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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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Zweifel. Im Zeitraum zwischen der Erstellung der Karte und heute hat irgendetwas, vermutlich ein Erdbeben, die Gesteinsmassen verschoben und das Flussbett geleert. Zwar ist das alles andere als eine große Überraschung, doch trotzdem komme ich nicht gegen die Welle der Enttäuschung an. Und schnell macht sich Angst in mir breit, die ich zu verdrängen suche, um mich auf die Lösung des Problems zu konzentrieren. Worum geht es denn schließlich bei der Auslese? Darum, jene herauszufiltern, die auch unter großem Druck noch in der Lage sind, mit einer Schwierigkeit fertigzuwerden. Das Prüfungskomitee will, dass die Kandidaten erfolgreich sind. Irgendwo muss es also Wasser geben. Wir müssen nur aufmerksam und geduldig genug sein, es auch zu finden.
    Südwestlich von uns sehe ich einen kleinen Hügel und sage: »Das Wasser aus diesem Fluss muss doch irgendwohin verschwunden sein. Warum klettern wir nicht auf diese Anhöhe da? Vielleicht können wir ja von da aus was sehen.«
    Tomas schiebt den Atlas wieder in seine Tasche und nickt. »Klingt für mich nach einem guten Vorschlag.«
    Der Hügel ist weiter entfernt und höher, als es zunächst den Anschein gehabt hat. Die Sonne hat schon an Kraft eingebüßt, als wir endlich oben sind. Beim ersten Blick, den wir über die vor uns liegende Landschaft wandern lassen, bin ich kurz davor, in Tränen auszubrechen. Noch mehr rissige graubraune Erde. Weitere krumme, krank aussehende Bäume mit staubtrockenen Blättern. Noch mehr Ödland. Außer dort hinten, in der Ferne. Ich blinzele im Schein der untergehenden Sonne. Ja. Rechts von uns, ziemlich weit weg, entdecke ich eine Grünfläche. Ein Grün, das von gedeihenden Pflanzen stammen muss. Und um zu wachsen, brauchen Pflanzen Wasser.
    Mit einem breiten Lächeln nimmt Tomas meine Hand, und im Eiltempo marschieren wir los. Unterwegs dämmert mir, dass sich die Aussicht vom Hügel zwar als äußerst hilfreich erwiesen hat, dass sie uns aber auch in Gefahr gebracht haben könnte. Jeder im weiten Umkreis, der hochgeschaut hat, muss uns gesehen haben. Ich erwähne Tomas gegenüber meine Sorgen, aber es gibt nicht viel, was wir tun können. In dieser kahlen Gegend würden wir ohnehin keine Deckung finden. Wir müssen einfach weiterlaufen und auf das Beste hoffen.
    Je näher Tomas und ich dem Grün kommen, desto merkwürdiger fühle ich mich. Die unmittelbare Nähe des Hügels zu den Pflanzen und der potenziellen Wasserquelle, die wir an dieser Stelle vermuten, erscheint mir ein bisschen zu viel des Zufalls. Dieser Landstrich ist noch nicht offiziell revitalisiert worden und macht den Eindruck, von den Regierungsmitgliedern des Vereinigten Commonwealth unberührt gelassen worden zu sein. Aber der Schein könnte auch trügen. Dr. Barnes und seine Prüfer wollen vielleicht sehen, ob wir unseren Kopf gebrauchen und wie wir Probleme wittern und nach Lösungen suchen. Es erscheint mir mehr als plausibel, dass sie uns im großen Prüfungsgeschehen auch mit kleineren Testaufgaben konfrontieren und dass sie bei den Schwierigkeiten, denen wir unterwegs ausgesetzt sind, nichts ungeplant lassen.
    Als wir die grüne Fläche beinahe erreicht haben, bin ich mir ganz sicher, dass diese Oase nur eine weitere Prüfung ist. Die Pflanzen wachsen in einem perfekten Oval. In der Mitte schimmert das klare, reine, offenkundig nicht kontaminierte Wasser eines kleinen Teiches. Zwei Bäume mit gesunden Blättern beschützen ihn links und rechts. Das gesamte Areal ist nicht mehr als sieben Meter lang und halb so breit. Es gibt keinen Zweifel. Dieses kleine Paradies ist von Menschenhand angelegt worden.
    Tomas beschleunigt beim Anblick des Wassers seinen Schritt, bremst jedoch noch einmal ab, als er merkt, dass ich nicht mehr an seiner Seite bin. »Was ist denn los, Cia?«
    Ich erkläre ihm meine Bedenken, und seine Stirn legt sich in Falten. Sehnsüchtig lässt er den Blick auf dem Teich ruhen und sagt: »Die Prüfer wissen, dass wir alle dringend Wasser benötigen. Da wäre es doch nur logisch, wenn sie zusätzliche Wasserquellen schaffen würden, damit wir am Leben bleiben. Ansonsten besteht nämlich niemand von uns diese verdammte Prüfung. Und was würden sie dann machen?«
    Tomas hat recht. Aber er war auch nicht derjenige, der sich anhören musste, wie kühl und sachlich Dr. Barnes auf Rymes Tod reagiert hat. Er war es nicht, der Malachi sterben sah. Wenn ich all das nicht erlebt hätte, würde ich diesen Ort vielleicht ebenfalls für ein Geschenk der

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