Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
halben Hügel abdeckte.
    Plötzlich verstummte der Wind. Statt dessen rauschte leise die Brandung. Katie und ich schauten zu den Möwen empor, die mit den Flügeln flatterten und dann in Richtung Wasser abdrehten. Es wurde dunkel, der Wind frischte wieder auf, und George fing zu weinen an. Katie wiegte ihn im Arm und lächelte mir zu.
     
    Als der Frühling kam, zogen wir ins Haus auf dem Hügel zurück, wo wir auch den Winter über blieben, und den nächsten. George lernte zu laufen, bevor ich ihm das Fliegen beizubringen versuchte. Später, wenn es ein drittes Mal Sommer geworden wäre, würde ich ihn zur anderen Hügelseite führen und in die Luft werfen. Zuerst würde er unter wirren Verrenkungen, flatternd und lachend, herabsacken. Doch dann, wenn der Herbst käme, würde er von ganz allein abheben und über mehrere Sekunden in der Luft schweben können. Zu der Zeit würde er eine kleine Schwester bekommen. Ihre Flügel würden feuerrot sein.
     
----
    Originaltitel: ›GEORGE‹ • Copyright © 1993 by Terry Bisson • Erstmals veröffentlicht in: ›Pulphouse‹, Oktober 1993 • Copyright © 1998 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München • Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael Windgassen
----

 
Der nächste
----
     
    »Der nächste!«
    »Wir möchten eine Heiratserlaubnis.«
    »Name?«
    »Johnson, Akisha.«
    »Alter?«
    »Achtzehn.«
    »Wen wollen Sie heiraten?«
    »Jones, Yusef.«
    »Yusef? Sie und er…? Ich fürchte, da haben Sie sich der völlig falschen Warteschlange angeschlossen, tut mir leid.«
    »Oh.«
    »Versuchen Sie es dort drüben, wo die Pepsi-Maschine steht. Und viel Glück. Das werdet ihr brauchen, mein Kind… Der nächste!«
     
    »Der nächste!«
    »Wir benötigen eine Heiratserlaubnis.«
    »Und für wen, wenn die Frage erlaubt ist?«
    »Für uns. Ihn und mich.«
    »Bitte?«
    »Uns wurde gesagt, wir sollen uns in dieser Reihe anstellen. Ich nehme an…«
    »Ich kann Ihnen keine Heiratserlaubnis erteilen. Er ist schwarz.«
    »Das weiß ich, aber ich habe gehört, daß man sich einem besonderen Genehmigungsverfahren unterziehen kann und…«
    »Sie erwarten von mir, daß Ihnen die rassische Unbedenklichkeit bestätige? Das kann ich nicht, und – offengestanden – ich würde es auch nicht tun, wenn ich es könnte. Wir sind da, um zu vermeiden, daß Schwarze sich gegenseitig heiraten, denn wenn…«
    »Warum wurde uns dann gesagt, wir sollen uns hier anstellen?«
    »Weil hier Anträge auf Bestätigung der rassischen Unbedenklichkeit ausgefüllt und entgegengenommen werden.«
    »Dann sagen Sie mir, was wir tun müssen, um uns einer solchen Bestätigung als würdig zu erweisen.«
    »Streng nach Satzung bedarf es nur eines formellen Antrags, ungeachtet des abstoßenden Aspekts eines solchen…«
    »Schon gut. Her mit dem Antrag, Lady, damit ich ihn ausfüllen kann!«
    »Wie Sie wünschen. Füllen Sie dieses Formular hier aus und geben Sie es an Schalter A21 ab.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß wir uns noch einmal ganz hinten an einer Schlange anstellen müssen?«
    »Was dachten Sie denn? Der nächste!«
     
    »Der nächste!«
    »Hallo, ich bin mir gar nicht sicher, ob wir überhaupt in der richtigen Reihe anstehen. Wir wollen eine dieser Ausnahmegenehmigungen. Um zu heiraten.«
    »Sie meinen, weil Sie gleicher Rasse sind? Hier sind Sie richtig. Aber unter Berücksichtigung der Vorschriften für Gleichberechtigung beim Melanin-Erhaltungsgesetz können Ihnen Betätigungen dieser Art nicht ohne weiteres ausgehändigt werden. Bevor Sie sich darum bewerben, müßten Sie zuallererst eine Ozon-Verzichtserklärung vorlegen.«
    »Was Sie meinen, habe ich bereits ausgefüllt. Sehen Sie? Die weiße Frau dort drüben hat mich darauf hingewiesen.«
    »Ich fürchte, da ist ihr ein Fehler unterlaufen. Was Sie ausgefüllt haben, ist eine Verzichtserklärung. Aber ich kann Ihnen eine solche Erklärung nicht ohne zwölfeinhalbminütige Beratung abnehmen.«
    »Können Sie nicht einfach einen Stempel drauf drücken? Seit Stunden stehen wir schon Schlange, und meine Füße…«
    »Wie bitte? Vielleicht kennen Sie sich in meinem Job besser aus als ich?«
    »Nein, schon gut.«
    »Dann hören Sie zu, ich will versuchen, Ihnen zu helfen. Ich werde Ihnen jetzt einen Termin-Bon für den Eheberater geben. Bringen Sie den Bon in Gebäude B und geben Sie ihn dem Beamten an Schalter eins.«
    »Wir müssen nach draußen?«
    »Es gibt einen überdachten Fußweg. Aber halten Sie sich links,

Weitere Kostenlose Bücher