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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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zu setzen, drohen meine Knie nachzugeben. Ich hole tief Luft und trete einen Schritt von der Tür weg. Drehe mich nach rechts. Gehe zwei Türen weiter, bis ich vor der Aufschrift AUSGANG stehe, lege die Hand auf die glänzende Klinke und hoffe inständig, dass dies nicht die letzte Entscheidung ist, die ich in meinem Leben getroffen habe.

Kapitel 9
    Eine Prüferin erwartet mich in einem kleinen Raum, in dem ich beim Eintreten einen dunklen Holztisch, einen Stuhl und eine Art Kontrollbildschirm sehe. Dieser steuert vermutlich das Lämpchen, das über der Tür im Vorbereitungszimmer von Rot auf Grün umspringt. Der Ausdruck der Offiziellen ist freundlich, als sie mich durch eine Hintertür hinausführt und mich durch einen hell erleuchteten Gang bis zu den Aufzügen geleitet. Sie bleibt im Fahrstuhl, als ich im fünften Stock aussteige und mich frage, wann und in welcher Form mir mein zukünftiges Schicksal mitgeteilt werden wird.
    Ich höre das Stimmengewirr im Speisesaal und beginne zu ahnen, dass ich vielleicht gar nicht so lange warten muss. Die Person, die mir die Antwort darauf geben kann, ob ich bei dem letzten Test die richtige Entscheidung getroffen habe, befindet sich vermutlich unmittelbar hinter diesen Türen. Mein Herz schlägt schneller, als ich Tomas, Will und Zandri an unserem Tisch sitzen sehe, aber ich geselle mich nicht zu ihnen. Noch nicht. Stattdessen lasse ich den Blick durch den Raum wandern.
    Ich entdecke Roman, ehe er mich sieht. Er sitzt da und lacht mit seinen Freunden. Über einen Scherz? Oder vielleicht über uns Leichtgläubige, die er seiner Meinung nach hat ausschalten können?
    Tomas ruft meinen Namen, aber ich bleibe regungslos an der Tür stehen. Das Mädchen neben Roman stößt ihn mit ihrem Ellbogen an. Langsam wendet er den Kopf, bis sich unsere Blicke treffen. Und da weiß ich es genau. Die Ungläubigkeit und der Zorn in seinen Augen verraten mir, dass ich gut daran getan habe, das Schlechteste von ihm anzunehmen. Ich wünschte nur, ich hätte die Wahrheit schneller erkannt. Dann säße Annalise vielleicht auch an einem dieser Tische. Ich sehe keine Spur von ihrem roten Haar und ihrem selbstbewussten Lächeln. Ein kleiner Teil von mir hofft, dass sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen hat, um sich auszuruhen. Allerdings: Sollte das der Fall sein, dann dürfte ich mit ziemlicher Sicherheit durchgefallen sein.
    Ich spüre, wie mir Romans Blicke folgen, als ich mir eine Tüte Cracker vom Büfett nehme, den Speisesaal durchquere und mich zu meinen Freunden setze. Tomas, Will und Zandri erzählen mir von den jeweiligen Aufgaben, die sie gelöst haben. Aus ihren Berichten schließe ich, dass alle Gruppen ähnliche Prüfungsteile hatten, sie jedoch in unterschiedlicher Reihenfolge bearbeitet haben. Tomas hatte sich für sein Team die dritte Frage vorgenommen – das Mathematikproblem, das Roman für unsere Gruppe hatte lösen sollen. Zandri war in ihrem Team als Erste an der Reihe gewesen und hatte sich mit der Geschichtsaufgabe beschäftigt. Will war als Zweiter dran gewesen und hatte Genetik zugeteilt bekommen. Alle aus Tomas’ Gruppe sind zurückgekehrt. Zandri und Will warten noch immer darauf, dass ihre Teamkollegen in den Speisesaal kommen.
    Während ich die Tür im Auge behalte, fragen sie mich, welche Aufgabe mir zugefallen war. Mit leiser Stimme weihe ich sie in meinen Verdacht ein, dass einer meiner Mitstreiter uns in dieser Prüfungsphase wohl hintergangen hat. Ich gestehe ihnen, dass ich mich entschieden habe, die Tür nicht zu öffnen, sondern durch den Ausgang zu verschwinden, ohne meine Aufgabe bearbeitet zu haben. Meine Freunde starren mich an. Ein Knoten wächst in meiner Brust. Will fängt sich als Erster wieder und sagt, er sei beeindruckt davon, dass ich auf meinen Instinkt gehört habe. Dass er froh sei, dass er selbst nicht vor der Wahl gestanden habe, ob er seinen Kameraden trauen soll oder nicht, da Zandri die Einzige war, die vor ihm dran gewesen war. Und auf sie habe er sich natürlich verlassen können. Tomas sieht Will lange an, ehe er sagt, wie stolz er darauf sei, dass ich Brick von meinen Verdächtigungen berichtet habe. Will macht einen Scherz, damit ich mich wieder besser fühle, aber ich tue es nicht. Zandris weit aufgerissene Augen, ihre zitternden Lippen und Tomas’ gerunzelte Stirn, sobald er glaubt, ich würde nicht hinschauen, erinnern mich daran, dass die Bewertung dieser Prüfung noch aussteht. Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass ich einen

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