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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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der Stadt. Doch in der Nähe des Zauns gibt es Anzeichen für eine gesündere Vegetation. Jenseits der Grenzmarkierung befindet sich ein See, der ohne Zweifel der Grund für die sprießende Pflanzenwelt zu meinen Füßen ist. Zwar frustriert es mich, nicht an das Wasser heranzukommen, aber immerhin finde ich mehrere Handvoll Löwenzahnblätter, Lauch und jede Menge weißen Klee. Auch Wills Draht kann ich gut gebrauchen. Zweihundert Meter von unserem Lager entfernt stelle ich einige Fallen auf und versuche, mich an das zu erinnern, was mir meine Brüder diesbezüglich beigebracht haben. Wenn ich Glück habe, dann werden sich ein oder zwei vorbeikommende Tiere in der Schlinge verfangen. Darauf kann ich nur hoffen, denn mein Magen schmerzt bereits vom Hunger.
    Wills Flasche ist leer. Während des Essens teilen Tomas und ich unseren Wasservorrat mit ihm. Als die Nacht hereinbricht, befinden sich nur noch ein paar Schlucke auf dem Boden des einen Gefäßes. Die Suche nach Wasser muss morgen ganz oben auf unserer Prioritätenliste stehen. Ansonsten können wir uns nämlich jede Diskussion sparen, ob wir zu zweit oder zu dritt weiterreisen.
    Tomas beharrt darauf, Nachtwachen einzuteilen. »Wir sind zu dritt, also können wir alle ausreichend Schlaf bekommen und haben trotzdem jemanden, der aufpasst. Cia und ich sind vor Kurzem nur um ein Haar einer Horde wilder Tiere entkommen. Diese Erfahrung muss ich nicht noch einmal machen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.«
    Wir lassen das Feuer brennen, und Tomas gibt mir einen langen Kuss, ehe er auf einen Steinhaufen klettert, um von dort aus über uns zu wachen, während wir schlafen. Ich selbst werde die letzte Schicht übernehmen.
    Nur allzu bald weckt mich Will und ist beinahe sofort eingeschlafen, während ich meinen Platz auf den Steinen einnehme. Das Feuer ist heruntergebrannt, wirft aber noch genug Licht auf meine Freunde, sodass ich sehen kann, wie sich Tomas’ Schultern entspannen, als Will zu schnarchen beginnt. Ist Tomas während Wills Schicht ebenfalls wach geblieben? Offenbar. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Tomas’ mangelndem Vertrauen und meinem schlechten Gewissen, weil ich so gutgläubig bin. Nun, wo ich sehe, wie unwohl Tomas sich in Wills Gegenwart fühlt, muss ich meinen Plan, dass Will bei uns bleibt, wohl noch einmal überdenken.
    Vogelgezwitscher kündigt den Anbruch eines neuen Tages an. Ich habe Tomas versprochen, ihn im Morgengrauen zu wecken, aber ich entschließe mich, erst unser Frühstück zusammenzusuchen, um ihm noch ein paar Minuten Extraschlaf zu gönnen.
    Der Anblick eines mageren, aber durchaus essbaren Kaninchens in einer meiner Fallen bringt mich zum Strahlen. Ich laufe am Grenzzaun entlang zum Lager zurück und halte dabei die Augen nach weiterer Nahrung offen. Eine Handvoll Klee und einige wilde Karotten wandern in meine Tasche. Es wäre schön, wenn es noch mehr wäre, aber das muss eben erst mal reichen. Als ich mich vom Zaun abwende und mich auf den Weg zurück zu Tomas und Will mache, höre ich plötzlich einen Zweig knacken. Ich wirbele herum, ziehe meine Pistole und rechne mit einem Tier. Doch stattdessen steht auf der anderen Seite des Zauns ein grauhaariger Mann und lächelt mich an.

Kapitel 16
    Bevor ich noch etwas sagen kann, hat mir der Mann schon einen kleinen Beutel über den Zaun zugeworfen und ist wieder in den Büschen verschwunden. Ich starre auf den Beutel und frage mich, ob das nur ein weiterer Test ist. Soll ich hineinschauen und riskieren, dass irgendetwas explodiert, oder soll ich das Ding einfach liegen lassen und davongehen?
    Der Beutel ist klein und aus einem groben braunen Material genäht, das keinerlei Ähnlichkeit mit dem Stoff unserer Taschen hat, die wir vom Commonwealth für die Prüfung zugeteilt bekommen haben oder die ich in der Ausrüstungskammer für die Auslese gesehen habe. Ich denke über den Mann nach, der ihn mir zugeworfen hat. Seine Kleidung war ordentlich, wenn auch ausgeblichen. Die Haut des Fremden war tief gebräunt und wettergegerbt, und seine Muskeln schienen von harter Arbeit gestählt. Er erinnerte mich eher an meinen Vater als an irgendeinen der Offiziellen, mit denen ich bislang Kontakt hatte.
    Wer also war dieser Mann? Einer der Renegaten, die Michal im Haus von Magistratin Owens erwähnt hat? Im Geschichtsunterricht haben wir gelernt, dass es nach Ende des Siebten Stadiums des Krieges verschiedene Meinungen darüber gab, wie man das Land wieder revitalisieren könnte.

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