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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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hatten das doch alles schon besprochen. In jedem Brief hatte ich dir die Möglichkeiten aufgezeigt, Rudi. Ich weiß nicht, was das jetzt soll!«, polterte er.
    »Hannes, du hast mir das geschrieben, aber offensichtlich meine Antworten nicht gelesen.« Auch Rudolph klang wütend. »Ich gehe nicht nach Neukaledonien. Ich bleibe hier.«
    »Hier haben wir aber keine Verwendung für dich. In Noumea wartet ein Büro und jede Menge ertragreicher Arbeit auf dich. Nickel ist das Erz der Zukunft und Zuckerrohr ist gefragt wie noch nie. Wir können ein Vermögen machen.« Te Kloot schüttelte den Kopf. »Nun sieh das doch ein.«
    »Und du solltest einsehen, dass ich andere Vorstellungen von meinem Leben habe.«
    Rudolph drehte sich um und rauschte hinaus, nur kurz stockte er, als er an Carl und Minnie vorbeikam, nickte ihnen zu, ging aber dann nach draußen.
    Carl räusperte sich, te Kloot sah ihn an, holte tief Luft und setzte dann ein gezwungenes Lächeln auf.
    »Mein lieber Lessing. Ich habe gehört, die ›Centennial‹ kommt in einigen Wochen aus dem Dock.« Er ging auf sie zu. »Minnie, wie schön dich zu sehen. Magst du nicht meinem störrischen Bruder folgenund ihn beschwichtigen? Ihm scheint die Sommerhitze zu Kopf gestiegen zu sein. Es ist aber auch heiß in diesem Jahr.«
    Minnie lächelte. »Darf ich, Papa?«
    Nachdenklich schaute er sie an. Jean te Kloot war ihm immer noch unsympathisch und sein Bruder machte einen aufbrausenden Eindruck, außerdem kannte er den jungen Mann ja noch gar nicht. Allerdings hatte er einiges mit te Kloot zu besprechen und Minnie würde sich nur langweilen. »Sicher, wir haben ja viel zu bereden. Vielleicht kannst du den jungen Hitzkopf dazu bringen, einen Kaffee mit dir zu trinken.« Er drückte ihr einen Geldschein in die Hand. »Oder du kaufst dir etwas Nettes. Aber geh nicht zu weit fort.« Dann wandte er sich wieder te Kloot zu. »Jean, schön Euch zu sehen.« Er benutzte den englischen Vornamen, den te Kloot angenommen hatte. Carl nannte sich seit seiner Einbürgerung meist »Charles«, denn es war einfacher, englische Namen zu benutzen.
    Minnie nickte te Kloot zu, nahm das Geld und folgte Rudolph nach draußen.

25. K APITEL
    Suchend sah sie sich um, dann entdeckte sie ihn auf der anderen Straßenseite an der Tramhaltestelle.
    Aufgrund des dichten Verkehrs war es gar nicht so einfach, die Straße zu überqueren, doch sie setzte geübt und gezielt ihren zusammengeklappten Sonnenschirm ein und drängelte sich durch.
    »Herr te Kloot.« Ein wenig atemlos blieb sie vor ihm stehen. »Erinnert Ihr Euch?«
    »Fräulein Lessing, nicht wahr?« Er mühte sich ein Lächeln ab. »Tut mir leid, ich hatte gerade eine Meinungsverschiedenheit mit meinem Bruder.«
    »Das war nicht zu überhören.« Sie lächelte. »Ich kenne das, mit meiner älteren Schwester bin ich auch selten einer Meinung.«
    »Wir haben uns zwanzig Jahre nicht gesehen, nur geschrieben. Er wollte schon immer, dass ich ihm hierher folge.« Rudolph seufztelaut. »Aber so habe ich mir das nicht vorgestellt. Jetzt weiß ich noch nicht einmal, wie ich zu seinem Haus kommen kann.«
    »Ihr Bruder wohnt doch in Woollahra? Das ist östlich von hier. Eins der schönsten Viertel der Stadt. Aber dorthin führt keine Tramlinie. Ihr müsstet Euch eine Droschke nehmen.«
    »Wo wohnt Ihr denn?«
    »In Glebe. Das ist nördlich der Innenstadt.«
    »Die Stadt ist so riesig, ich werde mich hier nie zurechtfinden«, sagte er seufzend.
    »Doch, das werdet Ihr«, lachte Minnie. »Ich kann Euch ein wenig zeigen.«
    »Was ist mit Eurem Vater?«
    Daran hatte Minnie gar nicht gedacht. Zu lange und zu weit durfte Minnie sich nicht von den Geschäftsräumen des Agenten wegbewegen. Sie senkte nachdenklich den Kopf.
    »Wie wäre es, wenn wir etwas trinken gehen? Einen Tee?«, fragte Rudolph.
    »Wunderbar.«
    In der Nähe war ein kleines Hotel. Sie setzten sich auf die Veranda.
    »Ich hoffe, Ihr verzeiht es mir«, sagte Rudolph leise, »aber ich brauche etwas Stärkeres als einen Tee.«
    Er bestellte sich einen Brandy, Minnie nahm einen Kaffee.
    »Ihr wollt nicht nach Neukaledonien gehen?«, fragte sie. »Ich habe es mit angehört, verzeiht.«
    »Ich will nicht Händler werden. Das wollte ich noch nie, und das habe ich meinem Bruder auch immer geschrieben.«
    »Was wollt Ihr dann werden?«
    »Ich war in Proskau, dort ist die preußische höhere Lehranstalt für Landwirtschaft. Ich habe mein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen.« Stolz sah er sie an. »Ich

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