Die Außenseiter
schnarchend, von allen Anwesenden ringsum ignoriert.
Zwei andere hatten ihre Sitze gedreht und sahen zum 3-D hinüber. In ihrer Nähe saß ein dritter Mann über seinen Drink gebeugt. Sein Glas, das eine blassgrüne Flüssigkeit enthielt, flüsterte ihm in leisem, beruhigenden Ton etwas zu. Die lüsterne Stimme war keine Einbildung: Das Glas redete tatsächlich. Seine beruhigende Botschaft war irgendwo in seinen Molekülen gespeichert. Sank der Flüssigkeitspegel im Glas, gab es neue Sätze für den Trinker zum Besten.
»Meine Fresse, sieh dir das an!« Der Sprecher deutete auf das in der Raummitte schwebende Bild und verlagerte seine Haltung auf dem Sitz, dessen betagte und armselig gewarteten Kugelgelenke Mühe hatten, den ungestümen, 3- D schauenden Trinker davon abzuhalten, zu Boden zu stürzen. Auf der Kleidung des unrasierten Mannes lag eine dicke Schicht verrottender Pflanzenreste aus dem Regenwald.
»Mann, ich hab noch nie etwas derart Hässliches gesehen!«, stimmte sein Begleiter ihm zu. Er drehte sich leicht auf dem Stuhl und stieß seinem Sitznachbarn kräftig den Finger in die Seite. »Hey, Cheelo, schau dir das mal an, Mann!«
Der dritte Trinker, dem die falschen Versprechungen seines redseligen Drinks noch in den Ohren hallten, wandte sich widerwillig um und starrte zum 3-D. Das Bild, das in dem Gerät in instabilen drei Dimensionen dargestellt wurde, drang kaum bis in sein vom Alkohol benebeltes Bewusstsein vor.
Sein Peiniger, ein vorgeblicher Freund, stieß ihn erneut an. »Na, wenn die nicht grässlich aussehen, weiß ich's nicht!« Er runzelte die Stirn, ein unangenehmer Anblick. »He, Cheelo - kriegst du irgendwas davon mit?«
»Schau dir doch seine Augen an!«, machte der stämmige Trinker seinen Kumpanen in dringlichem Ton aufmerksam. »Der kippt bestimmt jeden Moment um! Ich wette mit dir um fünf Kredits, dass es ihn endgültig umhaut, wenn du ihn noch mal anstupst! Sein Stuhl ist nicht mehr stabil genug, da kann er sich gar nicht drauf halten!«
Die Worte brannten schlimmer als der Alkohol. Cheelo Montoya richtete sich im Sitz ein wenig auf. Es kostete ihn Mühe, aber er zwang sich dazu. »Ich werd ... ich werd nicht umkippen!« Angestrengt versuchte er, den Blick auf das 3-D-Bild zu konzentrieren. »Ja, ich sehe sie. Sie sind hässlich. Na und?« Er sah seinen »Freund« streng an. »Du musst sie ja nur ansehen, nicht mit ihnen schlafen!«
Die anderen beiden Männer fanden seine Bemerkung höchst amüsant. Als ihr hustendes, johlendes Gelächter verklungen war, drohte der größere Mann dem kleinwüchsigen Montoya scherzhaft mit dem Finger. »Manchmal werd ich echt nicht schlau aus dir, Cheelo. Mal glaub ich doch glatt, du bist so dumm und ignorant wie die anderen armseligen Wilderer und grampeiros hier, und dann überraschst du mich plötzlich, weil du was annähernd Intelligentes ablässt.«
»Danke«, murmelte Montoya trocken. Er deutete mit dem Kopf auf das 3-D-Bild. Sein Blick trübte sich, als lege sich eine dicke Honigschicht über seine Augen - ein vertrautes Gefühl. Er blinzelte. »Was sind das überhaupt für Wesen?«
Die anderen Männer tauschten einen Blick, dann erwiderte der, der am nächsten zu Montoya saß: »Heißt das etwa, du weißt das nicht, Mann?«
»Nein«, murmelte Cheelo. »Ich weiß es nicht. Kannst mich deswegen ja erschießen.«
»Die Kugel wäre verschwendet«, stichelte der stämmige Trinker, aber so leise, dass Montoya es nicht mitbekam. »Das sind Käfer, Mann. Käfer.« Er wedelte wild mit den Armen vor Montoya, doch war die betonende Geste überflüssig. »Riesige, fette, schmutzige, stinkende außerirdische Insekten! Und sie sind hier! Hier auf der Erde oder zumindest auf den beiden offiziellen Kontaktgeländen.«
Der stämmige Trinker lehnte sich mit dem Rücken an die Bar und starrte trüben Blickes zum 3-D. »Ich hab gehört, sie sollen gut riechen.«
Sichtlich empört fuhr sein schlaksiger Freund zu ihm herum. »Was? Gut riechen? Das sind Insekten, Mann! Insekten riechen nicht gut! Schon gar keine außerirdischen!« Er senkte bedrohlich die Stimme und tat mutig: »Mann, wenn ich nur einen Riesenschuh hätte, dann würd ich damit auf die Viecher drauftreten und sie alle zerquetschen!« Er senkte den Blick, sprang plötzlich vom Sitz und landete mit den Füßen auf einer großen tropischen Schabe. Das Insekt versuchte noch auszuweichen - vergebens. Es knirschte vernehmlich unter den dicken Sohlen der Dschungelstiefel. »So behandelt man
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