Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Punktzahl.«
    Wir brachten die nächsten zehn Minuten damit zu, dass Henry versuchte, mich für die Französische Revolution zu begeistern, die mich allerdings kein bisschen interessierte. Ich langweilte mich dermaßen, dass ich sogar kurz daran dachte, unsichtbar zu werden, um die ganze Sache ein bisschen spannender zu machen, verwarf diesen Gedanken allerdings umgehend, ehe June ihn lesen oder April ihn vorhersehen konnte. Schließlich war ich nur angeödet und nicht lebensmüde.
    Â»Also, als Robespierre …«, fuhr Henry fort, doch ich unterbrach ihn wieder mit einem lauten Seufzer.
    Â»Können wir mal ’ne Pause machen?«
    Â»Wir haben doch erst zehn Minuten hinter uns, und du hast noch keine einzige Frage richtig beantwortet«, beschwerte er sich. Allerdings musste ich ihm zugutehalten, dass er kein bisschen genervt wirkte, was nur heißen konnte, dass ich ihm noch nicht genug auf den Geist gegangen war.
    Â»Dann ist es umso dringender, eine Pause einzulegen«, beharrte ich. »Ich bin total abgestresst. Gaaanz schlechte Voraussetzungen für effektives Lernen.«
    Â»Du klingst wie meine Schwester«, sagte Henry.
    In diesem Moment kam April in die Küche gehetzt. »Hi, lasst euch nicht stören. Ich hol mir nur mal’n Schluck Wasser«, erklärte sie und bedachte mich mit einem Mom-typischen Blick, bevor sie hinzufügte: »Ich bin übrigens Mays Schwester April.«
    Â»Hi«, winkte Henry.
    Â»Ã„hm, April, du störst meinen Lernrausch. Merkst du was?«, sagte ich zu Henry. »Sie kommt rein und ich vergesse schlagartig alles, was ich bisher gelernt hab.«
    Â»Sachen, die man nicht weiß, kann man nicht vergessen«, entgegnete Henry.
    April goss sich grinsend ein Glas Apfelsaft ein. »Hab ja keine Ahnung, wie viel sie dir dafür zahlen, Henry, aber es ist definitiv zu wenig«, lachte sie.
    Henry zuckte die Schultern und wurde ein bisschen rot. »Ist freiwillig, für meine College-Bewerbung.«
    April musterte ihn, seine Klamotten, seinen Rucksack und seine albernen Schnürsenkel. »Lass mich raten, wo du dich bewirbst.«
    Â»Das ist eine der landesweit besten Schulen«, rechtfertigte er sich. »Und sie haben eine Golf-Mannschaft, die …«
    Â»April«, hängte ich mich dazwischen, weil ich jetzt ganz bestimmt keine Golf-Diskussion ertragen konnte, »du hast ja nun deinen Apfelsaft. Mission erfüllt. Kannst du dich also bitte verziehen?«
    Sie ging in Richtung Tür, kam dann aber noch mal zurück, nahm die Rolle Küchenpapier von der Theke und platzierte sie zwischen Henry und mir. »Hier«, sagte sie augenzwinkernd. »Ist besser so, glaub mir.«
    Â»Ist aber nicht nötig«, fauchte ich. »Echt nicht.«
    April grinste. »Ach, nichts zu danken. Wart einfach ab.«
    Henrys leicht irritierter Blick wanderte zwischen uns hin und her. »Danke«, sagte er schließlich. »Kann ja nie schaden, Küchenrolle griffbereit zu haben.«
    Â»Klar, ist voll praktisch, um das ganze Blutbad aufzuwischen«, murmelte ich. »Gehst du nun endlich mal, April?«
    Â»Tschüsschen«, winkte sie. »Viel Spaß noch!«
    Ich schickte ihr einen nicht eben amüsierten Blick hinterher und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Im selben Moment griff er nach seiner Sprite-Dose.
    Ich hasse es, wenn meine Schwester recht hat. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich es hasse.
    Jedenfalls stieß ich mit meinem Arm gegen Henrys Arm, woraufhin ihm die Sprite aus der Hand flog. »Oh Mist!«, schrie ich auf, als die offene Dose über den Tisch, meine Jeans und den Fußboden rollte. »Oh nein, tut mir leid!«
    Â»Wie gut, dass deine Schwester die Küchenrolle gerade hergestellt hat«, bemerkte Henry. »So ’ne Sauerei aber auch.«
    Â»Keine Sorge, wir haben noch mehr Sprite in der Garage.« Das Ganze war mir so megapeinlich, dass ich knallrot anlief. »Gibst du mir noch mehr Küchentücher?«
    Er begann den Tisch trocken zu wischen, während ich mich dem klebrigen Fußboden widmete. »Na ja, zum Glück hat das Lehrbuch nix abgekriegt«, stellte Henry erleichtert fest. »Wenigstens das.«
    Â»Na so ein Glück«, äffte ich ihn nach. »Ich kipp das Ding gleich noch mal um.«
    Henry lachte und nahm mir die Tücher aus der Hand, wobei sich unsere Finger berührten. »Oh sorry!«, sagte ich und zuckte fast so schnell