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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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füttern«, sagte ich zu Henry mit einem vernichtenden Blick in Junes Richtung. »Damit lockt man sie nur an.«
    June überhörte meine Bemerkung vorläufig. »Sag mal, schwitzt du nicht?«, fragte sie mit Blick auf meine Decke. »Oder stehst du einfach auf Polyester-Wolle-Mix?«
    Â»Passt schon«, antwortete ich steif und schickte ihr in Gedanken ein Bild meiner ganzen verschwundenen Körperteile.
    June riss die Augen auf, kicherte in sich hinein und tat dann so, als würde sie im Geschirrspüler nach einem Glas suchen. Da sie Henry den Rücken zugedreht hatte, konnte er sie nicht sehen. Ich allerdings schon.
    Leider.
    Â»Er mag dich!«, raunte sie mir lautlos zu, zog Knutschgrimassen und deutete grinsend auf ihn.
    Â»Und als dann die Revolution begann …«, laberte Henry, der nicht die leiseste Ahnung hatte, dass meine Schwester seine Gedanken las.
    Ich sah June an, riss die Augen weit auf und zeigte ihr meine zusammengebissenen Zähne. In diesem Moment fing auch noch der Daumen meiner verbliebenen Hand an zu kribbeln.
    June musste das in meinen Gedanken gesehen haben. »Ups, schlechtes Timing, was?«, stichelte sie.
    Â»Was?«, fragte Henry und hob den Kopf.
    Â»Ach nichts«, antwortete ich und verzog das Gesicht. »June, kannst du dich endlich verziehen? Bitte?« Bevor mir noch der komplette Kopf abhanden kommt?
    Â»Ich nehm’ mir nur was zu trinken«, entgegnete June. »Jetzt chill mal’n bisschen.«
    Henry lachte. »Das sagt meine Schwester auch ständig.«
    June nickte Henry kurz zu und zeigte mir zwinkernd ihren hochgestreckten Daumen.
    Mir fehlen zwar zwei Füße, ein Fußgelenk und eine Hand, dachte ich, aber irgendwie schaffe ich es noch, dir ’nen Tritt in den Hintern zu verpassen. Verlass dich drauf.
    June machte ein gespielt-ängstliches Gesicht, goss sich endlich ihr Glas Wasser ein, spülte es dann umständlich aus und stellte es in den Geschirrspüler. In der Zwischenzeit wurde ich vor Wut so rot, dass ich dachte, die Adern in meinen Wangen platzen gleich. Dabei starrte ich stur auf das Lehrbuch und traute mich nicht, Henry anzusehen.
    Das war hundertprozentig die oberpeinlichste Erfahrung meines Lebens.
    Â»Tja«, sagte ich, nachdem June endlich nach oben gegangen war, »das sind also meine Schwestern. Sorry, dass du sie erleben musstest. Irgendwie müssen sie aus ihrem Käfig entwischt sein. Kommt nicht noch mal vor.«
    Â»Geht schon in Ordnung«, lachte er nur. »Meine Schwester tickt auch nicht so ganz richtig. Da bin ich das gewöhnt.«
    Â»Also, was die Tickstörung betrifft, stelle ich dich locker in den Schatten.«
    Â»Hm, na gut, hat vielleicht eine von deinen Schwestern auch so ’ne Niete als Lover wie meine?«
    Â»Glaub nicht, aber ich würde sie auf der Stelle mit ’ner Niete verkuppeln, wenn sie mir dann weniger auf den Geist gehen.« Ich schob das Lehrbuch beiseite. »Wo gibt’s denn diese Nieten? Bei eBay? Oder muss ich mich einfach nur auf ’nen McDonald’s-Parkplatz stellen?«
    Als ich das Lehrbuch von mir wegschob, verzog Henry gequält das Gesicht. »Ich zahl dir was, wenn du den Lover von meiner Schwester nimmst«, schlug er vor. »Nee, nur ’n Scherz. Das könnte ich deinen Schwestern nicht antun.«
    Â»So schlimm?«
    Â»Absolut.« Henry musterte mich aufmerksam. »Bist du sicher, dass es dir nicht zu warm ist, so mit Pullover und Decke? Sieht aus … als ob du schwitzt.«
    Â»Passt schon.« Ich kam vor Hitze fast um. »Kein Problem.« Ich lächelte ihn mit geschlossenem Mund an, nur für den Fall, dass ein Schneidezahn verschwunden war. »Also … wir waren bei Niete stehen geblieben, dem Lover deiner …«
    Â»Ach ja, der. Totaler Mistkerl. Sollte eigentlich in der Zwölften sein, ist aber letztes Jahr sitzen geblieben. Inzwischen hat er die Schule wahrscheinlich geschmissen. Schert sich nicht die Bohne um seine Freundin.«
    Â»Pff«, machte ich. »Klingt voll tragisch.«
    Â»Sehr.« Henry begann im Kondenswasser an seiner leeren Sprite-Dose rumzumalen. »Deine Schwestern wirken eigentlich ziemlich normal im Vergleich zu meiner. Ich hab versucht mit ihr zu reden, aber …« Henry zuckte die Schultern. »Kannst du dir ja vorstellen.«
    Ich hoffte nur, dass June gerade keine Gedanken las und April das nicht vorhergesehen hatte, denn sonst würden sie

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