Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)
Autoren: Joelle Charbonneau
Vom Netzwerk:
verdrehe meinen Kopf, um einen besseren Blick auf das Symbol auf seinem Armband zu haben. Ein Dreieck mit einem Pfeil in der Mitte. Wir sind nicht in derselben Gruppe.
    »Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass keiner von uns je in so einem Ding gesessen hat.« Tomas steht von seinem Sitz im hinteren Teil des Gleiters auf, kommt nach vorn und nimmt neben Malachi Platz. »Bei diesem Tempo werden wir Tosu-Stadt noch vor der Dunkelheit erreichen.«
    »Glaubst du wirklich?« Die Furcht in Malachis Blick wird schwächer. »Was meinst du: Werden wir uns in der Stadt umschauen dürfen?«
    »Wahrscheinlich erst, wenn wir die Prüfung hinter uns gebracht haben. Es klingt, als ob uns ein ziemlich strikter Zeitplan erwarten würde.« Ein Lächeln blitzt auf Tomas’ Gesicht auf, und er klopft Malachi auf den Rücken. »Aber wenn wir erst mal Studenten an der Universität sind, dann gehören die Stadt und die Mädchen uns. Richtig?«
    Malachi erwidert das Lächeln. »Klar.«
    »Einige von uns Mädchen finden die Leute von der Uni keineswegs besonders attraktiv.«
    Zandri wirft ihre blonde Mähne in den Nacken und lässt einen empörten Blick zwischen Tomas und Malachi hin und her wandern. Malachi sinkt zurück in die Kissen, Tomas lacht nur. Nach einigen Anläufen schafft er es, Malachi in ein Gespräch über die Bilder, die sie von Tosu-Stadt gesehen haben, zu verwickeln, wo es Gebäude gibt, die mehr als zehn Stockwerke hoch sind. Irgendwann hört Zandri auf, vor sich hinzubrüten, und erzählt von den Skulpturen, die sie sich gerne anschauen möchte.
    Ich höre mir das Geplauder der drei an und bin wenig überrascht davon, dass es Tomas ist, der dafür sorgt, dass sich die anderen beruhigen. Wie immer bin ich mir der Tatsache, dass ich die Allerjüngste bin – und diejenige mit der wenigsten Erfahrung –, nur allzu bewusst. In der Klasse habe ich mich nur dann gemeldet, wenn ich mir bei der Antwort ganz sicher war, damit niemand auf die Idee kommen konnte, dass ich da vielleicht noch gar nicht hingehörte. Jetzt mache ich das Gleiche wie in der Schule: Ich lehne mich zurück und höre zu. Die große, blonde, schöne Zandri strahlt selbstbewusste Gereiztheit aus, aber ihre ablehnende Haltung verliert sich ein wenig, als sie sich mit Malachi in ein Gespräch über Kunst vertieft. Ich bin überrascht, wie viel er über Künstler weiß, die längst tot sind.
    Nun, wo Malachi und Zandri die Stille ausfüllen, hält sich Tomas zurück und streut nur hin und wieder eine Bemerkung ein. Auch er wählt jetzt die Beobachterrolle und lässt das Gelächter und die Gesprächspausen der anderen auf sich wirken. Dann bemerkt er, dass ich ihn mustere. Rasch wende ich mit brennenden Wangen den Blick ab. Nicht dass Tomas nicht daran gewöhnt wäre, angehimmelt zu werden. Die meisten Mädchen in unserer Klasse verbrachten den halben Schultag damit, lieber Tomas anzustarren, als auf die Tafel zu schauen. Weil er im Klassenraum den Platz unmittelbar hinter mir zugewiesen bekommen hatte, bin ich gegen derartige Ablenkung immer gefeit gewesen. Aber ich hätte schon blind sein müssen, wenn mir nicht aufgefallen wäre, wie sehr seine Art zu lachen und das Grübchen in seiner linken Wange sein kantiges Gesicht veränderten. Mehr als einmal hat es mir in den Fingern gejuckt, ihm die Haarlocke, die ihm immer in die Stirn fiel, zur Seite zu streichen. Nicht dass ich je den Mut gefunden hätte, es auch tatsächlich zu tun. Aber das ist schon in Ordnung. Jungen und Verabredungen standen nicht eben weit oben auf meiner Prioritätenliste. Und ganz sicher darf sich das gerade jetzt auf keinen Fall ändern.
    Die drei anderen lachen über irgendetwas. Ich schüttele das Gefühl ab, ausgeschlossen zu sein, lächele die kleine Gruppe an und versuche, so auszusehen, als ob mich ihr Geplauder interessieren würde. Irgendwann gestehen Zandri und Malachi, dass sie in der vorangegangenen Nacht nicht besonders gut geschlafen haben. Sie strecken sich auf den gepolsterten Sitzbänken vorn im Passagierraum aus und nicken beinahe sofort ein.
    »Wir sollten uns weiter nach hinten setzen, damit wir sie nicht stören«, flüstert Tomas. Mein Herz pocht etwas schneller, als ich ihm hinterhergehe. Seine erste Amtshandlung besteht darin, diesen Bereich des Abteils zu durchsuchen. Nur zu gern beteilige ich mich daran und öffne die Türen von verschiedenen Schränken, in denen ich Nüsse, getrocknete Früchte, Käse und Cracker finde. Dann stecke ich den Kopf in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher