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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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würde den anderen Reisenden im Gedächtnis bleiben - und das wollte er unbedingt vermeiden. Dass er keinen Rekorder dabeihatte, musste er nicht erklären. Nicht jeder verbrachte seinen Urlaub damit, unentwegt in einen Farbbildrekorder zu starren.
    Sintuya war sogar noch kleiner, als er erwartet hatte. Einige Restaurants hatten Gerichte aus exotischen Regenwaldprodukten auf der Speisekarte, alles Mögliche, angefangen von Sternfruchtmousse bis hin zu Kaimankrapfen. Da Cheelo sich bewusst war, dass er hier die vermutlich letzte Mahlzeit bekäme, die er sich nicht selbst zubereiten musste, bestellte er sich ein teures Ragout aus Aguti- Fleisch, Yucca, verschiedenen Gemüsesorten und blanchierten brasilianischen Nüssen. Der Rest der Stadt bestand aus einigen Herbergen, den üblichen Touristikzentren, einigen Läden, die Souvenirs und Handarbeiten führten, und einem abseits gelegenen Forschungskomplex. Obwohl die klimatisierten, trockenen Herbergen Cheelo lockten, ignorierte er die Reize ihrer Zivilisiertheit. Abgesehen von der Bezahlung seiner Mahlzeit, wollte er in der abgelegenen Gemeinde keine elektronischen Spuren hinterlassen.
    Den Rest des Tages verbummelte Cheelo mit den wenigen Unterhaltungsmöglichkeiten, die die Ortschaft bot, während er auf den Einbruch der Nacht wartete. Als die Sonne schließlich untergegangen war, stahl er ein kleines, leises Touristenboot, das für bis zu vier Personen Platz bot. Fünf weitere schnittige Boote tanzten auf dem Wasser, am Dock vertäut. Er band sie allesamt los, stieß sie aufs Wasser hinaus und sah zu, wie sie von der Strömung erfasst wurden und flussabwärts trieben. Wenn nur ein einziges Boot fehlte, könnte der Verdacht entstehen, es sei gestohlen worden. Fehlten aber alle sechs, würde man das als Unglück, Vandalismus oder einen fehlgeschlagenen Kinderstreich auslegen. Falls man nur fünf der fehlenden Boote wiederfände, würde man annehmen, dass das letzte gesunken oder von der Strömung irgendwo an einer überwachsenen Flussbiegung ans Ufer getrieben worden war.
    Der leise Motor brachte ihn mit hoher Geschwindigkeit flussaufwärts, und die bordeigenen Sensoren vermieden automatisch jedes Hindernis im Wasser. Mit einem Flugwagen wäre er noch schneller und flexibler gewesen, doch dann hätte er dicht über dem Blätterdach fliegen müssen, was genauso unsinnig gewesen wäre, wie mit einem Bodenfahrzeug zu fahren. Zudem wären die Energiereserven des Flugwagens nach wenigen Tagen zur Neige gegangen. Im Gegensatz dazu würde die Energiezelle des Bootes mindestens einige Wochen lang vorhalten. Indem er sich auf dem Hauptfluss hielt, dicht am üppig bewachsenen Ufer und an den überwucherten Bänken, standen seine Chancen gut, unentdeckt tief ins Reservat vorzudringen. Sobald er in einen Nebenfluss abböge, könnte er sich sicher sein, dass ihn niemand mehr verfolgen würde. Boote, die sich losrissen, schwammen nicht gegen die Strömung.
    Er würde sich einen guten Lagerplatz suchen, vielleicht einen alten, verlassenen Beobachtungsstand, auf denen früher Touristen die wilden Tiere beobachtet hatten; dort würde er bleiben, bis ihm die Vorräte ausgingen. Wenn er seine Vorräte mit allem Essbaren aufstocken würde, was ihm seine Umgebung bot, würde er einige Monate halbwegs erträglich, wenn auch nicht sonderlich komfortabel in der Wildnis durchhalten können. Bis dahin hätte der Tod des unglücklichen Touristen im fernen San Jose bei den Ermittlungsbeamten eine weit niedrigere Priorität, und Cheelo blieben noch immer mehrere Wochen, bis er sich mit Ehrenhardt treffen müsste. Sobald Cheelo den Regenwald verließe, würde er sein Guthaben sichern, sich das Gesicht von einem Chirurgen verändern lassen und mit einer lukrativen, halb legalen Lizenz in der Tasche von vorn beginnen. Dann wäre er endlich jemand, zu dem man aufschaute, hätte endlich etwas Großes getan.
    Er programmierte einen Kurs in das Navigationssystem des Bootes ein und schaltete auf Autosteuerung, dann lehnte er sich im Schlafsack zurück und beobachtete, wie die Sterne am unberührten, nicht mit Smog verhangenen Himmel vorüberzogen. Ein typischer Krimineller hätte sich irgendwo in den Tiefen einer Großstadt versteckt. Genau dort suchten ihn vermutlich die Behörden in diesem Moment - mit Scannern, elektronischen Flugblättern und durch Befragung von Informanten. Er war sich recht sicher, dass sein Abflug von San Jose unbemerkt geblieben war; seiner Ankunft in Lima war sogar mit noch

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