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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Richtung. Wieder blickte sie auf ihre Aufzeichnungen. Es war so wunderbar. So einfach, so selbstverständlich.
    ***
    »Hannah? Sind Sie das?« Die Sekretärin blickte überrascht von ihrem Bildschirm auf, als Hannah den Raum betrat.
    »Darf ich mal kurz telefonieren?«
    »Wie geht es Ihnen? Sie waren ja schon eine Ewigkeit nicht mehr hier.«
    »Mein Handy liegt oben in meinem alten Büro«, fiel Hannah ihr ins Wort und sah sie kurz an. »Solvej?«
    »Wie geht es Ihnen, Hannah?«
    »Ich muss eben schnell telefonieren. Es ist wichtig.«
    Hannah nahm den Hörer ab und suchte Niels’ Visitenkarte heraus. Solvej lächelte kopfschüttelnd.
    »Hallo, Niels, ich bin es. Bitte rufen Sie sofort zurück, wenn Sie können, ich habe etwas ganz Ungewöhnliches entdeckt. Etwas … also … das ist einfach wunderbar. Das System. Ich weiß, wo die anderen Morde begangen worden sind.« Sie legte auf und sah die Sekretärin an.
    »Es hat mit einer Mordserie auf der ganzen Welt zu tun. Ich stehe in Kontakt mit einem Polizisten, der auf der Suche nach …« Sie kam erneut ins Stocken.
    »Auf der Suche nach was?«
    »Und ich versuche jetzt, ein System hinter alledem zu finden, und glaube tatsächlich, auf etwas gestoßen zu sein.«
    »Daran zweifle ich nicht.«
    »Geht es Ihnen gut, Solvej? Ihr Mann war doch krank?«
    »Krebs, ja. Er ist wieder auf den Beinen. Er muss natürlich noch zur Kontrolle, aber es sieht aus, als hätte er es geschafft. Und Sie?«
    »Gustav hat mich verlassen.«
    »Das tut mir leid. Es ist sicher über ein Jahr her, seit ich ihn das letzte Mal hier gesehen habe. Er wollte Frodin holen. Sie wollten nach Genf.«
    Hannah sah Solvej an. Sie hatte sie immer leiden können. Irgendwie war sie die gute Seele des ganzen Instituts. Solvej stand auf, ging langsam auf Hannah zu und nahm sie in die Arme.
    »Es ist gut, Sie wiederzusehen, Hannah. Ich habe nie auch nur ansatzweise verstanden, was in Ihrem Kopf vor sich geht, aber ich habe Sie immer gern gehabt. Melden Sie sich, wenn Sie etwas brauchen.«
    Hannah nickte und verließ das Büro.

47.
    47.
    Heiliggeistkirche, Kopenhagen Dieses Mal hielt Niels die Hand nicht über das Glas, als der Pastor nachschenken wollte.
    »Khaled Hadi hieß er. Er war Abdul Hadis Bruder.«
    Rosenberg zögerte. Plötzlich saß ein ganz anderer Mann vor Niels. Das Lächeln war aus den Augen verschwunden, von dem kindlichen Gemüt war nichts mehr zu spüren. Sogar seine Stimme klang tiefer. Als müsste er die Wahrheit aus dieser Tiefe heraufholen.
    »Die Bilder im Kirchenkeller, erinnern Sie sich?«
    »Von den Flüchtlingen, die Sie versteckt haben?«
    »Sie haben es bemerkt. Sie sagten doch, es seien mehr als zwölf gewesen.«
    Niels nickte.
    »Sie hatten Recht. Es waren vierzehn.«
    Niels ließ ihn seine Pausen machen. Die Erfahrung aus Gesprächen und Verhören hatte ihn gelehrt, wie wichtig diese Pausen waren. In ihnen nahm man Anlauf für die interessanten Äußerungen, wenn die Standardantworten und die floskelhaften Kommentare abgearbeitet waren.
    Der Pastor schob den Stuhl nach hinten und atmete tief ein. »Wie Sie wissen, habe ich die Kirche mehrmals genutzt, um abgewiesene Asylanten zu verstecken. ›Verstecken‹ ist vielleicht nicht das richtige Wort. Schließlich war das ja allen bekannt. Ich habe die Kirche als eine Art Plattform genutzt, damit die Fälle der Abgewiesenen noch einmal aufgerollt werden konnten. Einmal hatte ich sogar Erfolg.«
    »Es wurde ein Sonderrecht erteilt.«
    »Genau. Nach einer Unmenge von Artikeln und Kommentaren in den Zeitungen wurde ein Sonderrecht erlassen, das den zwölf Personen ein Bleiberecht erteilte. Zu vielen von ihnen habe ich noch heute Kontakt. Einer von ihnen ist jetzt mein Friseur.« Niels warf einen Blick auf seinen sparsamen Haarwuchs, und der Pastor musste schmunzeln.
    »Ansonsten sind sie mehr oder weniger gut zurechtgekommen. Ein paar sind inzwischen nach Schweden gezogen. Drei von ihnen haben im Gefängnis gesessen. Einer – ein junger Sudanese – ist Fußballprofi geworden.«
    »Und die beiden anderen?«
    »Ja, es waren zwei.« Der Pastor zögerte. Niels spürte, dass er diese Geschichte zum ersten Mal erzählte.
    »Einer von ihnen ist abgehauen. Ein staatenloser Palästinenser, ich habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist.«
    »Und der andere?«
    »Khaled?«
    »Der andere war Khaled? Abdul Hadis Bruder?«
    Der Pastor nickte.
    »Was ist mit ihm passiert?«
    »Er ist tot.«
    »Wie?«
    »Khaled Hadi war ein potenzieller Terrorist.«

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