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Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Jan Bosbeck mit fünfzehn Männern die Unterkunft in Düsseldorf Heckmann, Overtüsch und Mathias waren als Offiziere eingeteilt. Um elf Uhr nachts setzte die Bande in einem Kahn über die Ruhr. Bosbeck hatte das Schiffbei seinem ersten Besuch in Mülheim besorgt und in den Uferbüschen verborgen. Nach dem Überfall wollten sie damit wieder über die Ruhr fliehen.
    Sie rasteten am Fuß eines kleinen Hügels. Bosbeck schickte drei Männer unter der Führung von Overtüsch zur nahen Schleuse. Dort sollten sie einen dicken Balken besorgen. Als Overtüsch und die Männer zurückkamen, befahl Bosbeck: »Pistolen laden! Kerzen anbrennen! Wir treffen uns nach dem Überfall im Wald beim Krummenweg bei Breitscheid.« Dann befahl er, dass nur französisch gesprochen werden sollte. »Der Pfaffe soll uns für französische Deserteure halten.« Er selbst trug eine französische Offiziersuniform. »Wer kein Französisch kann, sagt so wenig wie möglich.« Mathias konnte noch ein paar Brocken aus seiner Zeit bei den Regimentern Damphé und Beding. Widerwillig bewunderte er die Raffinesse des Meersener Anführers.
    Leise marschierte die Bande los. Die Nacht war mondlos und dunkel. Unbemerkt erreichten sie den Garten des Pfarrhauses. Bosbeck ließ den Rammbaum in die richtige Position legen und verteilte die Männer um das Haus. Er hatte ausgekundschaftet, dass die Haupttür aus dicken Eichenbohlen gezimmert war, und deshalb beschlossen, durch die Hintertür einzudringen.
    Heckmann, Mathias und Hüskeshannes suchten in den Gassen von Mülheim, bis sie den Nachtwächter fanden. Mathias schlich sich von hinten an und drückte ihm den Lauf der Pistole in den Nacken. »Schrei, und du bist tot!«, fauchte er. Der Nachtwächter schwieg und folgte zitternd allen Anordnungen, die Mathias ihm zuflüsterte. Er musste seine Laterne und den Säbel Hüskeshannes geben, der jetzt den Nachtwächter spielte, die Laterne schwenkte und durch die Straßen und Gassen stapfte. Mathias und Heckmann trieben den Gefangenen zum Haus des Pfarrers, wo er gefesselt, mit Stofffetzen von seinem eigenen Hemd geknebelt und in den Garten des Pfarrhauses gelegt wurde. Trotzdem musste ihn ein Mann bewachen. Bosbeck wollte ganz sichergehen.
    Die übrigen Männer nahmen den schweren Balken auf die Schultern und rammten gegen die Hintertür. Der Stoß erschütterte die ganze Hauswand.
    Oben im Schlafzimmer erwachte die Frau des Pastors. »Pithahn! Um Gottes willen!« Sie schrie und rüttelte ihren schlafenden Mann. Wieder erbebte das Haus. »Pithahn! Was ist das?«
    Der Pfarrer schreckte aus dem Schlaf hoch. Er hörte französische Flüche vor dem Haus. »Maria, sei still!« Er drehte das Licht der Lampe höher. »Ich werde nachsehen.« Der Pfarrer ging zum Fenster und stieß den Laden auf. Er sah Männer mit Fackeln und Lampen im Hof hin- und herlaufen. Einige hatten einen dicken Balken gepackt und rammten damit gegen das Haus. Gerade wollte Pithan empört losschreien, da knallte ein Schuss. Direkt neben ihm schlug die Kugel in das Holz des Fensterladens. Splitter spritzten ihm ins Gesicht. Er lief zum Bett. Am Kopfende lehnte die große Büchse. Seine Frau saß zitternd da und jammerte leise. Pithahn strich ihr über das Haar. Mit ruhiger Stimme sagte er: »Maria, wir werden von französischen Plünderern überfallen. Ich werde dich beschützen.«
    Er schob den Büchsenlauf durch einen Spalt des Fensterladens und feuerte auf die Gestalten im Hof. Die Kugel traf den Rammbaum und riss große Späne heraus. Die Männer ließen den Balken fallen. Vom Taubenhaus im Pfarrgarten dröhnte eine Stimme herüber: »Tu fais feu, mais tu n’échapperas pas de nos mains!« Der Pfarrer hatte seine Büchse wieder geladen. Er feuerte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ein Schrei und deutsche Flüche. »Ich habe getroffen!«, rief Pithahn triumphierend seiner Frau zu.
    Unten im Hof wurde es still. Zwei Gestalten schleppten sich in Richtung der Ruhrweiden davon. Pithahn schloss den Laden und lud die Büchse.
    Bosbeck befahl den Männern, endlich die Tür aufzubrechen. Nach dem zweiten Versuch sah er ein, dass sie so nicht ins Haus kommen konnten.
    Dann fand einer der Räuber im Garten ein Eisengestell mit einer Winde. Sie stellten sie auf die Steinstufen, schoben den Haken unter die Tür und versuchten, sie aus den Angeln zu heben. Die Stufen brachen unter dem Druck, die Tür blieb fest in ihrer Verankerung. Bosbeck fluchte und schoss auf den Eingang. Die Kugel blieb im Holz

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