick in sie verliebt hatte. Auch Niels hatte sie gefallen. Der weite Blick hoch oben über der Stadt hatte ihn fasziniert. Die beste

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