Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
sicher, dass April nichts davon wusste, denn ganz offensichtlich hatte sie keine Spionage-Mission organisiert. Allerdings wusste ich sehr wohl von ihren Unfall-Visionen mit dem roten Licht und den Sirenen, die sie nachts nicht schlafen lieÃen.
Aber ich wusste eben auch, dass June Gedanken lesen konnte! Ständig erzählte sie uns, dass sie ja keiner belügen konnte und dass sie â¦
Und in diesem Augenblick wurde mir schlagartig klar, was June nicht wusste:
Jeder konnte June belügen. Sie hörte ja nur, was die anderen dachten. Aber sie hatte keine Ahnung, ob das die Wahrheit war.
Falls Mariah und ich â ich konnte nicht fassen, dass ich das auch nur für möglich hielt â tatsächlich etwas gemein hatten, dann wollte sie gerade ein paar ganz entscheidende Sachen nicht wahrhaben. (Mal ehrlich, wer Blake toll findet, kann ja wohl nicht den vollen Durchblick haben, oder?) Aber ob June in der Lage war, das zu durchschauen? Sie hatte ja noch nicht mal gerafft, was ich vorhatte â meinen Kram zu packen und mich nach Houston abzusetzen. Was musste ihr da bei Mariah wohl alles entgehen!
Ich stand auf und fing an, nach meinem Handy zu suchen. »Mist«, murmelte ich. »Mist, Mist, Mist.«
»Was ist denn?«, erkundigte sich Henry zaghaft.
Doch ich war zu sehr damit beschäftigt, mein Handy aus der Hosentasche zu fischen, um ihm zu antworten. »Verfluchte enge Jeans«, schimpfte ich. Mein Herz wummerte schon wieder gegen meine Rippen, und mir war irgendwie schlecht, so ähnlich wie in dem Moment, als ich Avery beinahe umgenietet hätte.
»Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Henry. »Hat June Hausarrest oder so?«
Ich schüttelte den Kopf und drehte ihm den Rücken zu. »Nimm ab«, beschwor ich mein Handy. »Jetzt nimm endlich ab, June!«
Aber es schaltete nur um auf die Mailbox. »Verdammt!« Dann eben Aprils Nummer. Gleiches Ergebnis â viermal Klingeln und dann Mailbox. »April stellt ihr blödes Telefon immer auf Vibrieren, wenn sie büffelt!« Völlig konfus drehte ich mich wieder zu Henry um. »WeiÃt du vielleicht, wo Mariah und June sein könnten?«
»Wahrscheinlich bei Blakes Kumpel zu Hause«, antwortete Henry nachdenklich. »Dort ist sie jedenfalls sonst immer.«
»Ja toll, aber weiÃt du auch, wo das ist?« Meine Stimme wurde immer schriller und panischer.
»Klar. Ich hab Mariah schon ein paarmal dort abgeholt. Jetzt warte doch mal, May, wieso ⦠Was ist denn �«
Aber ich hatte schon seine Hand geschnappt und zog ihn hektisch ins Haus. »Schnell«, drängte ich. »Henry, wir müssen los. Und zwar sofort.«
Kapitel 21
» Das war eine ganz, ganz blöde Idee. «
June
Wir hingen schon seit zwei Stunden auf dieser Party rum, und ich wär am liebsten gegangen.
Es roch komisch, nach abgestandenem Bier, Haschisch und wer-weiÃ-was noch. Vielleicht nach vergammeltem Zeug im Kühlschrank. An den Wänden hing nicht ein einziges Bild, und ich war mir sicher, dass das Sofa aus dem Müllcontainer vor der Tür stammte. Der Teppich sah auch nicht besser aus. Deshalb lehnte ich mich lieber gegen die Wand, wobei ich versuchte, sie so wenig wie möglich zu berühren.
Sobald ich wieder zu Hause war, würde ich mich erst mal mit Desinfektionsmittel übergieÃen, so viel stand fest.
Vielleicht wär es besser gewesen, wenn Mariah und ich gemeinsam Spaà gehabt hätten, aber sie und Blake zofften sich pausenlos, seit wir hier angekommen waren, weil Blake ständig mit irgendwem hin und her simsen musste. Zuerst lästerte Mariah nur. »Ooh, hast wohl âne neue Flamme?« Aber nachdem die beiden ein paar Bier intus hatten, na ja, da entgleiste die Lage ein bisschen. »Mit wem redest du?«, schrie Mariah ihn an. Und egal, was er auch sagte â Mariah war sich sicher, dass er log.
Durch den ganzen Flur konnte ich sie schreien hören, während ich so tat, als ob ich mich für die neueste Folge von Project Runway interessierte, die im Fernseher lief. Irgendein iPod war an die Anlage angeschlossen worden und die Boxen auf so laut gestellt, dass die Bässe klirrten und ziemlich unangenehm in den Ohren waren, aber trotzdem konnte ich Mariah hören. Ich muss ja sagen, dass ich von ihrer Lautstärke schwer beeindruckt war. So was ist echt ein gottgegebenes Talent, das kann man nicht lernen.
»Du hast âne andere,
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