Die Ausgelieferten
Offiziere sowie wegen politischer Propaganda, Lange wegen undisziplinierten Auftretens und politischer Propaganda, Auler wegen ungebührlichen Verhaltens, Hückinghaus wegen ungebührlichen Betragens gegenüber dem deutschen Lagerchef Kohn, Schöppner wegen politischer Propaganda.
In allen Internierungslagern war politische Propaganda – aus einleuchtenden Gründen – verboten. Unter »politischer Propaganda« verstand man in diesem Fall Gespräche über Politik sowie offene oder versteckte Propaganda für eine demokratische Staatsform; letzteres wurde auch von den übrigen Internierten als sehr anstößig empfunden. Unter »undiszipliniertem Auftreten« verstand man die Nichtbeachtung der militärischen Disziplin.
Über die Verstöße gegen die militärische Disziplin. Die demokratische Gruppe war der Meinung, dass die deutsche Wehrmacht nach der Kapitulation nicht mehr existiere und dass die ehemaligen Offiziere folglich auch nicht das Recht hätten, irgendwelche Befehle zu geben. Die elf Männer betrachteten ihren Dienst in der Wehrmacht als beendet. Alle Gefangenen seien ungeachtet ihrer früheren Dienstgrade gleichgestellt. Die unerbittliche Disziplin, den Grußzwang sowie die Anbetung autoritärer Verhältnisse hielten sie für schädlich. Sie waren der Ansicht, das Lager sei nazistisch verseucht, und dagegen hätten sie protestieren wollen. Sie wünschten einen »demokratischen Staatsbürgerkunde-Unterricht«, da sie eine solche Schulung nie erhalten hätten. Die Schweden werteten dies alles als Verstöße gegen geltende Vorschriften.
Unter »ungebührlichem Verhalten« wurde teils verstanden, dass einige Mitglieder der demokratischen Gruppe nicht militärisch korrekt gekleidet gewesen seien: diese Männer hatten gelegentlich zivile Hüte getragen, teils eine bei mehreren Anlässen bewiesene müde Antipathie gegen militärische Formen, die manchmal durch eine gewisse Nonchalance demonstriert worden sei.
»Drohungen gegen Offiziere« waren Äußerungen etwa dieser Art: »Wenn wir nach Hause kommen, werden die Alliierten euch Scheißnazis schon die Hammelbeine langziehen.«
Über Arbeitsunwilligkeit. Die von den Lagerinsassen geleistete freiwillige Arbeit wurde von den Offizieren überwacht, die sich nur als Aufseher betätigten und selbst nicht zu arbeiten brauchten. Sie standen also meistens nur herum, was bei den Arbeitenden mitunter Unwillen hervorrief; sie warfen den Offizieren eine gewisse Arroganz vor. Bei der Gerichtsverhandlung gegen die demokratische Gruppe konnte jedoch an Hand der Statistiken nachgewiesen werden, dass die Zahl der Arbeitswilligen vor, während und nach der Bildung der Gruppe konstant geblieben war.
Schlüsselworte in der Verhandlung: »Betreiben von Propaganda«, »Krawallmacher«, »scheint sich an der Opposition gegen die deutsche Lagerführung aktiv beteiligt zu haben«, »Unruhestifter«, »demokratische Elemente«.
Schwedische Reaktionen. Einer der schwedischen Offiziere, Major Klingspor, hatte »nie bemerkt, dass von der deutschen Lagerleitung in nationalsozialistischem Sinne Einfluss genommen wurde«. Die heftigen politischen Gegensätze innerhalb des Lagers waren ihm jedoch bekannt. »Es gab im Lager einige Leute, die sich bei verschiedenen Anlässen gegen den deutschen Lagerchef, Hauptmann Kohn, auflehnten und durch Verletzung der Kleidungsvorschriften auffielen. So ist es zum Beispiel vorgekommen, dass einige Personen aus diesem Kreis mit Hüten zu den Appellen erschienen.«
Kohn bezeichnete er als einen »rechtschaffenen Mann«.
Ein anderer Offizier, Hauptmann Trägårdh, stellt im Gegensatz dazu fest, dass »besonders die jüngeren Offiziere in hohem Maße nazistisch eingestellt« gewesen seien. Einer der Führer der demokratischen Gruppe, von d. Hagen, sei mit der Bitte zu ihm, Trägårdh, gekommen, für seine Freunde und sich einen »demokratischen Umschulungskurs« zu veranstalten.
So etwas wurde natürlich niemals erlaubt.
Einer der Sergeanten war am 15. Oktober im Urlaub, zum Zeitpunkt des Überfalls also gar nicht im Lager. Er konnte das Geschehen daher auch nicht kommentieren. Nach seiner Rückkehr hatte man ihn jedoch sofort über den Vorfall unterrichtet, und auf höheren Befehl hatte er »die elf eingesperrt, die den Krawall verursacht hatten«.
Krankenschwester in der Krankenstation. Auf sie hätten die elf Männer der demokratischen Gruppe einen ruhigen und sympathischen Eindruck gemacht. Mehrere von ihnen hätten in den dreißiger Jahren wegen
Weitere Kostenlose Bücher