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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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wie seine Eltern oder andere Verwandte über diesen Zwillingsbruder gesprochen haben?«
    »Brede wurde von zu Hause fortgeschickt, als er fünfzehn Jahre alt war. Mein Mann sagt, dass es keine andere Möglichkeit mehr gegeben habe. Er war völlig außer Kontrolle geraten. In Axels Familie war Brede später ein absolutes Tabuthema. Axel hat mir verboten, anderen gegenüber von ihm zu sprechen.«
    »Die Eltern haben also ihren fünfzehnjährigen Sohn weggeschickt und wollten ihn nie mehr wiedersehen?«
    »Die Familie meines Mannes hat so ihre Eigenheiten«, erklärte Vibeke Glenne mit Nachdruck. »Viel Liebe und Herzenswärme haben sie ihren Kindern jedenfalls nicht zukommen lassen. Ich habe niemals bemerkt, dass Astrid, meine Schwiegermutter, sich für etwas anderes interessiert hätte als für sich selbst. Nicht einmal für ihre Enkel. Und der alte Torstein war wie ein Gott, unnahbar und streng.«
    Nach einer Weile fügte sie hinzu:
    »Axel spricht zwar fast nie darüber, doch ich weiß, dass ihn sein Zwillingsbruder immer noch sehr beschäftigt. Als er gestern anrief, sagte er irgendwas davon, dass er ihn finden müsse. Das muss irgendein altes Trauma sein.«
    »Was ist damals passiert?«
    Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Norbakk stand auf, als sie zu erzählen begann.
    »Ich müsste auch mal auf die Toilette. Nein, bleiben Sie nur sitzen, ich finde den Weg schon allein.«

48
    U nd, bist du klüger geworden auf dem Klo?«, fragte Viken, als sie wieder im Auto saßen.
    Norbakk ließ den Wagen die Einfahrt hinunterrollen und schwenkte auf die Straße.
    »Willst du wissen, welche Shampoos und Hautcremes die benutzen?«
    »Könnte ein paar Tipps gebrauchen«, meinte Viken. »Irgendwelche Medikamente?«
    »Paracet, Ibux und so was. Ein paar Sachen, die ich nicht kenne. Werde ich nachher überprüfen.«
    »Die Ärzte pumpen uns ja beim geringsten Anlass mit Medikamenten voll«, bemerkte Viken. »Aber wenn’s um die eigene Familie geht, sieht das sicherlich anders aus. Dir ist also nichts Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Norbakk scherte aus dem Kreisverkehr aus und trat aufs Gaspedal.
    »Tja, die Handschellen in ihrem Kleiderschrank hätte ich vielleicht nicht unbedingt erwartet.«
    »Handschellen? Im Kleiderschrank?«
    »Ich hatte mich ein wenig verlaufen und bin aus Versehen in ihrem Schlafzimmer gelandet.«
    »Das Letzte habe ich überhört«, entgegnete Viken grinsend.
    Dass man auch versehentlich auf gewisse Dinge stoßen konnte, hatte er seinem jungen Kollegen höchstpersönlich beigebracht. Ihm selbst waren solche Versehen schon oft von Nutzen gewesen.
    Er kratzte sich nachdenklich am Kinn.
    »Axel Glenne hat also angeblich einen Zwillingsbruder«, sagte er nach einer Weile.
    »Angeblich?«
    Viken begann eine Melodie zu summen, doch selbst ein eingefleischter Stones-Fan hätte Schwierigkeiten gehabt, »Under my thumb« zu erkennen.
    »Ich kann mich noch gut an einen Fall in Manchester erinnern. Ein Mann war niedergeschlagen und von einem Messer verletzt worden. Dann hatte man ihm seine Kreditkarten und seinen Ausweis gestohlen. Er erstattete Anzeige gegen unbekannt, konnte aber eine sehr genaue Täterbeschreibung geben.«
    Er summte weiter, möglicherweise dasselbe Stück. Norbakk warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Wurde der Fall aufgeklärt?«
    »Yes, Sir. Die Beschreibung passte so exakt auf das Opfer, dass ein heller Kopf auf die Idee kam, dieser Spur nachzugehen. Und es stimmte.«
    »Er hatte sich selbst verletzt und seine eigenen Papiere gestohlen?«
    »Exactly. Doch es war vollkommen unmöglich, ihm das klarzumachen. Der Mann glaubt heute noch, er sei damals angegriffen worden, es sei denn, die Seelenklempner haben seinen Kopf inzwischen in Ordnung gebracht. Und jetzt will ich dir sagen, warum ich dir diese Geschichte erzähle. Stell dir einen Mann vor, der dreiundvierzig Jahre alt ist. Er hat einen Zwillingsbruder, den keiner in der Familie je zu Gesicht bekommen hat.«
    »Der Bruder hat ihn gehasst.«
    »Meinetwegen. Aber es existiert nicht ein einziges Foto, auf dem beide zusammen zu sehen sind.«
    »Sicher ein Zufall, wie die meisten Dinge.«
    »Versteh mich nicht falsch, Arve. Ich bin nicht der Typ, der Sachen unnötig verkompliziert. Die naheliegendsten Antworten sind zwar oft die besten, aber diese Geschichte mit dem Zwillingsbruder …«
    »Haben sie ihn zu Hause rausgeworfen? Ich hab nicht die ganze Geschichte mitgekriegt.«
    Viken zog eine Dose aus seiner Tasche und

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