Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
Vom Netzwerk:
ist jetzt schon fix und alle.«
    Â»Los, wir schwänzen!« Junes Augen leuchteten. Seit sie im Alter von etwa acht Jahren mal den Film Ferris macht blau gesehen hatte, sehnt sie pausenlos den Tag herbei, an dem sie endlich mal die Schule schwänzen kann. Wahrscheinlich denkt sie, dass dazu lustige Umzüge im Stadtzentrum und das Absingen von Beatles-Songs gehören, aber wie May mir erzählt hat, hängt man beim Schwänzen eigentlich nur in Fastfoodläden rum oder guckt bei anderen zu Hause dämliche Horrorfilme. Aber das werde ich ihr nicht auf die Nase binden. Jeder hat eben so seine Träume.
    Â»May, kann ich mit dir zusammen schwänzen?«, fragte sie.
    Â» JUNE «, regte May sich auf. »Jetzt reicht’s aber mal mit deinen mentalen Übergriffen!«
    Â»Entschuldigung«, sagte sie mit leicht glasigem Blick. »Aber du hast letztes Jahr geschwänzt! Ich hab’s gesehen! Kann ich nächstes Mal mitkommen? Ich sag auch keinen einzigen Ton und les bei dir keine Gedanken oder irgendwas, ich schwör’s!«
    Ich schielte zu May, die angestrengt in die andere Richtung starrte. Die steile Falte zwischen ihren Augenbrauen verriet mir, dass sie sich gerade sehr anstrengte, um June davon abzuhalten, in ihren Gedanken zu kramen. Die Wahrheit war nämlich, dass May öfter geschwänzt hat als grob geschätzt die Hälfte aller Schüler. Sagen wir mal so: Für jemanden ohne Zahnspange hatte sie recht viele ganztägige Behandlungen beim Kieferorthopäden.
    Â»Schwänzen ist nicht richtig«, versuchte ich June zu erziehen.
    Â»Mir doch egal.«
    Â»Hört mal«, sagte ich, »Wir sollten einfach versuchen, durch diesen Tag hier zu kommen, ohne die Aufmerksamkeit der Medien auf uns zu ziehen oder zu Forschungsobjekten zu werden, okay?«
    Â»Ja, genau, nicht wie die Frösche in Bio», nickte June. »Oder die Katzen in Anatomie.«
    Â»Wollen wir vielleicht auch noch ’nen Uhrenvergleich machen?« May verdrehte die Augen. »Und uns Decknamen geben? Und einen geheimen Treffpunkt vereinbaren, für den Fall, dass die Welt untergeht?«
    Â»Darüber macht man keine Witze.«
    Â»Ich wünsch mir ’nen irrsinnig coolen Namen«, erwiderte June. »So einen, wie Promi-Kinder ihn immer haben.«
    Ich presste die Finger an die Schläfen und wünschte die Kopfschmerzen weg. »Warum konnten unsere Eltern nach dem ersten Kind nicht aufhören?», seufzte ich. »Warum mussten sie unbedingt noch zwei kriegen?« Aber mal ganz ehrlich, langsam bekam ich wirklich das große Flattern. Meine Schwestern und ich waren so was wie wandelnde Pulverfässer, und ich suchte immerzu nach Anzeichen, ob May vielleicht unsichtbar werden wollte, um sich vor einem Geschichtstest zu drücken, oder ob May vorhatte, die Gedanken des stellvertretenden Direktors zu lesen und alle über 30 in den Wahnsinn zu treiben.
    Â»Jetzt lächle doch mal«, sagte June zu mir, während May sich wieder in Richtung Schule in Bewegung setzte. »Und hör auf, durchzudrehen. Eines Tages wirst du noch froh sein, dass du uns hast.«
    Â»Diese Vision kann ich beim besten Willen auch in fernster Zukunft nicht entdecken«, grummelte ich missgelaunt, reihte mich aber brav ein und folgte meinen Schwestern in die Schule. Kurz vor der Eingangstür, während June vor uns herumtänzelte, hielt ich May kurz am Ellbogen fest. »Hey«, flüsterte ich, »hau heute nicht ab.«
    Â»Schon klar, weiß ich doch«, flüsterte sie zurück, und als sie mich ansah, spürte ich es – was immer das war, wenn man sich wortlos mit seiner Schwester verständigen kann.
    Ich nehme mal an, es ist immer was Besonderes, wenn man das kann. Ganz egal, ob man selbst was Besonderes ist.
    â€¢ • •
    Zu meinem außerordentlichen Entzücken verlief der Tag ohne Katastrophen. Ich zog den Kopf ein, sah niemanden an und gab mir größte Mühe, nichts vorherzusehen. Das funktionierte auch ganz gut.
    Zumindest bis zur Mittagspause.
    Ich stand gerade vor meinem Spindfach, nahm Bücher raus und legte andere rein, als dieser Typ sich über mir zu schaffen machte und an sein Fach wollte. »Oh, ’tschuldigung«, murmelte ich, als er mir seinen Ellbogen gegen den Kopf rammte. Es half auch nicht gerade, dass ich ein bisschen kurz geraten bin und er etwa die menschliche Entsprechung eines Mammutbaums war. Man hätte ihn

Weitere Kostenlose Bücher