Die Backlash-Mission
einen langen Marsch vor uns.«
Caine sah sich im Dämmerlicht um und hatte das seltsame Gefühl des déjà vu. Der neben der
Straße dahinrieselnde Bach, ein besonders prägnanter Felsen im Süden - er hielt den Atem an, als
es bei ihm funkte. »Wissen Sie, wo wir uns befinden, Lathe?«
»Ein paar Kilometer nordwestlich des Eingangs zu Basis Aegis«, antwortete dieser. »Wir können
unseren Marsch genauso gut hier wie an einer anderen Stelle beginnen. Warum?«
»Ach, kein besonderer Grund. Nur befinden wir uns ein Stück nordwestlich von der Stelle, die
unser Ausgangspunkt war, als wir uns einen Überblick über die Basis verschafften.«
»Aha. Diesmal müssen Sie sich jedenfalls keine Sorgen machen, dass der Wagen gestohlen werden
könnte.«
Er hatte noch nicht ausgesprochen, als sich der Wagen in Bewegung setzte, wendete und die Straße
zurückfuhr, die sie gekommen waren. Caine schluckte, während er zusah, wie das Vehikel um die
Kurve verschwand. Er wusste, dass es die beste Lösung war, aber deshalb gefiel ihm das
Arrangement noch immer nicht. Ein hier geparktes Fahrzeug musste einfach auffallen, das stimmte;
aber andererseits mussten sie sich darauf verlassen, dass Reger sein Versprechen hielt und den
Wagen zweimal täglich hierherschickte, bis sie wieder zurück waren.
Falls die anderen sich ebenfalls Sorgen machten, zeigten sie es nicht. »In welche Richtung?«,
fragte Skyler, während er die Riemen seines Rucksacks enger zog und ihn auf seinen Schultern
zurechtrückte.
»Dort durch.« Lathe zeigte auf einen felsenübersäten Einschnitt zwischen zwei steilen
Hügeln.
»Gänsemarsch und achtet auf Flugzeuge über uns!«
Sie waren ungefähr eine Stunde unterwegs, als fünfzig Meter vor ihnen ein Sicherheitsmann aus dem
Gebüsch direkt auf ihren Weg trat.
Alle sechs Männer erstarrten, weil der als Erster gehende Lathe das entsprechende Handzeichen
gab.
Caine bemerkte besorgt, dass der Sicherheitsmann schwer bewaffnet war, und zwar mit einer im
Halfter steckenden Pfeilpistole und einem Lasergewehr, das er sich über die Schulter gehängt
hatte. Unter seiner Bergmütze sahen die Kopfhörer eines Sprechfunkgeräts heraus, und um den Hals
trug er eine Infrarotverstärkungsbrille.
Caine biss sich auf die Unterlippe. Im Augenblick schaute der Soldat nicht in ihre Richtung,
sondern im rechten Winkel von ihnen weg. Doch das wurde durch die Tatsache ausgeglichen, dass das
Gelände und das schüttere Laubwerk in seiner Nähe es ihnen unmöglich machten, sich ihm unbemerkt
zu nähern.
Sie mussten ihn von ihrem jetzigen Standpunkt aus erledigen.
Aber Lathe traf keine Anstalten, seine Schleuder oder seine shuriken zu ziehen - er
bewegte sich einfach überhaupt nicht. »Wann schalten wir ihn aus?«, flüsterte Caine Skyler zu,
als die Zeit verstrich.
»Entspannen Sie sich!«, flüsterte der zurück, und zu Caines Verblüffung machte der Soldat kehrt
und schlenderte davon.
»Wieso denn?«, fragte Caine vollkommen verwirrt.
»Sie haben seine Haltung und seine Ausrüstung nicht genau beobachtet«, erklärte Skyler, während
sie weitergingen. »Beides passt mehr zu einem Wachtposten als zu jemandem, der auf Erkundung aus
ist. Was gibt es hier eigentlich, Bernhard, das durch Wachtposten geschützt werden müsste?«
»Keine Ahnung«, antwortete dieser. »Kanai?«
»Ich weiß es auch nicht. Vielleicht ein Hauptzufluss für die Wasserversorgung der Stadt?«
»Das stimmt - Sie haben sich ja vor einigen Tagen eine Karte des Wasserleitungsnetzes geholt«,
sagte Skyler zu Caine. »Vielleicht glauben sie, dass wir darauf aus sind, das System zu
beschädigen.«
»Das spielt keine Rolle«, mischte sich Lathe ein. »Aus seiner Position schließe ich, dass sich
der Mittelpunkt des Kreises ziemlich weit südlich von hier und etwas links von uns befindet. Wir
werden nach Norden ausweichen, um weitere Posten zu umgehen.«
»In Ordnung«, stimmte Caine zu und bemerkte gleichzeitig Skylers Signal. »Bernhard, Kanai, weiß
einer von Ihnen, was der Wächter um den Hals getragen hat? Ich habe noch nie eine derartige
Schutzbrille gesehen.«
Bernhard ließ eine herablassende Erklärung über Infrarotverstärkungsgeräte vom Stapel. Caine
hielt das geflüsterte Gespräch in Gang, indem er Bernhard und Kanai mit naiven Fragen löcherte.
Es war eine unangenehme Rolle, sie erfüllte aber ihren Zweck als Ablenkungsmanöver ausgezeichnet.
Als das Gespräch endlich verstummte, war Skyler längst genauso unauffällig zur
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