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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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sagte ich.
    Und so kam es, dass ich in seinem Auto auf einem leeren Parkplatz saß. Neben Julian. Die orangegelbe Straßenbeleuchtung ließ die roten Lichter in meinem Kopf nur umso heller strahlen, und ich wendete all meine Willenskraft auf, sie von mir fernzuhalten. Wie war es möglich, dass Julian so nett war und gleichzeitig in etwas so Schreckliches verwickelt sein konnte? Übersah ich irgendwas? Wieso konnte ich nicht weiter als bis zu dieser Szene sehen? Weshalb konnte ich einfach nicht rauskriegen, wer er tatsächlich war?
    Â»April«, sagte er und mein Kopf lichtete sich, als ich ihn ansah.
    Â»Englischarbeit morgen«, entgegnete ich automatisch. »Bin bisschen gestresst.«
    Â»Wahrscheinlich hast du schon längst ’ne Eins in dem Kurs, wetten?«
    So war es tatsächlich, und die morgige Klausur würde das nur bestätigen. »Ja«, sagte ich, aber wir sahen uns immer noch an. Und dann kam er ein Stück auf mich zu, die Sirenen in meinem Kopf wurden immer lauter bis sich unsere Lippen beinahe berührten und ich meinen Atem kaum noch spürte.
    Erst auf halbem Weg fiel mir ein, dass ich gerade dabei war, meinen ersten Kuss zu bekommen, und obwohl ich wirklich nicht Miss Erfahrung persönlich war, wusste ich, dass das ziemlich gut werden würde. Viiiiiiel besser als gut. Julian roch gut. Und als er mir die Hand auf die Schulter legte, verblassten die roten Lichter für einen Moment. Ich sah nur noch ihn, seine Hände auf meinem Gesicht, und ich fühlte seine Jacke unter meinen Fingern.
    Â»April?«, flüsterte er meinem Mund zu, und ich schwöre, dass es ein paar Sekunden dauerte, ehe ich begriff, dass er mit mir redete.
    Â»Hmmm?« Sei still und fang endlich an zu küssen, dachte ich. Warum musste er jetzt reden?
    Â»April, dein Telefon.«
    Ich blinzelte und sah nach meinem Telefon, das in meiner Tasche vibrierte. »Oh«, sagte ich. »Das ist … tja.«
    Â»Willst du rangehen?«
    Nein.
    Â»Also gut, okay, warte, du darfst nur nicht …« Ich hielt seine Jacke noch fester, so als ob er gleich wegrennen würde oder so, und angelte nach meinem Telefon. Drei verpasste Anrufe von May, im Minutenabstand.
    Und dann schossen die Visionen durch meinen Kopf, die roten Lichter stürmten auf mich ein, leuchteten von allen Seiten und blinkten so rasend schnell, wie mein Herz schlug.

Kapitel 20
    Â» Wir müssen los. Und zwar sofort. «
    May
    Oh Freude über Freude. Meine gesamte Familie war unterwegs, um sich ins Leben zu stürzen, und ich war ganz allein zu Haus.
    Blöd nur, dass ich stinksauer war.
    Mal ehrlich, was soll das denn? Da ringe ich mich endlich dazu durch, meine Familie sausen zu lassen und mich hier vom Acker zu machen, und was tun meine lieben Schwestern? Nichts. June, diese dauerspionierende Gedankenleserhexe, unternimmt nicht den leisesten Versuch, mir auf die Schliche zu kommen. Und April mit ihrer penetranten Wahrsagerei hält es nicht mal für nötig, mich mit spitzen Bemerkungen über das Wetter in Texas zu nerven. Ich war mir ganz sicher, dass beide was mitgekriegt hatten, vermutlich sogar alles, aber ich schätze mal, es war ihnen schnurz. Vielleicht bin ich ja zu lange unsichtbar geblieben. Vielleicht war ich ihnen inzwischen egal.
    Aber was soll’s. Ich jedenfalls hatte jetzt Pläne.
    Ich beförderte eine Reisetasche aus den Tiefen meines Schranks hervor, schmiss sie aufs Bett und fing an, meine Sachen für Houston zu packen. Mein Vater musste sich eben damit abfinden, und ich würde schon lernen, wie man mit Cowboys und schwülem Wetter klarkommt und mit Leuten, die andauernd »Howdy« sagen und das kein bisschen ironisch meinen. Vielleicht bleib ich ja gleich ganz da, und dann verschwinde ich möglicherweise auch nicht mehr ständig.
    Wenigstens ist es dort nicht so bescheuert wie hier, hoffe ich zumindest.
    Während ich packte, stopfte ich eine Tüte Cheese Puffs in mich hinein, weshalb meine ganzen Sachen voller oranger Krümel waren. Aber das ließ mich kalt. Beim Packen überkam mich dann allerdings total die Wut, sodass ich schließlich eine Handvoll Socken mit solcher Wucht in die Tasche schmetterte, dass sie mir fast wieder entgegengeflogen kamen. »Wow, Turbo«, sagte ich, und im selben Moment fiel mir auf, dass der Kommentar von June sein könnte.
    Jetzt fing ich also schon an, June zu kopieren. Allerhöchste Zeit, mich aus dem Staub

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