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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Geschichtsbüchern. Ich lese nämlich manchmal, weißt du.«
    »Das habe ich nie angezweifelt.« Desvendapur lauschte nicht nur gebannt den Worten des Menschen, sondern prägte sich auch dessen Ausdrucksweise und Körperhaltung sowie dessen wundervoll verzerrte Gesichtsausdrücke ein. Der Wortschwall des Zweifüßers war wirklich eine fruchtbare Inspirationsquelle!
    »Die Menschheit hat sich wirklich von vielen Dingen befreit, hat viele ihrer alten Probleme überwunden. Aber die Armut gehört nicht dazu. Bis heute nicht. Die Soziologen streiten sich viel über das Thema: dass es immer arme Leute geben wird, ganz gleich, wie reich die Spezies insgesamt wird. Irgendeiner muss immer ganz unten sein, egal, wie reich die Elite ist.« Er schüttelte energisch den Kopf.
    »Ich, ich werde nicht ganz unten bleiben! Als mir zum ersten Mal klar geworden ist, dass ich es nie auf gewöhnliche Weise nach oben schaffen würde, hab ich einfach damit angefangen, mir die Dinge zu nehmen, die mich nach oben bringen würden. Da bin ich nicht der Einzige, ganz bestimmt nicht, aber ich bin geschickter als manch anderer! Deshalb stehe ich auch hier und rede mit dir, anstatt in irgendeinem Krankenhaus meine Wunden zu lecken und darauf zu warten, dass man mich zur gerichtlich verfügten Partial-Gedächtnislöschung abholt.« Cheelo empfand es als zutiefst befriedigend, sich seinen ganzen Ärger von der Seele zu reden, auch wenn ihm nur ein außerirdisches Insektenvieh zuhörte. In einem Anflug von Tollkühnheit fügte er hinzu:
    »Ich bin hier im Dschungel, weil ich jemanden getötet habe.«
    Ein Schauder durchrieselte Desvendapur. Das war mehr, als er sich erhofft hatte: reinste Inspiration - so rein, wie er sie sich selbst in seinen wildesten Träumen nicht hätte ausmalen können! »Du hast einen anderen Menschen ermordet?«
    »Nicht ermordet, unabsichtlich getötet«, protestierte Cheelo. »Ich wollte noch nie jemandem wehtun. Töten ist schlecht fürs Geschäft. Es ist ... einfach passiert. Ich brauchte Geld. Nach dem Vorfall musste ich verschwinden, irgendwohin, wo ich eine Weile untertauchen konnte.« Er deutete hinein in die weitläufige Regenwaldwildnis. »Das hier ist ein hervorragendes Versteck. Zumindest war es das, bis ich dir über den Weg gelaufen bin.«
    »Du bist immer noch ›untergetaucht‹«, versicherte Desvendapur ihm. »Ich werde dich nicht verraten.«
    »Du brauchst mich auch gar nicht mehr zu ›verraten‹, um mir Ärger zu machen«, entgegnete Cheelo anklagend.
    »Wie du schon sagtest: Wenn deine Käferbrüder und ihre menschlichen Freunde mich bei dir finden, bin ich erledigt! Jetzt ist es für mich sowieso vorbei. Ich war schon auf dem Weg nach Hause, als du mich getroffen hast. Ich hatte eine Verabredung. Und du wirst mir sicher nicht helfen, sie einzuhalten.« Langsam wanderte Cheelos Hand zur Pistole.
    »Noch einen Tag.« Der Thranx blickte zum Himmel. »Sie haben mich noch nicht gefunden. Ich glaube auch nicht, dass sie mich aufspüren können, wenn ich mich weiterhin vor ihnen verstecke. Aber alles, worum ich dich bitte, ist, noch einen Tag mit dir verbringen zu dürfen.«
    Cheelos Finger schwebten über dem Pistolengriff. Warum warten?, dachte er. Töte ihn und verschwinde! Ob sie seine Leiche finden, spielt keine Rolle. Und selbst wenn, werden sie dich nicht mit ihm in Verbindung bringen. Die Bewohner der geheimen Kolonie und ihre Verbündeten werden dich nur für einen einsamen Wanderer halten, der sich im riesigen Regenwald rumtreibt.
    Doch etwas an dem Verhalten des Thranx - eine ungezügelte Begierde, ein verzweifelter Wissensdurst, das Bedürfnis, etwas zu erreichen - rührte Cheelo Montoya tief in seinem Innersten an. Nicht, dass er und der Thranx sich in irgendeiner Weise ähnelten: ein absurder Gedanke. Cheelo hatte nie einen Sinn für Poesie oder Kunst im Allgemeinen gehabt, vielleicht abgesehen von einer ganz speziellen Kunstform: die Arglosen und Unglücklichen möglichst geschickt um ihre Habseligkeiten zu bringen.
    Die getarnte Sonde war bereits durch diesen Teil des Dschungels geflogen, daher war es unwahrscheinlich, dass ihr noch eine zweite folgen würde. Sicher waren die Mittel der geheimen Kolonie begrenzt, und so verzweifelt die Thranx auch immer nach ihrem missratenen Artgenossen suchen mochten, sie mussten dabei höchst vorsichtig vorgehen. Ansonsten würden sie die Reservats-Ranger oder deren automatische Überwachungsgeräte auf sich aufmerksam machen. Wenn er mit dem Krabbeltier in

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