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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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wurde.
    »Mein Mann befürchtet, dass die Dampfer die Segler ablösen werden«, sagte Emilia zu Kapitän Decker.
    »Bisher hat man noch keine befriedigende Lösung für reine Dampfer gefunden, die ein wirtschaftliches Betreiben möglich machen, aber ich bin mir auch sicher, dass sich das ändern wird«, sagte er düster. »Die Dampfsegler haben uns schon einen großen Teil unserer Routen weggenommen. Weite Entfernungen schaffen sie noch nicht, so viel Kohle können sie gar nicht bunkern. Bisher jedenfalls.«
    »Wenn man sieht, dass sie trotz widriger Winde so mühelos in den Kanal rauschen, kann man schon neidisch werden.«
    »Dann schon«, gab Decker zu. »Aber wenn sie technische Probleme auf offener See haben, dann sind sie verloren und auf Hilfe angewiesen. Reißt uns ein Segel, kann es der Segelmacher richten oder wirziehen ein anderes auf. Bricht eine Rah, so haben wir Ersatz und den Zimmermann. Explodiert aber ein Kessel – und das passiert noch häufig genug –, dann ist der Teufel los.« Er seufzte. »Aber der Fortschritt ist nicht mehr aufzuhalten.«
    »Was ist mit den Seeleuten? Sind sie scharf darauf, nicht mehr auf die Winde angewiesen zu sein? Gibt es einen regen Zulauf zu den Dampfern?«
    Decker schüttelte den Kopf. »Bisher nicht. In New York habe ich mit einem Kapitän der Hapag-Linie gesprochen. Er beklagte sich, dass sie kaum Männer anwerben können und die Seeleute zum Teil wieder schanghait werden müssen.«
    Emilia sah ihn überrascht an. »Schanghait? Sie werden gewaltsam angeheuert?«
    »Betrunken gemacht und zur Unterschrift gezwungen oder direkt aufs Schiff geschleppt. Aber auch das wird sich wohl ändern«, brummte Decker. »Wenn ich weiter erfolgreich auf große Fahrt gehen will, werde ich mich wohl oder übel mit der neuen Technik auseinandersetzen müssen.«
    »Mein Mann sagt, die Dampfer wären keine richtigen Schiffe.«
    »So sehe ich das auch – noch.«
    Endlich drehte der Wind und sie konnten den Kanal passieren. Schnell ging es in den Atlantik und schon bald wurde es wärmer. Sie überquerten die Linie. Im Zwischendeck wurde dies ausgiebig gefeiert, am Oberdeck gab es auch Äquatortaufen.
    Die Schiffsjungen wurden zu Emilias Erleichterung nur mäßig gequält. Sie wurden eingerieben und rasiert, mussten ein Seewasserbad in einem Fass nehmen. Die Kabinenpassagiere bekamen eine Taufurkunde ausgestellt, für Lily und Minnie hatten die Seeleute kleine Fische und einen Dreizack aus Walknochen geschnitzt.
    Es war das dritte Mal, dass Emilia die Linie passierte, und sie fragte sich, ob es das letzte Mal sein würde.
    An dem Abend ging sie nach hinten zum Bug. Das Weiß auf den Kämmen der Wellen leuchtete in der Dunkelheit. Aus dem Zwischendeck tönte es noch laut, dort wurde musiziert, gesungen und getanzt.Die Auswanderer hatten zur Feier des Tages billigen Rotwein vom Kapitän spendiert bekommen. Auch in der Kajüte war lustig gefeiert worden, die beiden Steuerleute hatten so manches Seemannsgarn gesponnen. Antonie hatte sich, zu Emilias Bedauern, früh zurückgezogen, und als die Männer immer mehr dem Wein und Cognac zusprachen, war auch Emilia gegangen.
    Hier am Heck, hinter dem Backstag, war es ein wenig ruhiger und Emilia war ganz ungestört. Sie hörte ein Platschen und Schnaufen und wusste, dass Wale in der Nähe waren. Schon längst hatte sie keine Angst mehr vor den großen Tieren, im Gegenteil, sie war fasziniert von ihnen. Pott- und Blauwale wirkten immer so gelassen, als ob sie nichts stören würde. Dabei hatte der Walfang noch zugenommen.
    Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich, drehte sich erschrocken um. Es war te Kloot, der schwankend auf sie zukam. Er stank nach Alkohol und Zigarre. Pfeifenrauch mochte Emilia, aber von Zigarrenqualm wurde ihr übel.
    Te Kloot lehnte sich schnaufend an die Reling. »Wassn wunnerschöna Aaben«, lallte er.
    Bis eben schon, dachte Emilia und trat einen Schritt zurück. Sie bedauerte es, dass die Hündin in der Kabine und nicht an ihrer Seite war.
    »Hab mir schooo dacht, dass Ihr hier saaid.« Er grinste. »Hab Euch ööffer hier sehn.«
    Sie schluckte, schon länger hatte sie das Gefühl gehabt, dass te Kloot sie beobachtete.
    Er trat einen Schritt auf sie zu, schwankte, wäre beinahe gestürzt. Wieder wich Emilia ein wenig zurück, spürte die Rückwand der Kajüte hinter sich.
    »Du bisss schooo so laan von deim Mann getrennt, du vermisssss ihn sicher dolle.«
    »Herr te Kloot, meint Ihr nicht, dass Ihr wieder hineingehen

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