Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)
Fontäne? Ich wate näher. Ja. Ich bin mir ganz sicher. Langsam schiebe ich mich zur gegenüberliegenden Seite des Teiches und finde dort den Netzanschlusskasten, der kaum sichtbar unter einem Steinhaufen verborgen liegt. Der Schalter in der Box ist auf »An« gestellt. Warum sprudelt dann kein Wasser? Ob dies schon der nächste Test ist?
Ich stelle meine Tasche ab und hole das kleine Jagdmesser heraus, welches ich als einen von zwei persönlichen Gegenständen mitgebracht habe. Nachdem ich den Schraubenzieher ausgeklappt habe, nehme ich den Deckel des Kastens ab und schaue hinein. Keiner der Drähte oder Verbindungen scheint gekappt worden zu sein. Es lassen sich auch keine schwarzen Stellen entdecken, die für eine Überladung oder einen Kurzschluss sprächen. Der Schalter ist ordnungsgemäß mit dem Gerät verbunden. Die Pumpe scheint also das Problem zu sein.
Ich mache mich auf den Weg zurück in die Mitte des Teiches, beuge mich vor und spähe durch das klare Wasser hinab auf die Pumpe. Sie ist kompakt und sieht unversehrt aus. Ich überlege, ob ich sie herausholen soll, doch dann fällt mir ein, dass ich jemanden kenne, der sich besser für diesen Job eignet. Jemanden, der das gesamte Bewässerungssystem auf dem Hof seiner Eltern installiert hat.
Tomas ist sofort bereit, von seiner Bank aufzustehen und sich die Sache mal anzuschauen. Zandri und Malachi lachen, als wir an der Pumpe herumwerkeln, aber schon nach kurzer Zeit nehmen sie ihr leises Gespräch wieder auf und lassen Tomas und mich machen.
Tomas glaubt, das Problem müsse beim Antriebsrad liegen. Ich hingegen tippe auf den Motor. Wir entschließen uns, die Pumpe aus dem Wasser zu nehmen, um zu sehen, wer von uns beiden recht hat.
Tomas benutzt mein Messer, um die Pumpe von der Bodenplatte abzuschrauben, und wir waten zurück ans Ufer. Einige Minuten später haben wir die Abdeckung gelöst, und ich stoße einen kurzen Triumphschrei aus. Das Antriebsrad ist intakt; es ist der Motor, der einen Wackelkontakt hat. Eine Weile mache ich mich daran zu schaffen und bin mir sicher, dass ich das Problem behoben habe. Tomas befestigt die Abdeckung wieder und verschraubt die Pumpe erneut auf dem Boden des Teiches. Nicht viel später schießt Wasser in die Luft und durchnässt uns beide.
Das Problem ist beseitigt.
Wir liegen im Gras und lassen unsere Kleidung von der Sonne trocknen, während ich das schöne Gefühl genieße, das ich immer verspüre, wenn ich irgendetwas wieder zum Funktionieren gebracht habe. Ich drehe am Armband, das ich ums Handgelenk trage, und stochere mit einem Fingernagel nach dem Verschluss, während wir vier uns über unsere Familien unterhalten und spekulieren, was sich in Five Lakes wohl gerade tut. Zandri hat einen abwesenden Ausdruck in den Augen. Sie vermisst ihr Zuhause. Ich ebenfalls, aber ich frage mich unwillkürlich auch, ob wir vier am nächsten Tag noch immer hier sein werden, um von daheim zu sprechen.
Gerade als ich glaube, den Verschluss meines Armbandes gefunden zu haben, werden wir zum Mittagessen gerufen. Schnell stecke ich die Spitze meines Messers seitlich in das zweite Metallglied, und das Klicken, das ich daraufhin höre, verrät mir, dass ich die richtige Stelle getroffen habe. Ich überlege, ob ich den anderen davon erzählen soll, doch sie sind bereits in Richtung Gebäude vorgegangen. Sorgfältig schließe ich das Armband wieder, während ich zur anderen Seite des Teiches marschiere und den Schalter betätige. Die Fontäne gurgelt noch ein bisschen und versiegt dann. Vielleicht haben sie hier genug Energie zur Verfügung, um so sorglos mit ihr umgehen zu können, aber ich komme nicht gegen das an, was ich mein ganzes Leben lang eingetrichtert bekommen habe: keine unnötige Verschwendung! Tomas wartet auf mich, als ich den anderen hinterhereile. Beim Anblick des warmen Ausdrucks in seinen Augen, mit denen er meine Umsicht gutheißt, schlägt mein Herz schneller.
Während die letzten Mahlzeiten von fröhlichem Geplauder begleitet waren, ist die Stimmung bei diesem Mittagessen gedämpft. Jedem Einzelnen ist die Anspannung anzusehen, während alle auf die Uhr starren, die hinter dem Büfett an der Wand hängt. Niemand weiß genau, wann sie damit anfangen werden, uns die Prüfungsergebnisse mitzuteilen, aber wir wissen, dass es nicht mehr lange dauern kann. Auf jedem Teller bleibt etwas liegen. Ich schiebe einen Apfel in meine Tasche, während die Zwillinge versuchen, mit Scherzen die Atmosphäre aufzulockern.
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