Die Außenseiter
sich die unvertraute Thermalkleidung enger an die Gliedmaßen und den Abdomen.
Wenigstens spiegelte das Innere der Lagerhalle traditionelle Thranx-Werte wider. Alles war organisiert und befand sich an seinem Platz, auch wenn Des eigentlich erwartet hatte, mehr Vorräte zu sehen. Eine isolierte Gemeinschaft wie Honydrop brauchte mehr Unterstützung als ein Stock von vergleichbarer Größe in einer gemäßigteren Klimazone. Vermutlich gab es woanders noch weitere Lagerhallen. Desvendapur stieg aus dem Frachter und musterte seine Umgebung genauer. Eine Crew Schauerleute erschien, ausgestattet mit Servoanzügen und mechanischen Hilfsgeräten. Sie arbeiteten mit den Fahrern zusammen, als sie den großen Frachttransporter zu entladen begannen. Des wartete ungeduldig auf sein Gepäck, das ohne Umschweife gleich mit dem Rest der Fracht verstaut worden war.
Eine Fußhand tippte ihn von hinten an. Unbeholfen drehte er sich in der ungewohnten Kaltwetterkleidung um und erblickte einen Thranx mittleren Alters, der ihn anstarrte. Als er sah, dass der hier Ansässige sogar in noch mehr Kleidung gepackt war als Desvendapur selbst, fühlte dieser sich ein wenig besser. Die Leute, die hier oben lebten, waren also keine Superthranx, gewöhnt an Temperaturen, bei denen die Antennen eines jeden normalen Thranx steif froren. Auch sie litten unter dem außergewöhnlichen Klima.
»Ich grüße Sie. Sind Sie der Besänftiger, der uns aus dem Tiefland zugeteilt worden ist?«
»Der bin ich«, antwortete Des schlicht.
»Möge es Ihnen wohl ergehen.« Die Begrüßung war knapp, die Berührung der Antennen kurz. »Ich bin Ouwetvosen. Ich bringe Sie in Ihre Unterkunft.« Er drehte sich auf den vier Echtbeinen herum und ging voraus. Als Des zögerte, fügte sein Gastgeber hinzu: »Sorgen Sie sich nicht um Ihre Habseligkeiten! Sie werden Ihnen gebracht. Honydrop ist nicht so groß, dass man hier etwas verlieren könnte. Wann werden Sie mit Ihren Vorträgen beginnen können?«
Offenbar waren den Bewohnern von Desvendapurs neuer Heimat traditionelle Etikette und Höflichkeit ebenso fremd wie ihm das Klima. Ein wenig verwirrt folgte Des seinem Führer. »Ich bin gerade erst angekommen. Ich dachte ... ich dachte, ich könnte mich erst einmal an meine neue Umgebung gewöhnen.«
»Dafür brauchen Sie bestimmt nicht lange«, behauptete Ouwetvosen in rauem, aber herzlichen Ton. »Die Leute hier hungern nach therapeutischer Unterhaltung. Die Aufzeichnungen und Projektionen sind zwar an sich eine gute Sache, aber einer richtigen Vorführung können sie nicht das Wasser reichen.«
»Das brauchen Sie mir nicht zu erklären.« Des folgte seinem Gastgeber in einen Lift. Als die Türen sich schlossen, heizte der Lift sich automatisch auf, näherte sich ein wenig der Temperatur an, die Des aus seiner alten Heimat gewohnt war. Sein Körper entspannte sich. Es war, als sei er in eine große Kinderkrippe getreten. Als er merkte, dass Ouwetvosen ihn genau musterte, richtete er die Antennen auf und hob die beiden Fußhände vom Boden, sodass er nur noch auf den vier Echtbeinen stand.
»Ist Ihnen kalt?«
»Mir geht's gut«, log Des.
Ouwetvosens Ausdruck schien ein wenig milder zu werden. »Man muss sich eine Weile daran gewöhnen. Seien Sie froh, dass Sie kein Feldarbeiter sind! Sie müssen Ihre Zeit nicht draußen verbringen, wenn Sie nicht wollen. Ich selbst bin Verwalter vierten Grades. Ich gehe nicht an die Oberfläche, solange es mir niemand befiehlt.«
Desvendapur fühlte sich ermutigt. »So schlimm kann es nicht sein.« Er deutete auf seine Kaltwetterkleidung. »Mit dieser Kleidung könnte ich es dort draußen einen Arbeitstag lang aushalten, glaube ich.«
Der Verwalter beäugte ihn nachdenklich. »Wenn Sie erst eine Weile hier gelebt haben, schaffen Sie das vielleicht wirklich. Die Feldarbeiter tragen auch solche Kleidung. Natürlich nicht, wenn der Rilth aus der Atmosphäre rieselt. Dann brauchen sie geschlossene Klimaanzüge.« Er klickte laut mit den Maxillen. »An solchen Tagen könnte man ebenso gut im Weltraum arbeiten!«
Des verstand den Sarkasmus des Verwalters nicht. »Ihr habt hier mit fallendem Rilth zu tun? Hier, in Honydrop? Ich habe welchen auf den hohen Bergspitzen liegen sehen - aber dass er hier sogar vom Himmel rieselt!«
»Gegen Ende der Regenzeit, ja. Manchmal wird es hier so kalt, dass der Niederschlag gefroren zu Boden fällt. Sie können darauf laufen - wenn Sie sich trauen. Ich habe schon gesehen, wie altgediente Feldarbeiter
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