Die Außenseiter
nicht sprechen durfte, würde er die für ihn geeigneten Pflanzen irgendwie anders beschreiben müssen. Er wandte sich ab und inspizierte aus nächster Nähe die Spüle. Sollte Cheelo sich die Antworten doch selbst ausdenken!
Als Montoya begriff, dass der Thranx ihm nicht helfen würde, improvisierte er. »Er hat im Moment keinen Hunger, und wenn er nicht hungrig ist, will er auch nicht über Nahrung reden.«
Maruco knurrte: »Wir tauen ein paar Früchte und Gemüse auf. Dann kann er sich selbst aussuchen, was er will. In der Zwischenzeit muss ich mich um den Deal kümmern. Hapec, du entlädst den Transporter!« Sein Partner nickte und verschwand in den Gang, der das Haus mit der Garage verband. Maruco kniff die Augen zusammen und musterte seinen gefesselten Gefangenen. »Wenn ich den Eindruck bekomme, du willst dich aus den Fesseln befreien, leg ich dir ein paar davon ums Gesicht!« Sein Grinsen wurde breiter. »Dann kannst du dem Käfer sagen, das gehört auch zum Begrüßungsritual.« Er schaute zu Desvendapur.
»Ich durchsuche seinen Sack oder die Tasche oder was immer das da auf seinem Rücken ist nicht, denn ich will ihn nicht aufregen. Ich weiß, dass er keine Waffen bei sich hat, sonst hätte er nämlich mittlerweile längst versucht, sie zu benutzen.«
Cheelo nickte. »Wie ich dir gesagt hab: Er hat im Regenwald geforscht. Deshalb hat er bis jetzt auch kooperiert. Er hat keine Waffen.« Das war die Wahrheit, jedenfalls soweit Cheelo wusste.
»Schön. Wir belassend dabei. Vorerst jedenfalls.« Der Wilderer legte Cheelo wieder eine der selbstverschließenden Fesseln um die Handgelenke und zog die Sicherheitslaschen ab. Binnen Sekunden erstarrte der Kunststoff. »So. Jetzt kannst du nicht hinter meinem Rücken mit ihm ›reden‹, während ich arbeite.«
Er drehte sich um und ging zu einem Schreibtisch im hinteren Teil des Raums, wo er sich auf einen Stuhl niederließ. Kurz darauf kommunizierte er in wohl überlegter Reihenfolge mit Individuen in fernen Teilen der Welt, Personen, deren Ethik ebenso armselig war, wie ihre Bankkonten aus allen Nähten platzten.
Während Cheelo hilflos dasaß und innerlich kochte, nahm der stets neugierige Desvendapur noch immer die Unterkunft der Wilderer in Augenschein. Die Temperatur und Luftfeuchte waren auf ein für ihn erträgliches Maß gestiegen, und er genoss die kurze Ruhepause, die, wie er wusste, nicht lange währen würde. Während er den Raum samt Einrichtung inspizierte, fiel ihm ab und an auf, dass Cheelo immer wieder sein Gesicht zu außerordentlich vielfältigen Grimassen verzog. Keine davon sagte dem Dichter etwas, obwohl er an ihrer Häufigkeit und Dringlichkeit erkannte, dass der Mensch ihn anflehte, etwas zu unternehmen.
Desvendapur hatte genug Zeit zum Nachdenken gehabt: Er konnte natürlich nicht zulassen, dass man ihn verkaufte. Wenn sich ihm keine Alternative eröffnete, würde er zwar auch in Gefangenschaft überleben, ja sich sogar wohl fühlen können. Aber eigentlich hatte er für seine Zukunft bessere Pläne. In menschlicher Gefangenschaft würde man seine Vorträge nicht angemessen zu schätzen wissen. Er brauchte ein Thranx-Publikum. Daher musste er eine Möglichkeit finden, zur Kolonie zurückzukehren. Da er nicht wusste, wie er das alleine schaffen sollte, brauchte er Cheelos Hilfe. Das bedeutete jedoch nicht, dass er jetzt alles überstürzen müsste, nein, er würde sich Zeit lassen. Die beiden asozialen Elemente wollten zwar viel Geld mit Des verdienen, doch bezweifelte er, dass sie zögern würden, ihn zu töten, wenn sie sich bedroht fühlten. Bestimmt verstand Cheelo das.
Kurze Zeit später hatte Hapec den Transporter entladen und kehrte wieder ins Haus zurück. Er trat an die Küchenzeile und machte sich daran, eine Mahlzeit zuzubereiten, während sein Partner noch immer über eine sichere Verbindung mit seinen internationalen Kunden kommunizierte. Die beiden Männer ignorierten ihre Gefangenen zwar nie völlig, aber immerhin weitgehend.
Desvendapur befand sich in einer Situation, auf die sein lebenslanges Studium ihn nicht hatte vorbereiten können, daher musste er nun auf eine Eigenschaft zurückgreifen, die ihn noch nie im Stich gelassen hatte: seinen Einfallsreichtum. Während er die Behausung der Männer untersuchte, legte er sich im Kopf einen Plan zurecht - in der Weise, in der er auch einen langen Vortrag planen würde, komplett mit gründlichen Revisionen und Korrekturen.
Der nervöse Cheelo bekam nichts davon mit. Die
Weitere Kostenlose Bücher