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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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Prüfer uns offenbar nicht machen.
    Der Boden beiderseits der Fahrbahn ist fest und eben, was mich auf die Idee bringt vorzuschlagen: »Ich denke, einer von uns sollte ein Fahrrad nehmen und weiter entfernt von der Straße nach Wasser suchen. Wer immer diese Aufgabe übernimmt, kann ein viel weitläufigeres Gebiet absuchen und wieder zurückkommen, ehe es Zeit wird, unser Lager aufzuschlagen.«
    »Das mache ich«, bietet Will an.
    Tomas lehnt das Angebot sofort ab. »Sei nicht böse, Will, aber wer sagt, dass du uns nicht im Stich lässt und versuchst, auf schnellstem Weg die Ziellinie zu überqueren, sobald du erst mal auf einem unserer Fahrräder sitzt?«
    »Du hast recht, das könnte ich tatsächlich tun.« Will lächelt. Sein Ton ist freundlich, aber in seinen Augen flackert etwas Dunkles, Zorniges auf. »Ich würde so etwas zwar niemals machen, aber ich verstehe, dass du unter den gegebenen Umständen meinem Wort nicht vertraust. Anders als deine Freundin übrigens. Ich vermute jedoch, dass du mich auch nicht mit ihr allein lassen willst, während du dich umsiehst.«
    »Da liegst du ganz richtig.« Tomas’ Mund verzieht sich zu einem Lächeln, aber mir entgehen seine geballten Fäuste rechts und links von seinem Körper nicht. »Auf keinen Fall werde ich Cia mit irgendjemandem allein lassen. Nicht einmal mit dir.«
    Will bleibt stehen. Seine Augen sind kalt. Auch er ballt die Hände zu Fäusten. »Tja, Tomas, und was jetzt?«
    Ehe Tomas etwas erwidern kann, mische ich mich ein: »Jetzt könnt ihr beiden Idioten gerne hierbleiben und die letzten Tropfen Wasser aus eurem Körper schwitzen, während ich mich nach etwas Trinkbarem umsehe.« Auch wenn ich mich schärfer geäußert habe, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte, bereue ich meine Worte nicht. Will und Tomas scheinen drauf und dran zu sein, sich zu prügeln, und obwohl ich dankbar bin, dass Tomas auf mich aufpassen will, ist seine Macho-Nummer in Anbetracht der Umstände völlig unpassend. Selbst mit der versteckten Flasche Wasser in meiner Tasche schwinden unsere Überlebenschancen mit jeder Meile, die wir zurücklegen, ohne dabei auf eine Wasserquelle zu stoßen.
    Ich nehme die fast zur Neige gegangene Flasche heraus, werfe sie Tomas zu und sage: »Ich werde etwa zehn Meilen vorausradeln, ein paar Fallen aufstellen und dann schauen, ob ich abseits der Straße Trinkwasser entdecke. Ich werde an der Straße in der Nähe der Fallen eine Markierung hinterlassen, falls ihr vor mir dort ankommt. Versucht mal, euch wie Erwachsene zu benehmen, während ich damit beschäftigt bin, uns alle am Leben zu erhalten. Wenn ihr das nicht schafft, dann verdient ihr einer wie der andere, bei diesem Test durchzufallen, und wir wissen ja wohl alle, was die Strafe dafür sein wird.«
    Ich schwinge mein Bein über den Rahmen des Fahrrads und trete in die Pedale. Tomas ruft mir hinterher, ich solle warten, aber ich kehre nicht um. Die beiden sollen ihre Differenzen unter sich ausmachen. Einen kurzen Moment lang macht mir die Tatsache, dass sie beide Waffen haben, Sorgen, aber ich verdränge meine Befürchtungen und radele einfach weiter. Mein Ärger verblasst nach und nach, während ich mich immer mehr von meinen Freunden entferne. Dieser Teil der Prüfung ist dafür gedacht, dass wir etwas über das Land erfahren, das wieder nutzbar gemacht werden muss, aber er ermöglicht den Offiziellen auch einen tiefen Einblick in unsere Psyche. Ja, die Jungs sind gerade übers Ziel hinausgeschossen, aber ich habe ebenfalls überreagiert. Ich bin alles andere als stolz darauf, aber immerhin habe ich eben erfahren, dass ich nicht nur aufbrausend sein kann, sondern mich auch Hals über Kopf in Gefahr begebe, nur um zu beweisen, dass ich recht habe. Vielleicht muss auch ich noch ein bisschen erwachsener werden.
    Ein Blick auf den Transit-Kommunikator verrät mir, dass ich schon zehn Meilen zurückgelegt habe. Ich steige ab, binde ein kleines Stück Laken an einen Busch am Straßenrand, entferne mich gute fünfzehn Meter davon und stelle mehrere Fallen. Als ich diese Aufgabe erledigt habe, radele ich durch Staub, Gras und Geröll Richtung Nordwesten, um nach Wasser zu suchen.
    Die Sonne brennt heiß auf mich herab, während ich mich umsehe. Die Luft ist feucht und drückend. Wenn wir Glück haben, wird es bald regnen. Ich bin dankbar für die versteckte Flasche in meiner Tasche, als ich kreuz und quer über den aufgesprungenen Boden holpere. Noch immer ärgere ich mich so sehr über die

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