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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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Ärmel meines Kapuzenpullis abzuwischen.
    Henry seufzte tief. »Du hast Humor und bist cool und machst immer dein eigenes Ding. Du bist irgendwie so, wie Mariah gerne wäre, nur dass sie alles verkehrt macht.«
    Â»Moment, halt, stopp«, sagte ich. »Jetzt noch mal zurück. Du magst mich?«
    Â»Ã„hm, ja. Ist das okay?«
    Ich wusste wirklich nicht, wie ich das finden sollte. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte mich noch nie jemand gemocht, mal abgesehen von denen, die biologisch dazu verpflichtet sind.
    So gesehen war das ja wohl noch viel besser, als in Houston zu sein, aber echt.
    Â»Ã„hm, das ist okay«, sagte ich. »Doch, ja.«
    Henry schob die Hände in die Hosentaschen und schielte in Richtung Haus. »Dein Dad kommt jetzt nicht hier rausgestürzt, um mich zu verprügeln oder so?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Höchstens meine Mom, aber die hat heute ein Date. Sie trifft sich mit diesem Typen. Chad heißt der. Chad. «
    Â»Oh.« Henry schob die Hände noch tiefer in die Hosentaschen. »Wann haben sich deine Eltern denn scheiden lassen?«
    Â»Vor sechs Monaten. Im August sind wir hergezogen.«
    Â»Hm, versteh schon«, sagte er. »Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich zehn war und Mariah neun. Ist schon heftig.«
    Ich wollte den Mund aufmachen, um ihm zu sagen, dass er überhaupt nicht verstand, wie heftig das war, jedenfalls nicht wirklich, aber stattdessen fing ich an, ihm von anderen Sachen zu erzählen. Von unserem letzten Schultag, von meinen Eltern und wie wir uns an jenem Abend mit ihnen zusammen hinsetzen mussten, wie wir uns eine geschlagene Minute lang gegenseitig angestarrt haben, bis schließlich June rausplatzte: »Lasst ihr euch scheiden?«
    Ich erzählte ihm, wie April geheult hatte und wie June traurig und froh zugleich war, weil die meisten ihrer Freundinnen geschiedene Eltern hatten und sie sich jetzt mit ihnen »total identifizieren« konnte. An der Stelle musste Henry lachen und ich auch, obwohl es mir fast im Hals stecken blieb.
    Ich erzählte ihm sogar, wie ich mich bei einer Freundin zu Hause total betrunken hatte und dann alle so besorgt waren, dass sie überhaupt nicht wussten, was sie jetzt tun sollten, und meine Eltern mich angesehen hatten, als ob sie voll die Panik schieben, was mal aus mir werden sollte, wo ich ja noch nicht mal selbst ’nen Plan hatte, wer ich eigentlich war . Ich sah die Einzelheiten noch so scharf vor mir, dass es wehtat. Wahrscheinlich werden sie nie verblassen.
    Wahrscheinlich werden sie nie verschwinden.
    Â»Aber June hat nicht mal geheult . Zumindest nicht, bis sie erfahren hat, dass wir hierher ziehen müssen«, erzählte ich weiter. Wir saßen jetzt nebeneinander im Gras, und der Tau durchnässte unsere Jeans. »Sie hatte ihre Freundinnen echt gern. Sie wollte dort nicht weg.«
    Henry nickte. »Tja. Und Mariah erst. Die ist irgendwie total durch den Wind, seit unsere Eltern geschieden sind. Und dass mein Dad voll der Versager ist, hilft da auch nicht gerade. Er ruft kaum noch an, vor allem seit er wieder verheiratet ist. Aber Mariah denkt immer noch, dass sie ihn in diesem Strandhaus in Cabo besuchen wird, und lädt ständig ihre Freundinnen dahin ein, dabei sind wir schon seit Jahren nicht mehr da gewesen. Ich weiß gar nicht, ob er es überhaupt noch hat.«
    Â»June ist nicht durch den Wind«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Jedenfalls nicht so wie ich.«
    Er lächelte. »So schlimm ist es ja bei dir nun auch wieder nicht.«
    Â»Ach Henry«, sagte ich. »Du hast ja keine Ahnung.«
    Â»Und du?«, fragte er. »Hast du geweint, als ihr umgezogen seid?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich heule nie. Also, bis auf jetzt.« Verlegen lachte ich auf und wischte mir wieder über die Augen. »Lieber Himmel, ich bin ja wohl gerade voll das Mädchen, tut mir leid. Das gehört nun echt nicht zu deinem Nachhilfe-Job, ich weiß.«
    Henry schlang die Arme um seine Knie. »Besuchst du deinen Dad oft in Houston?«
    Â»Nicht wirklich«, sagte ich. »Eigentlich war nächsten Monat ein Besuch geplant, seine Arbeit ist nur wieder mal dazwischengekommen. Aber er vermisst uns, das weiß ich.« Ich schluckte mühsam und versuchte nicht an diesen Tag zu denken – daran, mich zwischen Mom und Dad entscheiden zu müssen und garantiert einem von beiden das Herz in tausend Stücke

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