Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)
Rückkehr der Bande. Quer über das Gesicht lief eine rote Schwellung, aber die junge Frau weinte nicht mehr.
Die Wirtin brachte Ursula ins Bett und schloss vorsorglich die Kammertür ab.
Es war schon dämmrig, als Gertrud die Männer kommen hörte. Die Tür wurde aufgestoßen. Einer der Räuber schrie nach Schnaps. Mathias achtete nicht auf den einsamen Gast. Er fluchte über das Pech, das sie hatten. »Morgen werden wir mehr Glück haben.«
»Tag, Mathias«, sagte Gertrud leise.
Er zuckte zusammen. Langsam drehte er sich um, ging auf sie zu, dicht vor ihr blieb er stehen. »Wo ist unsere Tochter?«
»Die ist verreckt!«, schrie Gertrud. Mathias wurde blass und stützte seine Hand schwer auf den Tisch. Jetzt lachte seine Frau schrill. »Sie ist nicht tot. Sie schläft oben.«
Seine breiten Lippen zuckten. »Wo ist die Ursula?«
Die Wirtin betrat gerade den Schankraum. »Sie schläft oben. Ich habe sie ins Bett gebracht«, antwortete sie für Gertrud. Mathias riss das Messer aus dem Gürtel. Seine Nasenflügel blähten sich. Kaum hörbar fragte er seine Frau: »Warum hast du das gesagt?«
»Weil ich den Balg schon längst hätte erschlagen sollen!« Mathias hob das Messer. »Sag das noch mal, und ich stech dich ab!«
Die Wirtin trat vor ihn. »Fetzer, hör auf!«
Er stieß sie zur Seite und verließ den Schankraum.
Oben in der Kammer empfing ihn Christine mit Tränen in den Augen. »Sie hat mich geschlagen.«
Mathias streichelte ihr Haar. Christine schrie: »Geh doch zu diesem Weib. Ich fahre zurück nach Neuwied.« Mathias schüttelte den Kopf Wieder schluchzte sie laut. »Ich werd gehen!« Mathias stöhnte. »Ich will nicht, dass du gehst.«
»Dann schaff das Weib aus der Welt!« Christine kniete vor ihm.
»Sie ist die Mutter meiner Tochter«, sagte er leise.
Christine schlug mit dem Kopf auf die Matratze und blieb so liegen. Mathias sah ihre Hilflosigkeit. Er fühlte sich zum ersten Mal stärker als sie. Langsam schob er seine Hand unter ihren Rock. Christine dreht den Kopf zur Seite. »Komm!«, flüsterte er heiser.
Da lachte sie. »Nie mehr, solange das Weib hier ist.«
Mathias sprang auf und starrte zum Fenster hinaus.
Sie trat hinter ihn und umschlang ihn mit den Armen. »Wir können noch heute Nacht mit ihr Weggehen. Ich mach das schon. Nimm du noch zwei Männer mit. Sie werden ihren Spaß mit ihr bekommen. Nachher sagst du ihr, dass du sie nicht mehr willst.« Mathias zögerte. Die Frau flüsterte ihm zu: »Ich bleibe dann für immer bei dir.«
Mathias ging hinaus und rief zwei der Gefährten zu sich. »Ihr geht heute Nacht mit uns.« Die Männer nickten, ohne zu fragen. Christine kam die Stiege herunter und betrat den Schankraum. Gertrud saß immer noch am Tisch. Freundlich sagte die Jüngere: »Komm, wir vertragen uns! Wir gehen und feiern ein Versöhnungsfest. Der Fetzer hat mir gesagt, dass er bei dir bleiben will. Ich geb ihn dir wieder.«
Gertrud sah sie hoffnungsvoll an. Sie stand auf und lief zu ihrem Mann. »Ist das wahr?« Steif nahm Mathias sie in seine Arme.
Sie wanderten bis zu dem einsam gelegenen Haus des Sebastian Trotzenberg. Es lag weitab von der Straße nach Büttgen mitten in den Kappesfeldern. Der Bauer Trotzenberg war ein Freund der Räuber. Er ließ Mathias, die beiden Gefährten, Christine und Gertrud in der Scheune übernachten. Er brachte Branntwein und ein Wachslicht. Gertrud saß glücklich neben ihrem Mann und prostete Christine zu.
Mathias schwieg und trank wenig. Im Morgengrauen waren Gertrud und die beiden Kumpane betrunken. Christine forderte die beiden Männer mit schwerer Zunge auf: »Los, nehmt sie!« Dabei zeigte sie auf die zusammengesunkene blonde Frau. Nur langsam begriffen die Männer. Sie sahen auf Mathias. »Er hat nichts dagegen!«, schrie Christine.
Er nickte.
Gertrud spürte kaum, wie sie von den Betrunkenen ins Stroh gezogen wurde. Sie lallte immer wieder den Namen ihres Mannes. Christine kroch zu Mathias und kicherte.
Gegen Mittag wurde Mathias durch einen Tritt in den Magen aus dem Schlaf gerissen. »Du gemeiner Hund!« Gertrud stand in zerrissenen Kleidern vor ihm. Christine erwachte. »Schlag das Luder tot! Fetzer, schlag sie doch!« Mathias stand auf Er wehrte die Angriffe seiner Frau mit den Armen ab. »Du hast Schuld!«, schrie Gertrud verzweifelt. Mathias stieß sie vor die Brust, sie stolperte und stürzte auf den Boden. Christine drückte Mathias einen kurzen Knüppel in die Hand. »Fetzer, schlag sie tot!«
Er nahm das Holz
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