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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Becher Kaffee und um den Hals einen Schlips, den jeder Konfirmand besser hätte binden können.
    Polizeipräsidium, Kopenhagen
    Niels konnte das Präsidium hinter den vielen grünen Bussen der Einsatzkräfte kaum sehen. Beamte aus dem ganzen Land waren für die Klimakonferenz in die Stadt kommandiert worden. In wenigen Stunden sollte die Air Force One auf dänischem Boden landen. Niels’ Mutter hatte bereits angerufen und ihn gefragt, ob er ihn treffen würde. Ihn beschützen. Niels musste seine alte Mutter enttäuschen. »Obama bringt sein eigenes Heer von Leibwächtern mit«, hatte er ihr erklärt. »Seine eigene Limousine, sein eigenes Essen, einen Friseur und einen kleinen Koffer mit den ganzen Codes für das amerikanische Atomarsenal.« Nach dem Telefonat zweifelte Niels allerdings daran, dass sie ihm das mit den Atomwaffen geglaubt hatte. Ziemlich sicher war er sich aber, dass sie enttäuscht gewesen wäre, hätte er ihr die traurige Wahrheit gesagt: Dass Niels es ausschließlich mit wütenden Demonstranten vor dem Bella Center zu tun bekommen würde.
    Er bahnte sich einen Weg durch die Provinzbeamten, die in die Großstadt gekommen waren. Sie sahen aus wie Schüler auf einem Klassenausflug. Grinsten. Freuten sich allem Anschein nach über den Tapetenwechsel. Heute mussten sie weder Strafzettel auf irgendwelchen nordjütländischen Landstraßen ausstellen noch dafür sorgen, dass sich die Fischer im Gemeindehaus von Thyborøn nicht an die Gurgeln gingen. Bald würden sie von Angesicht zu Angesicht vor der Attack-Bewegung stehen, diversen Umwelt-und Klimaorganisationen und einer unschönen Mischung aus hochbegabten Linksaktivisten und verzogenen Flegeln, die sich Autonome nannten und ihre Wut an ihnen auslassen wollten.
    »Morgen, Bentzon!«
    Noch bevor Niels sich umdrehen konnte, hatte er einen ordentlichen Schlag auf die Schulter bekommen.
    »Leon. Gut geschlafen?«
    »Wie ein Stein.«
    Leon musterte Bentzon.
    »Und du siehst aus wie ausgebombt.«
    »Es dauert ein paar Stunden, bis man wieder auf null ist.«
    »Bei mir nicht.«
    Leon lächelte. Ich kann dich nicht leiden . Der Gedanke meldete sich in Niels und ließ nicht mehr locker. Und er entsprach der Wahrheit. Niels mochte Leon nicht. Es war ja auch verflucht unsympathisch, nach einer Nacht in Gesellschaft von Leichen und angeschossenen Kindern wie ein Baby zu schlafen. Zum seinem Glück unterbrach Anni sie: »Sommersted fragt nach dir.«
    »Sommersted?«, wiederholte Niels und sah Anni an.
    Die Sekretärin nickte. Sah er da so etwas wie Mitleid in ihrem Blick?
    Ein persönlicher Termin in Vizepolizeipräsident W. H. Sommersteds Büro war etwas, das die wenigsten Kommissare je erlebten. Die Gerüchte im Haus besagten, dass man im Lauf seiner Karriere bestenfalls drei persönliche Begegnungen in Sommersteds Büro hatte. Bei der ersten Warnung, der zweiten, und dann, wenn einem noch zwanzig Minuten gegeben wurden, seine Sachen zu packen und zu verschwinden. Niels war schon zweimal dort gewesen. Zwei Warnungen.
    »So schnell wie möglich«, fügte Anni hinzu und lächelte Leon einladend an.
    Niels zog sie in Richtung Kaffeemaschine.
    »Hat er nur nach mir gefragt?«
    »Seine Sekretärin hat mich angerufen. Sie hat mich gebeten, dich hinaufzuschicken, sobald ich dich sehe. Warum? Stimmt was nicht?«
    ***
    »W. H. Sommersted« stand in schwarzen Buchstaben an der Glastür des Vorzimmers. Niemand hatte die leiseste Ahnung, wofür das »H« stand. Vielleicht sollte es einfach nur gut klingen. Sommersted telefonierte. Sein breiter Kiefer bewegte sich beim Sprechen nicht. Niels dachte, dass er der perfekte Bauchredner wäre.
    »Fax it immediately.« Sommersted stand auf, trat ans Fenster und blickte nach draußen. Unterwegs warf er Niels einen Blick zu, der nicht mehr verriet, als dass er ihn wahrgenommen hatte. Niels versuchte sich zu entspannen, was nicht leicht war. Soll er mich doch am Arsch lecken, wenn er mich wirklich rauswirft, dachte er. Niels versuchte sich vorzustellen, womit er dann seine Zeit verbringen würde: Aber er sah sich nur in einem Morgenmantel auf dem Sofa liegen. Niedergedrückt von einer Depression, die er voll auskostete und genoss, bis er völlig am Boden war.
    »Bentzon!«
    Sommersted beendete sein Gespräch und breitete freundschaftlich die Arme aus.
    »Setzen Sie sich. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, danke.«
    »Das ist die reinste Hölle hier.«
    »Das verstehe ich gut.«
    »Air Force One landet bald. Kopenhagen quillt über von

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