Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
weil ich dazu nichts sagen konnte. Und dann schlug Julian vor: »Hör mal, wenn du Lust hast, können wir doch heute Abend zusammen Hausaufgaben machen, im Buchladen neben der Mensa. Der Kaffee ist dort zwar lausig, aber die Gesellschaft dafür umso cooler.«
Ich zappte vorwärts und sah uns zusammensitzen, mit zwei dicken Lehrbüchern, die wir im Wesentlichen ignorierten. »Okay«, sagte ich. »Klingt gut.« Und das war es auch.
AuÃerdem, erinnerte mich eine leise Stimme in meinem Kopf, hielt das Julian und June voneinander fern.
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Mich für mein zweites Date fertig zu machen, war wesentlich entspannter als beim ersten Mal. Meine Schwestern kreischten und nervten nicht, Mom arbeitete länger und kriegte deshalb nicht wieder einen verheulten Blick bei dem Gedanken, dass wir langsam groà wurden. Das war schon irgendwie blöd gewesen, aber dafür war es jetzt einsamer.
Ich hatte es nicht kommen sehen.
Ich wollte sichergehen, dass June an diesem Abend keine Dummheiten plante, aber alles, was ich sah, war meine Mom, wie sie von der Arbeit nach Hause kommt, in der Einfahrt zweimal hupt, June aus dem Haus gerannt kommt und vor dem Kino abgesetzt wird. Mom hatte ebenfalls ein zweites Date, und zwar mit Chad, und ich wusste auch, dass sie sich darauf nicht so sehr freute wie auf das erste.
Ich bürstete mir die Haare, zog den BH an, den June mir geliehen hatte, und ging nach unten, um auf Julian zu warten. May schwebte irgendwo rum, aber wo genau, wusste ich nicht. Sie machte sich in letzter Zeit immer öfter unsichtbar, besonders dann, wenn Mom nicht zu Hause war. Sie hätte genauso gut im Ausland leben können, so selten, wie ich sie in letzter Zeit sah.
Ich machte Julian auf. »Also, für eine Verrückte siehst du echt gut aus«, begrüÃte er mich.
Wieder kämpfte ich gegen die Sirenen und die Lichter an. Das sollte endlich aufhören! »Danke«, sagte ich. »Ich hab auch meine schicksten Streberklamotten angezogen.«
Das Café im Buchladen war halb leer. Nachmittags ist es normalerweise randvoll mit Schülern von unserer Schule, aber jetzt war es still, abgesehen von der Espressomaschine, die ab und zu blubberte und zischte. Ich ertappte Julian mehrmals dabei, wie er mich über seine Matheaufgaben hinweg ansah, doch das wusste ich nur deshalb, weil ich ihn auch ansah.
»Ich nehme an, du genieÃt dieses romantische Knistern«, sagte er schlieÃlich, ohne von seinem Block aufzuschauen. »Ich finde ja, das ist ungefähr so entspannend wie die Espressomaschine und der Typ, der sich ständig räuspern muss.«
Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. »Ich finde ja, ein bisschen romantisches Knistern kann eine Durchschnittsnote um mindestens zwei Zehntelpunkte verbessern.«
»Da steht meinem Auftritt als Jahrgangsbester ja nichts mehr im Wege.« Er schob seine Bücher von sich und lehnte sich zurück. »Lernst du eigentlich immer so?«
»Wie denn?«
»Als ob du eine Gehirnoperation durchführst.«
Ich nehme an, ich hielt meinen Stift etwas verkrampft fest. »Oh, ähm â¦Â«
»Deine Schwestern?«, vermutete er.
Na ja, das auch, und auÃerdem versuche ich Visionen von dir und June bei einem schrecklichen Unfall abzuwehren, dachte ich. Es war nicht schlecht, auch mal an was denken zu können, ohne dass June dazwischenplatzte. Doch dann griff Julian unter dem Tisch nach meiner Hand und ich hörte auf, an meine Schwestern zu denken. Oder an Hausaufgaben. Oder daran, wie man atmet.
»LIEBE KUNDEN, UNSER GESCHÃFT SCHLIESST IN FÃNF MINUTEN! SOLLTEN SIE NOCH UNBEZAHLTE WAREN HABEN, BEGEBEN SIE SICH BITTE JETZT ZUR KASSE!«
Der Lautsprecher brüllte einfach in voller Lautstärke los, und wir schreckten auseinander. Meine Finger fühlten sich ziemlich einsam, nachdem Julians sie losgelassen hatte. Bis dahin hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich meine Finger einmal so beschreiben würde.
»Die haben ja echt Charme hier«, bemerkte Julian.
»Und lausigen Kaffee«, ergänzte ich. »Die habenâs voll drauf.«
Julian musste lachen. »Hey, vor dem Kaffee hatte ich dich gewarnt.«
»Nächstes Mal bringen wir unseren eigenen mit.«
Er nickte und klappte entschlossen sein Buch zu. »Wollen wir uns lieber verdrücken, ehe wir noch Kätzchenkalender oder so was kaufen müssen?«
»Unbedingt«,
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