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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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verrückt, weshalb er ein Koloss von über ein Meter neunzig geworden war. Er war so breit wie ein Scheunentor, hatte aber das Gemüt eines Dreijährigen, wenn er auch fast kein verständliches Wort von sich gab. Mette Martin hatte ihr mehrmals versichert, dass er so sanft wie ein Lamm sei und niemals irgendwelche Probleme gemacht habe.
    Signy fasste sich ein Herz und öffnete die Tür.
    »Hallo Oswald, magst du mit mir ins Wohnzimmer kommen und ein bisschen was essen?«
    Er grunzte und stand so schnell auf, dass sie vor Schreck zwei Schritte zurückwich.
    »Hand geben!«, sagte er und streckte seine Pranke aus.

    Åse Berit Nytorpet war eine große, vierschrötige Frau in den Sechzigern. Sie hatte das schmale Maul eines Karpfens, und ihre grauen Haare hatte sie zu einem Dutt aufgesteckt.
    Um Punkt zwölf war sie zur Stelle, nahm ein paar Fellschuhe aus einer Tragetasche und steckte ihre Füße hinein.
    »Ist ja eiskalt hier«, brummte sie, als sie ins Wohnzimmer stapfte, und im Grunde musste Signy ihr recht geben.
    Nachdem sie Tora gebadet hatte, konnten sich die beiden Assistentinnen aufs Sofa setzen und ein bisschen durchatmen.
    »Wie traurig, hier zu wohnen und nie Besuch zu bekommen«, meinte Signy, wobei sie Tora einen verstohlenen Blick zuwarf.
    Åse Berit schnaubte.
    »Die Mutter war jahrelang in der Gosse. Du glaubst ja wohl nicht, dass sich so eine um ihr Kind kümmert. Aber ihr Vater ist anscheinend ein richtiger Promi.«
    »Ehrlich?«, rief Signy. »Weißt du, um wen es sich …«
    Åse Berit zuckte die Schultern.
    »Nichts als Gerüchte.«
    Offenbar wollte sie nicht näher darauf eingehen, vielleicht wollte sie für später noch etwas in der Hinterhand haben. Stattdessen stellte sie das Radio an, doch als die Nachrichten begannen, erinnerte sie Signy daran, was Mette Martin gesagt hatte.
    »Wegen der Frau, die getötet wurde«, sagte sie. »Mette Martin meint, dass Oswald ganz nervös wird, wenn er davon was mitbekommt.«
    Åse Berit stellte das Radio wieder ab.
    »Da können sie mal sehen, diese Stadtleute«, sagte sie und kniff die Lippen zusammen. »Die haben sich das selber zuzuschreiben. Vielleicht begreifen sie jetzt endlich, dass wir hier in ständiger Gefahr leben. Dann hätte die Sache doch auch was Gutes.«
    Signy schwieg. Sie konnte dem Ganzen nichts Positives abgewinnen. Die getötete Frau war nur wenige Jahre älter als sie.
    »Du hättest gestern mal meinen Mann hören sollen, nachdem die Nachrichten vorbei waren«, fuhr Åse Berit fort. »Erst vorletztes Jahr sind bei uns vier trächtige Schafe gerissen worden. Aber nützt es irgendwas, sich zu beschweren? Nein, die lieben Bären müssen ja unbedingt geschützt werden!«
    Ihre Stimme bebte.
    »Schützt die Wildtiere! Aber wir, die von den Schafen leben, wir müssen’s ausbaden!«
    Sie tippte sich vielsagend an die Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Eins sage ich dir, Signy.« Sie dämpfte die Stimme. »Wenn man die Leute bis aufs Blut reizt, sind sie zu allem in der Lage.«
    Signy fiel die Kinnlade herunter.
    »Du willst doch wohl nicht andeuten, dass jemand von hier mit der Sache etwas zu tun hat?«
    Åse Berit presste ihr Karpfenmaul zusammen und machte eine Bewegung mit zwei Fingern, als würde sie einen Reißverschluss zuziehen. Im nächsten Moment plapperte sie weiter.
    »Die Bauern in unserer Gegend, die kochen vor Wut. Jahrelang haben wir uns mit allem abgefunden, aber nun ist Schluss. Ab jetzt werden andere Saiten aufgezogen! Wenn die Bären schon überall frei herumlaufen dürfen, dann gefälligst nicht nur bei uns. Dann wollen wir mal sehen, wie lange die Leute sich das gefallen lassen.«
    Unversehens stand Oswald in der Tür. Er hatte einen so starken Unterbiss, dass ihm der Speichel aus seinen Mundwinkeln herunterlief.
    »Oswald Bären fangen!«
    Er schlug sich an die Brust. Die Anspannung wich aus Åse Berits Gesicht.
    »Ja, das könntest du wirklich, Oswald, so stark, wie du bist.«
    Zu Signy sagte sie: »Oswald ist ein guter Junge. Nur manchmal fällt er in ein Loch. Dann musst du ihn in Ruhe lassen. Das ist wegen seiner Kindheit.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ihm ging es gar nicht gut, bis die Behörden sich um ihn gekümmert haben. Sein Vater ist schon immer ein verdammter Dreckskerl gewesen, das kannst du mir glauben. Den kannte ich schon auf der Grundschule. Mit so einem Typen würde ich mich niemals einlassen.«
    Sie warf ihren Kopf zur Seite.
    »Er hatte was mit einem Mädchen aus der Stadt, die sich zu uns verirrt

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