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Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Erschreckt hielt sich die Wirtin die Hand vor den Mund, und ihre Augen wurden für einen Moment kindlich rund. Jetzt brüllte Johann vor Lachen. Mathias stimmte in das Lachen ein und rief: »Wir brauchen vier Mädchen und viel Champagner.« Er nahm die Fette am Arm. »Bald werd ich deine Betten mit teuren Stoffen bespannen. Den Mädchen kauf ich Unterkleider aus Spitze.« Er zwinkerte mit einem Auge und schlug der Wirtin auch auf das breite Hinterteil, aber es klatschte nicht so wie bei dem Schlag des Freundes. Die Düwels Trück versprach, ihnen das große Zimmer heizen zu lassen. Sie rief nach der Magd und befahl ihr, die Mädchen zusammenzurufen. »Stell den Zuber in das Zimmer und mach heißes Wasser!«
    Während für die beiden Räuber das Lager hergerichtet wurde, tranken sie mit der Wirtin. Die fette Frau ließ sich sechs Golddukaten im Voraus bezahlen. Mathias warf ihr die Geldstücke zu und rief: »Wir kaufen bald dein ganzes Haus und dich dazu!« Darüber lachte er lange.
    Am Mittag des zweiten Tages warf Mathias die Mädchen aus dem Zimmer. »Wir müssen arbeiten«, sagte er.
    »Du Treiber«, schimpfte Johann. »Blas dich doch nicht so auf!«
    Die Mädchen kicherten und machten anzügliche Bemerkungen über die Arbeit der Männer. Es fehlte ihnen noch ein Offizier. Mathias schickte eine Nachricht an den Zülcher Wilhelm in Krefeld und lud ihn ein, nach Köln zur Düwels Trück zu kommen.
    In der Dämmerung fuhren sie mit der letzten Fähre nach Deutz. Johann überredete den Freund, nur für einen Moment mit in die Spielhölle zu gehen. In Köln waren öffentliche Glücksspiele verboten. So hatten sich hier im besetzten Deutz die Glücksspieler eingenistet. Es wurde Roulette gespielt und gewürfelt. Obwohl die feinen Kölner Bürger in der Öffentlichkeit die Spielhöllen beschimpften, konnte man am Abend den einen oder anderen, das Gesicht mit einer Augenmaske verborgen, am Spieltisch in Deutz wiedertreffen.
    Viele Gelegenheitsdiebe beobachteten hier die Gewinner, um ihnen auf dem Heimweg das Geld wieder abzunehmen. Hier hatte auch die im ganzen Rheinland verzweigte Familie Afrom zwei Pfandleihen. Sogar die wertvollen und seltenen goldenen Taschenuhren wurden versetzt. Oft hingen sie schon bald danach im Fenster der Afroms und wurden zu günstigem Preis angeboten.
    Mathias ließ sich nur ungern überreden. Er hasste Glücksspiele. Er erinnerte sich an sein erstes Würfelspiel mit Adolf Weyers, bei dem er drei Dukaten in einer Nacht verloren hatte. »Ich gewinne nie!«
    Johann lachte. »Ich will ja beim Spiel nicht reich werden. Geld holen wir uns anders. Das ist einfacher.«
    Der Straßburger verlor zehn Golddukaten. Mathias beschwor den Freund, endlich aufzuhören. Er dachte daran, dass sie von ihrem Geld noch die gesamte Ausrüstung für den Überfall kaufen mussten. Johann schlug ihm heftig auf den Arm und herrschte ihn an: »Lass mich in Ruhe! Geh schon vor. Ich komme gleich.«
    Mathias erstarrte und strich sich langsam über den Arm. Aber er blieb und wartete. Nach weiteren fünf verlorenen Dukaten knurrte Johann: »Diese verdammte Kugel. Ich hab heut kein Glück.«
    Sie schoben sich durch die dicht gedrängt stehenden Spieler. Als sie die Halle verließen, begegneten sie dem Maschoker. Mathias hatte den alten Mann einmal zu einem Überfall mitgenommen, aber festgestellt, dass er feige und zu langsam war. Sie blieben kurz bei dem Alten stehen und erfuhren, dass er seinen Lebensunterhalt mit dem Hasardspiel verdiente. Er zeigte ihnen stolz die Ringe an den Händen und seine goldene Springuhr.
    Bei ›Afromchen in der Gasse‹ waren bereits Schiemann Engländer und die angeworbenen Männer aus Mainz eingetroffen. Mathias weihte Schiemann in den Plan ein, verlangte aber, dass die neuen Männer noch nichts von dem Vorhaben erfahren sollten. »Ich werd es ihnen später sagen.« Er gab jedem einen Golddukaten und versprach: »Bald geht’s los.«
    Von Mathes Spielmanns erfuhren die beiden Anführer, dass der Postwagen jeden Sonntag im Hof der ›Landskrone‹ beladen würde. Der Wirt fügte hinzu: »Das Packen wird von zehn Soldaten und acht Hunden bewacht. Dann fährt der Wagen bis Langenfeld. Direkt hinter der alten Poststation liegt ein Wirtshaus an der Straße. Da bleibt die Fuhre über Nacht. Die Hunde sind an die Achsen gebunden, und die Wächter schlafen nur abwechselnd. Den Postwagen kann man nicht ausnehmen.« Mathias bedankte sich und grinste Spielmanns an.
    Er befahl Schiemann Engländer: »Pass

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