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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)
Autoren: Joelle Charbonneau
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Ames-Kolonie. Wir werden am Stadtrand haltmachen und zu Mittag essen. Das Prüfungskomitee hat dafür gesorgt, dass wir an diesem Außenposten versorgt werden.«
    »Dann werden wir uns in der Kolonie nicht umschauen können?«
    Er wirft mir ein Lächeln zu. »Du wirst sie schon irgendwann zu Gesicht bekommen. Zum jetzigen Zeitpunkt will das Prüfungskomitee dafür sorgen, dass ihr unter euch bleibt, damit ihr nicht von irgendwelchen äußeren Einflüssen abgelenkt werdet. Du solltest dich lieber hinsetzen, damit du nicht umfällst, wenn ich dieses Ding lande.«
    Ich kehre zu den anderen zurück, nehme Platz und berichte meinen Gefährten, was ich von Michal erfahren habe. Und die ganze Zeit über habe ich das Gefühl, dass mich Augen anstarren. Die Kamera und das Wissen, dass meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, bewirken ein unangenehmes Pochen in meinen Schläfen, und die Muskeln in meinen Schultern spannen sich unwillkürlich an. Die Landschaft zieht nun langsamer unter uns hinweg, und nach einigen Minuten senkt sich der Gleiter, um schließlich rumpelnd aufzusetzen. Malachi verliert die Balance und fällt hin.
    »Tut mir leid«, sagt Michal und kommt aus seinem Abteil. »Ich kann dieses Unding immer noch nicht richtig landen. Vor ein paar Tagen mussten die Bremsbeläge erneuert werden, und seitdem ist die Maschine ziemlich launisch.« Er streckt Malachi eine Hand entgegen, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Dann drückt er auf einen Knopf, und die Tür des Gleiters öffnet sich.
    Warme Luft und der Geruch von frischem Grün begrüßen uns, als wir hinter Michal hinausklettern. Gut fünfzehn Meter vor uns erwartet uns eine kleine, niedrige Holzhütte. Sie ist von immergrünen Bäumen, üppigen Büschen und hohen, blühenden Gräsern umgeben. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass gar nicht weit von hier die Erde trocken und unfruchtbar ist. Wer auch immer in dieser Gegend für das Land verantwortlich ist, macht seine Sache gut.
    Wir folgen Michal einen gepflasterten Weg hinunter, der zum Holzgebäude führt. Im Innern davon befindet sich eine kleine Küche, die mit einem Tisch und fünf Stühlen ausgestattet ist. Ein kleines Badezimmer geht von der Küche ab, die vielleicht fünf mal fünf Meter misst und nach gebratenem Fleisch, Knoblauch und Gemüse riecht. Auf einer Anrichte unter einer Glasglocke liegen ein großer Laib Brot und ein runder Käse. Die Luft ist kalt, aber Michal warnt uns davor, die Fenster oder Türen zu öffnen, da wir damit die empfindlichen Temperaturregler durcheinanderbringen würden.
    Einer nach dem anderen benutzen wir das Badezimmer und waschen uns Hände und Gesicht. Ich melde mich freiwillig als Letzte und nutze die Wartezeit dazu, mich verstohlen in der Küche umzusehen, während ich so tue, als ob ich die Vorhänge vor den Fenstern bewundere. Die erste Kamera entdecke ich in der Lampe, die über dem großen Holztisch hängt. Die zweite befindet sich in der oberen rechten Ecke der Küche. Falls es noch weitere gibt, fallen sie mir nicht ins Auge. Aber die zwei, die ich bereits ausfindig gemacht habe, reichen aus, um mir den Appetit zu verderben. Da ich aber weiß, dass vermutlich alles, was ich tue und lasse, bewertet wird, schaufle ich den Eintopf in mich hinein. Ich lächele und gebe mein Bestes, in das allgemeine Gelächter einzustimmen. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Michal mich beobachtet und eine Augenbraue hochgezogen hat. Er schielt hoch zur Kamera, lässt den Blick dann wieder zu mir wandern und lächelt.
    Er weiß, dass ich es weiß.
    Ich schiebe mir ein großes Stück Brot in den Mund, sodass ich mit Kauen beschäftigt bin und nicht antworten kann. Das gibt mir Gelegenheit zum Nachdenken. Michals Lächeln war erfreut. Stolz. Als ob man mir eine schwierige Aufgabe gestellt hätte, die ich mit Bravour gemeistert hatte.
    Er will, dass ich es weiß.
    Da bin ich mir ganz sicher. Das ist der Grund, warum er uns gesagt hat, wir würden gleich fürs Mittagessen anhalten, genau in dem Moment, als Tomas nach den Crackern gegriffen hatte. Man könnte natürlich auch vermuten, dass er einfach einen Fehler gemacht hat. Michal ist jünger als jeder andere Offizielle aus Tosu, den ich je zu sehen bekommen habe. Aber ganz sicher wäre er nicht bei der Auslese übrig geblieben und hätte nicht seinen Abschluss an der Universität gemacht oder einen solchen Job bekommen, wenn er zu dieser Art von leichtfertigen Fehlern neigen würde. Ist es Teil der Prüfung, Michals Verhalten zu
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