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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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war nichts zu hören außer meinem eigenen Herzklopfen.
    Ich wusste, dass Mom schon schlief, und ich ging nach oben, um durch ihre Tür zu spähen. »Mom?«, flüsterte ich.
    Â»Hmmmff?«
    Â»Mom, bin wieder da.«
    Sie drehte sich um und blinzelte. Im Zimmer war es so dunkel, dass ich sie kaum sehen konnte. »War’s schön?«
    Mein Herz klopfte immer noch. »Ja«, sagte ich. »War cool.« Aber eigentlich fehlten mir die Worte, um zu beschreiben, wie ich mich wirklich fühlte. Ich glaube auch nicht, dass dieses Wort schon erfunden war.
    Â»Prima«, gähnte Mom.
    Â»Schlaf weiter«, sagte ich zu ihr, aber sie hatte sich schon wieder umgedreht. Ich wusste, dass sie müde war, und ich wusste auch, dass das fehlzündende Auto unseres Nachbarn sie morgen früh um halb sechs aus dem Schlaf reißen würde und sie nicht wieder einschlafen konnte. Also schloss ich leise die Tür und ging in mein Zimmer.
    Julian hatte gesagt, dass er es schön fand, mit meinem echten Ich zusammen zu sein.
    Ich saß lange auf meinem Bett und versuchte, die Teile zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Erst als mein Handy klingelte, bewegte ich mich wieder, um es aus meiner Tasche zu holen. Dabei sah ich mich im Spiegel und stellte fest, dass ich ein besonders albernes Grinsen im Gesicht hatte, und fragte mich, wie lange das schon da war und wie lange es wohl noch bleiben würde. Doch als ich auf dem Display sah, wer angerufen hatte, verschwand es sofort.
    Es war June.
    Â»Hallo?«, meldete ich mich, als ich mein Handy aufgeklappt hatte. »Junie?«
    Â»Hallo«, antwortete sie. Ihre Stimme klang eisig.
    Â»June, alles klar mit dir? Wo bist du?«
    Â»Bei der Party.« Offensichtlich. Der Hintergrundlärm ließ keinen Zweifel aufkommen: dröhnende Musik und überdrehte Leute. May litt wahrscheinlich.
    Â»Alles okay mit dir?«, fragte ich June noch einmal, während meine heitere Stimmung schlagartig verflog. »Alles so weit in Ordnung?«
    Â»Oh, mir geht’s bestens«, sagte sie, doch sie klang ausgesprochen barsch und schnippisch, und ich witterte Ärger.
    Â»Was ist dann …?«
    Â»Mir geht’s absolut bestens«, unterbrach sie mich. »Ich rede von May, die unglücklicherweise sturzbetrunken ist.«
    In weniger als sechs Minuten war ich bei Mariah, wobei ich zum ersten Mal in meinem Leben bei Gelb über die Ampel gerast bin. Ich hatte Mom einen Zettel unter ihrer Zimmertür durchgeschoben, nur für den Fall, dass sie aufwachte. Aber als ich ging, schnarchte sie leise, und ich konnte keinen Hinweis darauf sehen, dass sie noch vor der Fehlzündung aufwachen würde.
    June hatte mir Mariahs Adresse gegeben, noch dazu gesagt: »Verpass nicht die Stelle, wo du links abbiegen musst« und dann einfach aufgelegt. Und ich hatte wieder dieses blöde Angstgefühl im Magen, so wie ich es auch hatte, als ich das Erdbeben kommen sah und Julian aus dem Weg schubste, ohne zu wissen, was ich da eigentlich tat.
    Heute Nacht würde etwas passieren. Um das zu wissen, brauchte ich noch nicht mal in die Zukunft zu sehen.
    Als ich bei Mariah ankam, hockte May auf dem Bordstein, und June stand hinter ihr – mit verschränkten Armen und wütendem Blick, der mir beinahe Angst einjagte. Neben May saß Henry und klopfte ihr unbeholfen auf der Schulter herum, während sie den Kopf vornüberhängen ließ, sodass ihre Haare ihr Gesicht verdeckten. Die Tür zu Mariahs Haus stand sperrangelweit offen, und das reichte aus, um zu sehen, dass dort keiner mehr nüchtern war. Auf dem kleinen Rasenstück vor dem Haus lagen schon ein paar leere Bierflaschen.
    Es sah nicht gerade gut aus, sagen wir es mal so.
    Â»Was ist denn passiert?«, war meine erste Frage, nachdem ich geparkt hatte und aus dem Auto gesprungen war. »Wie fühlst du dich?«
    June lachte nur. »Na«, höhnte sie. »In einem Punkt hattest du recht. Ich bin heute nicht vollgekotzt worden.«
    Hör auf damit, dachte ich. Nicht nötig, dass Henry erfährt …
    Â»Oh, von mir aus«, sagte June laut. »Wobei das sicher nicht das Schlimmste wäre, das heute Nacht passiert ist.«
    Ich hockte mich neben May, die eine Wasserflasche in der Hand hielt. »Hi«, begrüßte ich Henry und vergaß June kurzzeitig. »Was machst du denn hier?«
    Â»Er wohnt hier«, mischte sich June wieder ein, noch ehe Henry etwas sagen konnte.

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