Die Außenseiter
gab. »Schafft ihn raus und sorgt dafür, dass er sein großes Zeug draußen macht! Und wenn ihr echte Freunde seid, lasst ihn nicht einfach auf der Straße liegen!« Er sah zur Decke hoch. »Es wird heute Nacht ziemlich stark regnen, und ihr wisst, dass es bis Sonnenaufgang nicht aufhören wird. Versucht ihm diese Pillen einzutrichtern! Sie werden die giftige Wirkung einiger Alkoholradikale neutralisieren. Dann fühlt er sich nach dem Aufwachen nicht so, als ob sein Gehirn versucht, sich den Weg aus seinem Schädel freizuboxen. Armes Schwein.« Mit dem Gefühl, seine Pflicht getan zu haben, wandte er sich wieder seinen Flüssigkeiten und Tränken und anderen Gästen zu.
Vom Bartender beauftragt, zerrten die beiden Männer den schlaffen Montoya widerwillig nach draußen. Der tropische Regen, der die Nacht erbarmungslos mit Feuchtigkeit durchtränkte, ergoss sich senkrecht vom Himmel und versickerte in der Erde. Hinter der dunklen Reihe aus baufälligen Gebäuden auf der anderen Seite der einzigen Straße im Ort kletterten wild wuchernde Pflanzen den dunklen Hang hinauf: die Grenze zum wilden und menschenleeren Amistad.
Mit überdeutlichem Abscheu drückte der stämmige Mann Montoya die Pillen in den Mund und massierte ihm grob den Hals, ehe der unwillige Helfer sich erhob.
»Hat er sie geschluckt?«, fragte der andere Trinker. Er starrte in den sintflutartigen Regen, der gleich hinter dem tropfenden Rand des Vordachs eine nasse Wand bildete.
»Wen zur Hölle kümmert das?« Sein Gefährte richtete sich auf und stieß den schlaffen Montoya mit dem Stiefel an. »Los, wir schubsen ihn in den Regen raus! Entweder wird er dann nüchtern - oder er ertrinkt. Auf jeden Fall ist er hinterher besser dran.«
Gemeinsam hoben sie die schlaffe Gestalt von dem Fertiggehsteig aus Kunststoff, zählten bis zwei und schleuderten ihn weit in den Platzregen hinaus. Das war nicht schwer. Montoya war kein großer Mann und wog auch nicht sehr viel. Kichernd kehrten die beiden Männer ins warme Lokal zurück, und der stämmigere von beiden warf noch einmal einen Blick zurück zur Straße und schüttelte den Kopf.
»Der hat noch nie was unternommen und wird's auch nie tun!«
Schlamm drang ihm in den offenen Mund, und der Regen trommelte so fest auf ihn herab, dass es weh tat. Vergebens versuchte Montoya aufzustehen, fiel aber wieder und wieder, mit dem Gesicht zuerst, in den Schlamm zurück, der über die importierte Kunststoffstraße rann. Da er unmöglich würde aufstehen können, rollte er sich auf die Seite. Der Regen prasselte weiter auf ihn herab und rann in kleinen Wasserfällen über sein Gesicht.
»Ich werd was unternehmen«, murmelte er. »Was Großes. Irgendwann.«
Ich muss weg hier, hörte er sich selbst schreien. Muss einfach weg hier. Die Schürfer sind zu hartgesotten, als dass man sie überwältigen könnte; die Händler so schwer bewaffnet, dass man sie nicht einschüchtern kann. Brauche Geld, um irgendwohin zu kommen, wo es schön ist, wo sich der Aufenthalt lohnt. Vielleicht Santo Domingo. Oder Belmopan. Ja, das war genau der richtige Ort! Viele Touristen mit großen Augen und dicken Kreditkonten!
Etwas krabbelte ihm über den Bauch. Rasch setzte er sich auf und sah einen riesigen Hundertfüßer über seinen Körper laufen. Er stieß den verzweifelten Schrei eines verirrten Kindes aus und strich sich so lange über den Bauch, bis es ihm gelang, den harmlosen Gliederfüßer beiseite zu fegen. Das Tier war ein Vorbote, doch konnte Montoya nicht wissen, wofür.
Dann drehte er sich wieder auf den Bauch und begann, heftig zu würgen.
4
Die Zeit verstrich, und als Desvendapurs Freunde sich nicht bei ihm meldeten, fragte er sich, ob sie ihm vielleicht nur deswegen ihre Hilfe angeboten hatten, um ihn zum Schweigen zu bringen. Hatten sie seine Bitte vielleicht gleich wieder vergessen, nachdem sie in die Behaglichkeit und Vertrautheit ihrer eigenen Wohnungen zurückgekehrt waren? Doch obwohl er eine Weile gebraucht hatte, um alles Nötige zu arrangieren, hielt Broud tatsächlich - wenn auch widerwillig - Wort.
Schließlich kam der Tag, an dem Des eine formelle Mitteilung von der Unterbehörde erhielt, die für die Dichter in seiner Region zuständig war; man informierte ihn, dass er auf den Posten eines Besänftigers fünften Grades nach Honydrop versetzt werden würde. Eilig sah er in seinem Sch'reiber nach, wo Honydrop lag. Es war ein winziger Stock außerhalb der Ballungsgebiete Willow-Wanes, deren Bewohner ihren
Weitere Kostenlose Bücher