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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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befreit.«
    »Und ihre Nachfahren sind auch heute noch frei. Aber genetisches Material in seiner Grundstruktur ist unsterblich und kann weder versklavt noch frei sein. Es ist ein unersetzliches natürliches Reservoir, ein Grundelement wie die Wälder oder die Luft, die wir atmen. Und ob ihr jungen Leute es befürwortet oder nicht, die Vergangenheit, als solche Rohstoffquellen eigennützig und gewinnsüchtig ausgebeutet wurden, ist vorbei. Euer genetisches Gut gehört jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind in Amerika. Es nicht euer Eigentum, über das ihr frei und nach Belieben verfügen könnt. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Ich glaube schon.«
    »Sie glauben! Wäre es denn gerecht, ein afro-amerikanisches Kind zu haben, das mit Doppel-M geboren wird, während ein weißes Kind, dem sein Melanin-Geburtsrecht verweigert wurde, dazu verdammt ist, mit einer zweifach höheren Wahrscheinlichkeit an Hautkrebs zu erkranken leben muß?«
    »Niemand hat sich jemals um weiße Kinder gesorgt, die mit dem doppelten Genschutz geboren wurden.«
    »Es reicht, junge Dame! Ich verurteile Sie hiermit, die Zeit bis zur Geburt Ihres Babys in spätestens neun Monaten im Erziehungslager von Catskill einzusitzen! Anschließend werden Sie neun Jahre Verwahrungshaft auf der Farm für unberechtigt Schwangere auf Point Pleasant antreten. Ich hoffe aufrichtig, daß Sie ihre Zeit auf Point Pleasant dazu nutzen, sich darüber klar zu werden, was rassistische Grundeinstellungen wie Ihre unserer multikulturellen Demokratie antun.«
    »Und was ist mit mir?«
    »Ihre Strafe setzte ich auf Bewährung aus, Yusef. Ich lade Sie auch gern zum Abendessen bei mir zu Hause ein, sobald die Verhandlung zu Ende gebracht ist. Ich fände es nett, wenn Sie meine Tochter kennenlernen. Chief, legen Sie dieser Frau die Handschellen an und führen Sie sie ab. Schenken Sie ihren Krokodilstränen keine Beachtung, sie versteht sich meisterhaft in der Kunst der Täuschung… Der nächste!«
     
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    Originaltitel: ›NEXT‹ • Copyright © 1992 by Mercury Press, Inc. • Erstmals veröffentlicht in: ›The Magazine of Fantasy and Science Fiction‹, Mai 1992 • Copyright © 1998 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München • Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael Koseler
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Nekronauten
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    Als ich das erste Mal starb, gingen mir die Augen auf. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Ich bekam einen Anruf von einem Forscher der Duke University. Er sagte, er habe meine Bilder in der National Geographic und Smithsonian gesehen und wünsche mich als Illustrator für eine Exkursion, die er gerade plane.
    Ich erklärte ihm, daß ich seit achtzehn Monaten blind sei.
    Das sei ihm bekannt, antwortete er; deshalb, so sagte er, wolle man mich.
     
    Am nächsten Morgen wurde ich von meiner Ex vor dem parapsychologischen Institut der Universität abgesetzt. Der jeweilige Hall sagt sehr viel über Räume aus, und derjenige, den ich betrat, war trist und ungastlich, so wie das Wartezimmer in einem Krankenhaus.
    Dr. Philip DeCandyles Hand war feucht und kalt – eine Kombination, die nicht gerade häufig vorkommt. Von Leuten, mit denen ich zu tun habe, mache ich mir ein Bild im Geiste, und ich sah hier einen übergewichtigen, weichen Mann von rund ein Meter achtzig vor mir, was, wie ich später erfuhr, durchaus zutraf.
    Nachdem er sich selbst vorgestellt hatte, stellte DeCandyle die neben ihm stehende Frau als Dr. Emma Sorel vor. Sie war nur ein wenig kleiner, hatte eine hohe Stimme und einen kühlen, flüchtigen Handschlag, dem ich anmerkte, daß sie der Welt lieber den Rücken kehrte, als sich auf sie einzulassen – eine Eigenschaft, die für Wissenschaftler typisch ist, nicht aber für Feldforscher. Ich fragte mich, was für eine Expedition die beiden wohl planten.
    »Wir sind sehr froh darüber, daß Sie sich für uns freimachen konnten, Mr. Ray«, sagte Dr. DeCandyle. »Wir haben Ihre Arbeit für die Expedition im Marianengraben gesehen, und Ihre Bilder beweisen, daß es Dinge gibt, die von einer Kamera einfach nicht eingefangen werden können. Das liegt nicht bloß an mangelhaften Lichtverhältnissen. Ausschlaggebend ist Ihre unvergleichliche Fähigkeit, die Grandeur ozeanischer Tiefen wiederzugeben; ihren kalten, Ehrfurcht gebietenden Schrecken.«
    Er führte das Wort. Anfangs fand ich seine Ausdrucksweise übertrieben, fast komisch – bis ich das, was er zum Beispiel mit Schrecken bezeichnete, schließlich selbst in Erfahrung

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