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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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eingetopften, und natürlich auch alle möglichen Cyber-Sträucher oder Holos. Aber einen echten Rasen? Mann, Gail, kein Wunder, daß sich Barber Sorgen macht.«
    Das Beste an Carl ist sein Einfühlungsvermögen.
     
    Wir legten eine Rast ein und aßen bei Lord Byron’s an der Umgehungsstraße von Princeton zu Mittag. Das ist der einzige Laden, der einem Mädchen auch ohne Schuhe Zutritt gewährt. Lord Byron war zwanzig Jahre lang Koch in einem Krankenhaus für Kriegsveteranen, ehe er genug Geld beisammen hatte, um eine Imbißbude aufzumachen. Wegen seiner ehemaligen Tätigkeit im medizinischen Sektor hält er sich für einen Arzt.
    »Das Übliche«, sagte Carl. Zwei Bier und ein Bolognese-Brötchen.
    Lord Byron lüftete meine Kappe und legte mir seine riesige, warme, schwarze Hand auf die Stirn. »Hab ich mir doch gedacht«, sagte er. »Kalt wie Eis. Glaube kaum, daß du was auf der Karte findest, was dir in deinem Zustand gut täte. Oder was meinst du, Gay.« Auch er konnte meinen Namen nicht richtig aussprechen.
     
    Nach der Mittagspause mußten wir das Motherboard einer Blumenrabatte bei einem Beerdigungsunternehmen an der A303 austauschen. Bei dem Display handelte es sich um eins dieser billigen Sechzehn-Bit-Dinger, die nur aus hundert Metern Entfernung halbwegs annehmbar aussehen. Carl hatte es dem Kunden vergangenen Herbst angedreht als ein Gerät, das sich angeblich nachrüsten läßt, aber der Hersteller hatte noch im Winter pleite gemacht, und jetzt war der Chip ein Waise. Ohne eine komplett neue Zentraleinheit würden sich weder Farben noch Art der Blumen variieren lassen.
    Dies zu erklären fiel Carl merklich schwer, und er rechnete wohl auch mit Ärger, doch der Geschäftsführer des Beerdigungsunternehmens war sofort einverstanden mit dem Einbau eines neuen Chips, eines Hallmark-Klons. »Es ist ein Franchise-Unternehmen, Gail«, sagte Carl auf dem Rückweg in die Werkstatt. »Die achten nicht so sehr auf ihre Kosten. Warum auch? Läßt sich doch sowieso als Umweltinvestition voll absetzen. Allerdings habe ich für Blumen noch nie viel übrig gehabt, nicht mal für organische.«
     
    Dienstag war ein besserer Tag, denn wir mußten graben. Bei Johnson, Johnson & Johnson setzten wir zehn Meter patagorüsche Zibethecken. Pat ist in Wirklichkeit gar nicht patagonisch; der Name soll bloß Zähigkeit suggerieren. Tatsächlich handelt es sich um eine Cyberhecke, ein fertilisaturiertes Piastatwerk mit Blütenansätzen, angeordnet auf einem 3-D-Gitter im Abstand von 20 Millimetern. Doch die winzigen Blättchen, die daraus hervorwachsen, sind so echt wie ich. Sie baden in der Sonne und wiegen sich im Wind. Läuse, wenn es denn welche gäbe, würden sich davon foppen lassen.
    Carl war gut gelaunt. Zehn Meter Pat für $ 325 pro Meter bringen zur Abwechslung mal ordentlich was rein. Und weil die Wurzeln nur zur Befestigung sind, kann man sie in Boden eingraben, der nicht eigens aufbereitet werden muß. Einen blanken Spaten ins Erdreich stechen zu können, ist für einen Gärtner das schönste, was es gibt.
    »Das ist ein Leben, nicht wahr, Gail?« freute sich Carl.
    Ich nickte und grinste ihm zu. Allerdings kam mir der Geruch der Erde irgendwie seltsam vor. Sie roch falsch, das heißt überhaupt nicht.
     
    Nach dem Mittagessen bei Lord Byron verkaufte Carl zwei elektrische Bäume an die Garden-State-Promenade. Der Geschäftsführer wollte die Bäume für ein Display im Eingangsbereich, und Carl mußte ihm davon abraten, organische zu nehmen. Zwar mag Carl die elektrischen genauso wenig wie ich, doch manchmal kommen andere eben nicht in Frage.
    »Ich wollte eigentlich echte Bäume haben«, sagte der Manager.
    »Aber nicht für draußen«, entgegnete Carl. »Schauen Sie, organische Bäume sind zu anfällig. Irgendwann sind sie’s leid, immer krank zu werden, und dann fallen sie einfach um. Außerdem glaube ich, daß sie Ihnen einfach zu teuer kommen. Lassen Sie mich Ihnen diese neuen Ulmen von Microsoft zeigen.« Er knipste den Holoprojektor an, während ich den Sensozaun zusammenstecken durfte. »Enorm, wie groß die Dinger aussehen, nicht wahr?« sagte Carl. »Na los, wandern Sie mal drum herum. Wir nennen sie die Immortellen. Da geht kein Ungeziefer ran, sie werden nie krank, und zur Pflege brauchen Sie nichts anderes als 110. Wir können den Projektor aufs Dach stellen, damit Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen, daß ein Auto dagegenfährt.«
    »Ich wollte eigentlich etwas, das Schatten wirft«, sagte der

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