Die Baeren entdecken das Feuer
sagen, auch gegen Sie verwendet werden wird.«
»Wird?«
»Kann, wird – wie dem auch sei. Junge Dame, betreiben Sie keine Haarspalterei mit mir!«
»Entschuldigung.«
»Akzeptiert. Wie ich hier lese, werden Sie der Rassendiskriminierung und Verschwörung beschuldigt.«
»Verschwörung? Alles, was wir wollen, ist heiraten.«
»Was leider ungesetzlich ist. Bestimmt war Ihnen das auch schon klar, sonst wären Sie nicht schnurstracks zur Behörde für Verehelichungsgesetze gelaufen.«
»Wir haben versucht, eine Sondergenehmigung zu erhalten.«
»Präzise. Und was ist das anderes als der Versuch, sich dem Melanin-Redistributionsgesetz zu entziehen, das eine Heirat von Schwarzen untereinander verbietet? Als Sie sich in Reihe A21 anstellten, war dies bereits ein Indiz, das den Verschwörungsvorwurf untermauert. Sie wollten definitiv die Vorschriften der Melanin-Hort-Verordnung umgehen.«
»Aber streng nach Gesetzesmöglichkeiten!«
»Was es sogar noch schlimmer macht. Das Gesetz ist nur eine Vorgabe. Wie die Richter es auslegen, ist individuell verschieden. Aber sie können mit der gebotenen Härte gegen jeden vorgehen, der versucht, den Geist des Gesetzes zu sabotieren, indem er die Inhalte der Verordnungen für seine Zwecke uminterpretiert und zurechtzubiegen versucht! Aber ich verzichte darauf, das Strafmaß für Verschwörung und Widerstand zu verhängen, da wir uns mit einer noch weitaus schwereren Anklage zu beschäftigen haben.«
»Strafmaß? Wir hatten nicht einmal eine reguläre Verhandlung!«
»Junge Dame, versuchen Sie etwa schon wieder, Haarspalterei mit mir zu betreiben?«
»Nein.«
»Dann lassen Sie uns jetzt zum Anklagepunkt Diskriminierung kommen. Es geht dabei um grundsätzliche Dinge. Sie sind beide nicht alt genug, um sich an die Jim-Crow-Tage des Südens zu erinnern, jene Zeit, als es den Schwarzen nicht einmal erlaubt war, einen öffentlichen Pool zu besuchen, um darin zu schwimmen. Aber ich, ich erinnere mich noch sehr genau daran. Wissen Sie überhaupt, was man unter Diskriminierung versteht?«
»Ich habe in der Schule darüber gelesen.«
»Nun, dann sollten Sie auch wissen, daß Diskriminierung etwas sehr Übles ist. Daß auch Schwarze, die sich prinzipiell weigern, Weiße zu heiraten und diesen damit das Recht verweigern, in ihrem Gen- Pool mitzuschwimmen, Diskriminierung betreiben!«
»O nein, niemand verweigert hier irgend jemandem das Recht auf irgend etwas! Ich will einfach nur Yusef heiraten!«
»Das ist eine sehr bequeme und unangebracht simple Betrachtungsweise von Dingen, die leider viel komplizierter sind, nicht wahr? Kein Mensch im Gerichtssaal wird darin mit Ihnen konform gehen, geben Sie diese Hoffnung auf. Sie können Yusef nicht heiraten, ohne sich gleichzeitig indirekt zu weigern, Tom, Dick oder Harry zu heiraten. Wenn Sie umgekehrt eine schwarze Person heiraten, verweigern Sie einer weißen Person das Recht, Sie statt dessen zu heiraten, und das ist eine klare Verletzung von dessen Rechten, die in Paragraph vierzehn des Grundgesetzes verankert sind. Wissen Sie, wer das dort auf den beiden Bildern an der Wand ist?«
»Natürlich. Der eine ist Martin Luther King und der andere John Kennedy.«
»John F. Kennedy. Irgendwie hat Ihre Generation völlig den Sinn für die Ideale verloren, für die diese Männer starben. Lassen Sie mich eine reine hypothetische Frage stellen: Wäre es Ihrer Meinung nach vertretbar, ein Gesellschaftssystem zu haben, in dem die eine Rasse über besondere Rechte und Privilegien verfügt, während die andere solches verweigert bekäme?«
»Das hat auch bis jetzt niemanden gestört, oder?«
»Sie müssen auch immer das letzte Worte haben, stimmt’s?«
»Nein. Aber was ist mit Paragraph vierzehn des Grundgesetzes? Gilt dieser Paragraph nicht auch für mich?«
»Natürlich tut es das. Für Sie als Individuum, und auch für Ihren jungen Freund da. Aber als Afro-Amerikaner sind Sie mehr als nur Individuen, Sie sind auch eine wertvolle natürliche Ressource.«
»Bitte?«
»Für das Melanin-Erbgesetz ist Ihr genetisches Material eine nationale Ressource, auf die Amerika zum Wohle seines ganzen Volkes Anspruch erhebt – also nicht nur zum Nutzen einiger weniger Privilegierter! Immerhin sind es ihrem Ursprung nach immer noch jene Gene, das im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert aufwendig über den Ozean verschifft wurden – und auch bezahlt, wie ich hinzufügen möchte.«
»Aber die Sklaverei wurde abgeschafft. Die Geknechteten wurden
Weitere Kostenlose Bücher