Die Außenseiter
Chitons schlug allmählich in kräftiges Violett um, dennoch war er überaus aufmerksam und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Ohne von seinem Display aufzusehen, entgegnete er: »Deshalb hat ein Stock ja auch mehrere Sicherheitseinrichtungen. Was der einen entgeht, kann von einer anderen aufgefangen werden.«
Desvendapur konnte nichts weiter tun, als vor dem Gitter stehen zu bleiben und abzuwarten. Jhy, die man schon zur nächsten Station weitergewunken hatte, kam verwirrt zu ihm zurück, um nachzusehen, wo er bliebe. Als Des ihr die Verzögerung erklärte, wurde sie zornig.
»Was für ein Unfug ist das? Natürlich gehört dieser Mann zu uns! Er ist einer der vier, die für diese Aufgabe verpflichtet wurden. Nein: denen die Ehre zuteil wurde, diese Aufgabe erfüllen zu dürfen!«
»Also wirklich, Jhy!« Des gab sein Bestes, um sie zum Schweigen zu bringen, und sah sich nervös um. Die beiden bereits abgefertigten Wissenschaftler wurden auf den Tumult aufmerksam, bleiben auf dem Landeplatz stehen und drehten sich zu Des um. Wenn es eines gab, was Des als Desvenbapur nicht gebrauchen konnte, dann war das, Aufmerksamkeit auf seine Person zu ziehen. »Ich bin sicher, die Sache wird sich klären.«
Jhy starrte ihn an, und ihre Augen wirkten wie ein flachsfarbenes Gebilde aus zerbrochenen Spiegeln. »Du solltest nicht zulassen, dass er dich so behandelt, Des! Du bist jetzt jemand Besonderes. Wir alle sind etwas Besonderes.« Sie sah den Kontrolleur streng an. »Ungeachtet unserer jeweiligen Berufsklassifikation!«
Die betagte Drohne blieb gelassen. »Ich muss meine Vorschriften befolgen. Ansonsten hätte man keinen geordneten Stock, sondern Anarchie. Wenn dieser Passagier nicht in meiner Akte steht, dann ist das ein Verdachtsmoment. Und Verdachtsmomenten muss man nachgehen, um sie ausräumen zu können.«
»Ich bin mir sicher, dass sich alles klären wird.« Mit beiden Echthänden vollzog der Dichter einige knappe, beruhigende Gesten. »Da muss der Verwaltung ein Fehler unterlaufen sein.«
»Nein.« Der Kontrolleur blieb unerbittlich. »Hier ist kein Desvenbapur aufgeführt.« Er griff mit einer Echthand nach seinem Kommunikator. »Ich muss einen Vorgesetzten rufen - und Sicherheitsleute.«
Gegen Soldaten mit übergroßen Mundwerkzeugen zu kämpfen würde ihm wohl kaum zu einer Kabine im wartenden Raumschiff verhelfen, das wusste Des. Er konnte nichts tun, außer abzuwarten. Warten, dachte er voll Furcht, warten auf das Unausweichliche - auf das, was ich nunmehr seit über einem Jahr erfolgreich vermeiden konnte!
Jhywinhuran war sichtlich verwirrt. »Das verstehe ich nicht. Er hat schon eine ganze Weile im Geswixt-Stock gearbeitet. Das ist ein Areal mit hoher Sicherheitsstufe, und es hat keine Schwierigkeiten gegeben. Wieso sollte es jetzt Probleme geben? Es ist ja nicht so, als ob er für den militärischen Nachrichtendienst oder für die Energieforschung arbeitet. Er arbeitet in der Nahrungsverarbeitung.«
»Das spielt keine Rolle«, behauptete der Kontrolleur entschieden. »Ein Sicherheitsverstoß ist ein Sicherheitsverstoß, ganz gleich, welchen Status der ...« Er stockte mitten im Satz. »Nahrungszubereitung?«
»Als Helfer achten Grades«, informierte ihn Desvendapur rasch.
Mit lautem Klicken schlug der Kontrolleur die Mundteile zusammen und rieb sie aneinander. »In dieser Liste hier werden Sie als Lebensmittelsynthetiker aufgeführt. Das ist eine viel illustrere Bezeichnung.«
»Dem stimme ich voll und ganz zu«, erwiderte Des, »aber sie trifft nicht auf mich zu. Ich bin nur ein Hilfszubereiter.« Er beugte sich vor und versuchte vergebens, einen Blick auf das Display zu erhaschen, doch es war ausschließlich auf die Augen des Kontrolleurs abgestimmt.
Der Kontrolleur gab einen Befehl ein, und die Anzeige veränderte sich. Desvendapur wurde bewusst, dass er den Atem anhielt, und holte Luft.
»Aht, hier steht es ja.« Der Tonfall der Drohne blieb unverändert. »Desvenbapur. Hilfskraft in der Nahrungszubereitung, Grad acht. Sie können zum nächsten Kontrollpunkt weitergehen!«
»Das ist alles?«, beschwerte Desvendapur sich prompt. »Nach alldem?«
»Nach was?« Der Kontrolleur beäugte ihn neugierig. »Das war ein einfacher Ablagefehler! Ich hab nur meine Arbeit gemacht.«
Ich muss wohl lernen, über solche Zwischenfälle hinwegzusehen, dachte Desvendapur erleichtert. Seine gefälschte Identität war nicht aufgefallen - nur vorübergehend falsch abgespeichert worden. Er folgte Jhy zur
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