Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
kaum noch Details zu erkennen waren. Harrison hielt eine Karte unter dem Tresen bereit, um Wetten abzuschließen, und als er sie nach Our Daily Log hervorkramte, stellte Mr. Fox mit einiger Nervosität (aber nicht wirklich überrascht) fest, daß die Landschaft, auf die Brighton zuhielt, von einer Stadt beherrscht wurde, deren Name etwas Unheimliches anhaftete, das es schwermachte, sie sich vorzustellen:
    Babylon.
    An dem Tag, an dem Lizzie einen ersten Besuch von Scotland Yard erhielt, sah Mr. Fox ein Charter-Fischerboot, das ständig Distanz zur Küste hielt und ungefähr drei Knoten Fahrt machte. Es war die Judy J von Islip, und die Reling war bevölkert von winkenden Menschen. Mr. Fox winkte zurück und bewegte auch Anthonys Pfote zum Gruß.
    Ein Flugzeug flog tief über den Strand hinweg und zog etwas hinter sich her. Im Fernsehen konnte Mr. Fox abends auf dem Satellitenbild sehen, daß Brighton schon die Leeseite von Long Island erreicht hatte; offenbar war das auch der Grund für das Abflauen des Windes. Die BBC spielte Ausschnitte von King Kong ein und kommentierte launig: »New York City ist bereit zur Evakuierung. Überall herrschen Furcht und heillose Panik, daß der Zusammenstoß mit dem alten England Manhattans sagenhaften Wolkenkratzer zum Einsturz bringen könnte.« Nicht nur der Sprecher schien Gefallen an diesem Szenario zu finden, auch der kanadische Erdbebenexperte, den er interviewte, ergötzte sich in detaillierten Schilderungen, wie die bevorstehende Katastrophe ablaufen würde. Und noch einer ergötzte sich an der Vorfreude auf das Spektakel: Harrison.
    Demgegenüber drückten die offiziellen Stellen von New York City ihre Sorgen fast sachlich aus: Sie fürchteten die Panik mehr als die eigentliche Kollision.
    Am nächsten Morgen waren es schon zwei Boote, die draußen vor der Küste patrouillierten, und am Nachmittag fünf. Die Wellen, die nun schräg heranrollten, wirkten zögerlich im Vergleich zu den kühnen Wogen des offenen Atlantik.
    Zur Teezeit erhielt Lizzie ihren zweiten Besuch von Scotland Yard. Sie schien etwas von ihrem Kampfgeist und ihrem Mumm verloren zu haben. Auch an den Lüften, die draußen, außerhalb des Teezimmers, wehten, hatte sich etwas verändert. Aber Mr. Fox hätte nicht zu sagen vermocht, was es war, bis er sich mit Anthony dem Cricketplatz näherte. Dort aber erkannte Mr. Fox, was ihn schon geraume Zeit beunruhigte.
    Es war der Wind.
    Er wehte nicht mehr.
    Die Kinder mühten sich redlich, die Drachen steigen zu lassen, die ihnen noch ein paar Tage vorher anstandslos gehorcht hatten. Aber sobald sie aufhörten zu rennen, fielen die Drachen wie Steine vom Himmel. Anthony rannte wild kläffend durch die Gegend, als wollte er den Himmel um Unterstützung anflehen, aber die Kinder zogen erbost noch vor Einbruch der Dunkelheit ab.
    In diesem Abend schnappte Mr. Fox nach dem Essen noch ein bißchen Luft vor dem Pig & Thistle. Auf der Straße war es so still, wie es sonst nur die nächtlichen Wege auf einem Friedhof sein konnten. Waren nun etwa alle aus Brighton geflohen, oder traute sich nur niemand mehr vor die Tür?
    Aus Our Daily Log wußte Mr. Fox, daß die Angst in New York City nicht in dem befürchteten Ausmaß um sich gegriffen hatte. Die Fernsehbilder hatten zwar beeindruckende Verkehrsstaus gezeigt, aber dabei schien es sich um normale Zustände zu handeln.
    Der König war…
    Gerade als die BBC in den Buckingham Palace umschalten wollte, begann das Bild zu flackern und wurde von einer amerikanischen Quizsendung überstrahlt. »Wer waren die Beatles«, sagte gerade eine junge Frau, die in einer Art bunter Kanzel stand. Irritierenderweise klang ihr Tonfall nicht wie eine Frage, sondern wie eine Feststellung.
    »Das Fernsehen war wieder mal schneller als jedes andere Empfangskommittee«, seufzte Harrison, ehe er den Ton abdrehte, die Bilder aber weiter laufen ließ. »Sollen wir uns zur Feier des Tages einen Whisky genehmigen? Zur Abwechslung lade ich Sie heute mal ein.«
     
    Das Zimmer von Mr. Fox, das ihm Mr. Singh, der ursprüngliche Eigentümer des Pig & Thistle, vermacht hatte, lag im obersten Stock unter dem Giebel. Es war so winzig, daß er und Anthony sich ein Bett miteinander teilten. In dieser Nacht wurden sie von einem rätselhaften, fast melodischen Schaben aufgeweckt.
    »Wuff«, machte Anthony, aus dem Schlaf geschreckt. Mr. Fox lauschte bang. Zuerst glaubte er, ein Dieb hielte sich im Haus auf, der das Piano aus dem Barraum zu entwenden versuchte

Weitere Kostenlose Bücher