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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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voll nehmen und noch einmal testen, um ganz sicherzugehen, ehe wir davon trinken. Jetzt klemme ich mir erst mal die drei Flaschen unter den Arm und schiebe mich durch das dichte Buschwerk zurück zu unserem Lager. Dort knabbere ich einige getrocknete Apfelstücke und rolle mich dann neben Tomas auf dem Laken zusammen. Zwar versuche ich angestrengt wach zu bleiben, aber ich komme einfach nicht gegen die Erschöpfung des langen Tages an.
    Genug Auslese für heute.
    Der Schlaf ist stärker.
    Am nächsten Morgen begrüßt mich das Zwitschern eines Vogels. Wie ich da, so warm ins Laken eingekuschelt, liege, glaube ich für einen kurzen Moment, wieder zu Hause vor dem Kamin zu sein, nachdem mich das Schnarchen meiner Brüder aus dem Zimmer gejagt hat. Dann merke ich, wie sich etwas hinter mir regt, und erinnere mich daran, wo ich mich tatsächlich befinde. Ich reiße mit einem Schlag die Lider auf und sehe, dass Tomas’ klare graue Augen mich anblicken.
    »Guten Morgen«, sagt er mit einem liebevollen Lächeln. »Ich wollte dich nicht aufwecken.«
    »Und ich wollte nicht einschlafen.« Ich ärgere mich über mich selbst. So viel zum Thema Wache halten, falls der Armbrustschütze zurückkehrt. Wenn er uns in der Nacht aufgespürt hätte, wären wir beide jetzt tot. Das war dumm und leichtsinnig von mir. Wir können von Glück sagen, dass wir noch am Leben sind.
    Tomas scheint sich deswegen nicht zu grämen, aber er dämpft seine Stimme, als er sagt: »Wir sind hier recht gut versteckt. Ich bin schon vor einer ganzen Weile aufgewacht und habe mich umgesehen. Falls irgendeiner der anderen Kandidaten hier vorbeigekommen sein sollte, habe ich jedenfalls nichts davon mitbekommen.«
    »Findest du es nicht merkwürdig, dass wir bislang keinem anderen Prüfling begegnet sind?«, frage ich.
    »Eigentlich nicht. Auf der Karte, die sie uns im Prüfungszentrum gezeigt haben, sah es so aus, als würden die Grenzlinien hier in dieser Gegend mindestens zwanzig Meilen auseinanderliegen. Das bedeutet, dass wir uns alle ganz gut verteilen können. Zunächst jedenfalls.« Er greift in seine Tasche, holt seinen Atlas heraus und schlägt ihn auf der Seite von Kansas auf. »Wenn ich mich richtig entsinne, dann nähern sich die Zäune am Ende einander an, und zwar ungefähr hier.« Er deutet mit dem Finger auf einen Punkt ein gutes Stück von der Stadt entfernt, die früher einmal Wichita hieß. »Ich schätze, dass die Prüfer uns an diesem Punkt aufeinander zutreiben wollen, um zu sehen, wie wir darauf reagieren.«
    »Also ein weiterer Test im Test. Wie gestern.«
    »Stimmt, und das, wo der Teil gestern schon so toll gelaufen ist.« In Tomas’ Augen blitzt Zorn auf: eine Gefühlsregung, die ich bei ihm bislang noch nie gesehen habe. Normalerweise ist er immer so ruhig und ausgeglichen. Jetzt jedoch klingt seine Stimme laut und angespannt, als er fortfährt: »Ich bin beinahe in Stücke gerissen worden, weil ich einfach nicht glauben wollte, dass du recht haben könntest. Dass das einzige Zeichen der Hoffnung, welches wir seit Beginn des Auslesetests zu sehen bekommen haben, angelegt wurde, um uns zu töten. Ich habe mir die ganze Zeit über gesagt, dass du dich irrst und ich recht habe. Ich meine: Warum zur Hölle sollten uns die Prüfer hier zusammenpferchen, wenn sie uns ohnehin alle umbringen wollen? Für mich ergibt das alles keinen Sinn.«
    Er hat die Fäuste geballt, und ich sehe Unverständnis und Wut in seinen Augen, als er auf eine Antwort wartet, die ich ihm nicht geben kann. Also nehme ich Tomas’ schmutzstarrende Hand und drücke sie schweigend, denn ich fühle mich genauso verloren wie er.
    Einige Minuten bleiben wir Hand in Hand sitzen, ehe Tomas mir ein Lächeln zuwirft, das das vertraute Grübchen in seine Wange zaubert. »Nun, in einem Punkt lagst du allerdings falsch. Ich war ganz sicher nicht der schlaueste Kerl in unserer Klasse, Cia. Auch wenn es ziemlich klug von mir war, mich mit dir zusammenzutun. Welches andere Mädchen hätte mir schon den Arsch zusammengeflickt, nachdem ich es gerade geschafft habe, mich in die Luft jagen zu lassen?«
    »Machst du Witze?« Ich drehe mich weg, nestle an meiner Tasche herum und ziehe eine Tüte mit getrockneten Früchten heraus, nur damit Tomas nicht sehen kann, wie rot meine Wangen geworden sind. »Praktisch jedes unverheiratete Mädchen in der Five-Lakes-Kolonie hätte sich darum gerissen, dich zu verarzten. Vor allem, wenn du dich dann mit einem Kuss bedankst.«
    »Cia.« Als ich

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