Die Außenseiter
platzieren konnte, ragten die Enden der seltsamen Objekte steil in die Höhe.
Bei der Suche nach dem vermissten Hilfsnahrungszubereiter hatte der Suchtrupp die Kolonie auf den Kopf gestellt. Als der Trupp mit einiger Sicherheit behaupten konnte, dass der Gesuchte sich nicht mehr in der Kolonie befand und auch nirgendwo seine Leiche entdeckte, war Jhywinhuran von ihrem Arbeitsplatz in diesen Raum gerufen worden. Hier saß sie nun und wartete. Bei der untersten Ebene des Höchsten Stocks, was ging hier nur vor?
Sie musste nicht lange warten.
Vier Leute betraten den Raum. Zwei von ihnen hatten insgesamt so viele Gliedmaßen wie Jhywinhuran alleine. Sie hatte zwar schon Menschen im Stock gesehen, aber nicht oft. Die Sektion, in der sie arbeitete, gehörte nicht zu den Kolonieeinrichtungen, die die Menschen regelmäßig besuchten, und Jhywinhuran selbst kam ohnehin nie mit ihnen in Kontakt. Dank ihrer Studien, die sie vor der Ankunft in der Kolonie betrieben hatte, erkannte sie nun, dass der eine Mensch weiblich und der andere männlich war. Menschen wiesen oft höchst unterschiedliche Haut- und Augenfarben auf, und das war auch bei diesen beiden Menschen der Fall. Derartige körperliche Unterschiede bei Menschen waren nichts Neues für Jhywinhuran. Es überraschte sie auch nicht, als die beiden auf zwei der drei sonderbaren Objekte Platz nahmen, deren Funktion Jhywinhuran eben noch Rätsel aufgegeben hatte. Sie zuckte innerlich zusammen. Wie konnte ein Wesen - selbst so ein bewegliches wie ein Mensch - eine Haltung »entspannend« nennen, bei der der Körper ungefähr in der Mitte geknickt wurde? Doch selbst das wunderte sie nicht.
Was sie hingegen wunderte, war, dass die Menschen an der Befragung teilnahmen - und zwar nicht in ihrer eigenen Sprache, sondern in grobem, schlichten Nieder-Thranx, das jedoch gut zu verstehen war.
»Wie lange kennen Sie den Hilfsnahrungszubereiter, der sich selbst Desvenbapur nennt?« Die Menschenfrau sprach Desvenbapurs Berufsbezeichnung leicht holprig aus.
Jhywinhuran zögerte, ebenso über die Frage verblüfft wie über die Tatsache, wer sie ihr stellte. Hilfe suchend sah sie die zwei anwesenden Thranx an, und der Altere von beiden bedeutete ihr mit einer Geste, dass sie die Frage beantworten solle. Und das nicht gerade freundlich! Offenbar war die Lage ernst.
»Ich habe ihn auf der Zenruloim kennen gelernt, während der Reise von Willow-Wane nach hier. Er war sehr nett, und da nur vier von uns für die Verlegung auf diese Welt hier ausgewählt worden waren, ist es nicht ungewöhnlich, dass wir uns angefreundet haben. Ich habe mich auch mit den Ingenieuren Awlvirmubak und Durcenhofex angefreundet.«
»Die beiden interessieren uns nicht und haben auch nichts mit dieser Angelegenheit zu tun«, erklärte der ältere der beiden Thranx. »Denn die beiden sind nicht nur genau dort, wo sie sein sollen, sondern geben sich auch nicht für jemand anderen aus.«
Jhywinhuran vollführte eine Geste der Verwirrung. »Das verstehe ich nicht.«
»Wir auch nicht«, erwiderte der alte Thranx. »Unter anderem deshalb haben wir dieses Treffen anberaumt: um die Angelegenheit zu klären.« Während er redete, wippten seine Antennen ruhelos - ein Zeichen seiner Beunruhigung. »Wir haben Ihren Freund nun offiziell als ›abwesend‹ klassifiziert.«
»Ich weiß. Ich habe dazu beigetragen, dass die Suche nach ihm eingeleitet wurde.«
»Nein, Sie wissen gar nichts«, korrigierte der alte Thranx sie. »Ich meine nicht, dass er im herkömmlichen Sinne abwesend ist. Er ist nicht einfach nur seiner Arbeit fern geblieben. Wir konnten ihn nirgendwo im Stock finden.«
»Noch nicht einmal«, fügte der männliche Mensch ein wenig melodramatisch hinzu, »seine Leiche.«
»Das führt uns unausweichlich zu dem Schluss«, sagte der jüngere Thranx, »dass er die Kolonie verlassen hat.«
»Verlassen?« Jhywinhurans Verwirrung wich echtem Zweifel. »Sie meinen, er ist nach draußen gegangen? Freiwillig?«
Der alte Thranx beugte die Beinglieder: die Geste für traurige Zustimmung. »Davon müssen wir ausgehen.«
»Aber warum?« Jhywinhuran, die die Anwesenheit der Menschen inzwischen akzeptiert hatte, richtete ihre Frage ebenso an sie wie an ihre nüchternen Vorgesetzten. »Wieso sollte er so etwas tun? Warum sollte das irgendein Koloniebewohner tun?«
Der weibliche Mensch legte ein Bein über das andere - eine fesselnde Geste, die kein Thranx auch nur halb so flüssig zustande gebracht hätte. Jhywinhuran
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