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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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so durch den Kopf ging. Wahrscheinlich fühlte es sich an, als ob man ein schweres Betäubungsmittel intus oder einen über den Schädel gekriegt hatte.
    Â»Hier«, sagte June schließlich und reichte einen Fünf-Dollar-Schein in Richtung Fahrersitz, »ich geb einen aus. Den Rest kannst du behalten.«
    Aber Blake dachte nicht mal dran, sich zu bedanken.
    Ich ließ meinen unsichtbaren Kopf auf die Höhe der vor mir befindlichen Lehne sinken und stieß ihn wiederholt und vorsichtig gegen das rissige Kunstleder. Unter meinen unsichtbaren Füßen stapelten sich mehrere Autozeitschriften und dazwischen klemmte noch ein anderes Magazin mit einer Tussi im roten Bikini auf dem Titel. Ich hatte ja wirklich nicht die Popular Science oder das Wall Street Journal erwartet, aber das war einfach nur peinlich.
    Als wir den Ort des Geschehens erreichten und June ihre Tür öffnete, stieg ich unmittelbar nach ihr aus und war froh, aus dieser Schrottkiste raus zu sein. Meine Freude währte aber nur etwa zehn Sekunden, bis mir nämlich klar wurde, dass ich bei einer Party gelandet war, wo ich keinen Menschen kannte.
    Natürlich war ich unsichtbar, aber es gibt kaum was Schlimmeres, als in einer Menschenmenge ganz allein zu sein. Und nicht nur das, sondern nach dem ersten Anschein zu urteilen, war es exakt die bierselige Ansammlung von Schwachköpfen mit roten Plastikbechern aus meinen schlimmsten Albträumen.
    Doch June neben mir strahlte. »Irre«, hörte ich sie flüstern.
    Ich halt’s nicht aus, dachte ich leidend.
    Das kleine Haus war brechend voll, es roch nach Bier und Schweiß und den Haarpflegeprodukten der anwesenden Mädchen. Die Musik war viel zu laut – es lief irgendein widerlicher Megahit, der sich umgehend in meinem Kopf festsetzte. Ich sah June und Mariah Hand in Hand in die Küche verschwinden und ging ihnen nach, da ich bei dieser Party ja eh nichts Besseres zu tun hatte.
    Das Haus war gar nicht mal so übel, musste ich zugeben. Okay, es sah nicht gerade aus wie in den Promihütten aus Cribs auf MTV , aber es gab eine obere und eine untere Etage und eine Küche, die groß genug war, dass meine behämmerten Mitschüler komplett reinpassten. Die meisten standen in der Küche rum, aber ich hatte keine Ahnung, wie sie hießen. Sie kamen mir durchweg irgendwie bekannt vor, allerdings nicht wie das bei Freunden ist, sondern eher wie bei Leuten aus dem Fernsehen. Nur weil man jemanden schon mal gesehen hat, heißt das ja nicht, dass man ihn auch kennt.
    Neben dem Wohnzimmer stand ein Geschirrschrank mit kitschigen Hummel-Figuren und Glasschwänen drin. Hier war ich erst mal sicher und so weit ab vom Schuss, wie man das in unsichtbarem Zustand nur sein konnte. Ich kaute gedankenverloren an einem Fingernagel und beobachtete, wie June an Mariahs Fersen geheftet nach draußen ging. So schlimm ist es ja im Grunde gar nicht , dachte ich. Ist ja schließlich nur eine Party. Und diese Typen können mir ja so was von egal sein.
    Nur eine halbe Stunde später hätte ich mich am liebsten im Bierfass ertränkt.
    Mit June war natürlich alles in Ordnung, so wie ich das von Anfang an gewusst hatte. Sie hatte ein Bier getrunken, und ich ging vorsichtshalber nachsehen, ob sie kotzen musste oder vielleicht vorhatte, aufs Dach zu steigen und allen zu verkünden, dass sie fliegen konnte oder so was. Aber sie saß nur kichernd auf dem Sofa und unterhielt sich mit einem Jungen, den ich nicht erkennen konnte. Als sie aufstand und ging, nahm sie ihren Plastikbecher mit. Höchstwahrscheinlich hatte April ihr eingebläut, unter keinen Umständen ihr Getränk aus den Augen zu lassen. Jedenfalls hatte ich letztes Jahr diese Lektion von April bekommen, nur dass mich damals nie jemand zu ’ner Party eingeladen hatte.
    Was heute nicht viel anders war.
    Was hingegen ausgesprochen einladend wirkte, war Junes Bier. Eigentlich bin ich ja kein großer Bierfan, aber ich hatte es dermaßen satt, den anderen beim Spaßhaben zuzugucken, dass ich jetzt auch mal eins wollte. Jemand hatte die Musik auf Endlosschleife gestellt, sodass ein und derselbe quälende Song unaufhörlich dröhnte. Kurz entschlossen befand ich, dass mit June schon alles klargehen würde.
    Dann ging ich los, mir ein Bier besorgen.
    Ich schnappte mir unbemerkt einen Becher und schlich nach oben in den Teil des Hauses, wo mich niemand überraschen würde.

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