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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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Diejenigen, die überlebt hatten, stritten sich um das beste Vorgehen: Sollten alle Überlebenden wieder unter einer zentralen Regierung zusammengefasst werden, oder sollte jede Gruppe die Freiheit haben, sich einen eigenen Weg zu suchen? Diejenigen, die mit der Entscheidung der Mehrheit nicht einverstanden waren, versuchten, ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen. Ist es vielleicht denkbar, dass der Mann, den ich gerade gesehen habe, einer dieser Überlebenden ist, der sich für eine Existenz außerhalb des Machtbereiches des Vereinigten Commonwealth entschieden hat? Wenn das stimmen würde, warum sollte er mir dann etwas über den Zaun werfen, der das Territorium des Vereinigten Commonwealth begrenzt?
    Nach einigen Minuten siegt meine Neugierde. Ich öffne den Beutel und hoffe, im Innern einen Hinweis auf die Identität des Mannes zu finden. Stattdessen sehe ich dort einen Laib Brot, ein kleines Stück weißen Käse, eine Tüte Rosinen und eine Flasche Wasser. Vorsichtig schraube ich den Deckel auf und schnuppere daran. Es riecht klar und rein. Einige Tropfen meiner Chemikalien bestätigen meinen Eindruck.
    Grübelnd betrachte ich die Gegenstände in meinen Händen. Es kommt mir wie ein Segen vor, dass fast wie von Zauberhand Wasser aufgetaucht ist, nachdem all unsere Vorräte zur Neige gegangen sind. Aber ich kann die Nahrungsmittel nicht mit meinen Begleitern teilen. Jedenfalls nicht, ohne Fragen über die Herkunft von Essen und Wasser heraufzubeschwören. Wenn ich nur mit Tomas unterwegs wäre, würde ich einfach sein Erkennungsarmband abmachen. Will jedoch weiß nichts über die Lauschvorrichtung in unseren Bändern, und wir kennen uns noch nicht lange genug, dass ich seine Reaktion darauf abschätzen könnte. Vielleicht verplappert er sich vor unseren Überwachern und macht damit den einzigen Vorteil zunichte, den wir im Augenblick auf unserer Seite haben – ganz zu schweigen davon, dass die Prüfer auf diese Weise erfahren könnten, dass wir Hilfe von außerhalb des Zauns erhalten haben. Unwillkürlich frage ich mich, was die Strafe für diese Art von Hilfe wäre und ob auch andere Kandidaten sich mit diesen Überlegungen plagen, weil sie ebenfalls dem grauhaarigen Mann begegnet sind.
    Da ich nicht weiß, was ich sonst tun soll, fülle ich einen Teil des frischen, klaren Wassers in eine meiner Flaschen um und verstaue beide Behälter und den Beutel in meiner Tasche. Ich werde mir später überlegen, wann ich meinen Freunden am besten etwas davon abgeben kann.
    Zurück in unserem Lager fache ich das heruntergebrannte Feuer neu an und häute das Kaninchen, während ich weiterhin über meine Begegnung nachgrüble. Wer war der Mann bloß? Im bisherigen Verlauf der Prüfung habe ich erfahren, dass viele andere Kolonien weitaus schlechter mit Nahrung versorgt sind als wir in Five Lakes. Warum also teilt der grauhaarige Mann sein Essen und sein Wasser mit einem ihm unbekannten Mädchen? Weiß er, warum ich auf der anderen Seite des Zauns bin? Weiß er, dass es noch mehr von uns hier draußen in den verseuchten Ebenen gibt? Ahnt er, dass einige von uns diese Prüfung nicht überleben werden? Als das Kaninchen durchgebraten ist und ich meine Begleiter wecke, habe ich noch immer keine Antwort gefunden.
    Will gerät beim Anblick des brutzelnden Fleisches ganz aus dem Häuschen und wippt auf seinen Fußballen auf und ab. Er erinnert mich an meinen Bruder Hamin am Weihnachtstag, und ich frage mich, ob es diese Ähnlichkeit ist, die mich dazu bringt, ihm so viel Vertrauen entgegenzubringen.
    Niemand wundert sich über die Menge des Wassers in der Flasche, während wir frühstücken, zusammenpacken und uns auf den Weg zurück zur Straße machen. Da wir alle satt geworden sind, fühle ich mich nicht mehr ganz so schlecht wegen der versteckten Nahrungsmittel in meiner Tasche. Aber ich merke, dass ich mich immer wieder zurückfallen lasse und beim Laufen mit den Augen den Grenzzaun absuche, ob ich irgendwo eine Spur des Mannes entdecke, der mir die Vorräte zugeworfen hat.
    Nach zehn Meilen versuchen wir immer noch, Wasser aufzutreiben, haben aber immerhin einen Baum entdeckt, der kleine, harte Äpfel trägt. Wir stopfen unsere Taschen damit voll und schieben auch noch einige wilde Karotten dazu, die ich in der Nähe finde. Dann ziehen wir weiter. Nach fünf Meilen fange ich an zu vermuten, dass jede Wasserquelle in der Gegend nicht nahe genug an der Straße liegt, um von dort aus entdeckt zu werden. So leicht wollen es die

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