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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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übers Gesicht und sagte leise: «Es war der Anblick von dem Kind vorhin.
     Dann der Leiterwagen   … Es war einfach alles etwas viel.» Auch mit sich selbst haderte sie. Wie hatte sie |96| sich nur so gehenlassen können? Jomart hatte recht: Sie hatte sie beide auf unverantwortliche Weise in Gefahr gebracht. Kaum
     hatte sie das Kind erblickt, brach sie auch schon zusammen. Nur die Geistesgegenwart des Arztes hatte sie gerettet. So war
     sie Charles wirklich keine große Hilfe! Sie gab dem Arzt seinen Handschuh zurück und fragte bemüht sachlich: «Warum wollte
     Croutignac eigentlich unbedingt, dass ich den König sehe?»
    «Dieser Junge ist nicht der König, Mademoiselle! Dieses Land hat keinen König mehr! Vergessen Sie das nicht!», wies sie Jomart
     so scharf zurecht, dass Marie-Provence zusammenzuckte. Er schüttelte den Kopf. «Entschuldigen Sie, Marie-Provence. Mir scheint,
     meine Nerven liegen heute ebenso blank wie die Ihren   … Ihnen wurde heute der junge Capet gezeigt. Nennen Sie ihn nie König in der Öffentlichkeit! Sie tun weder sich noch ihm einen
     Gefallen damit.» Er trommelte mit den Fingern auf seinen Knien. Nach einer Weile fügte er hinzu: «Und noch ein Ratschlag:
     Gehorchen Sie, tun Sie, was Ihnen befohlen wurde: Reden Sie von Ihrem heutigen Besuch. Cédric Croutignac will es so, und er
     wird überprüfen, ob Sie um sich die Kunde verbreiten, dass der kleine Capet sich bester Gesundheit erfreut.»
    Marie-Provence zischte verächtlich. «Wie will er das kontrollieren?»
    «Was immer Cédric Croutignac erfahren will, das erfährt er, glauben Sie mir.» Jomart lächelte kalt. «Er hat einmal damit geprahlt,
     dass er Hunderte von Akten über alle möglichen Bewohner dieser Stadt besitzt. Er erfährt sogar, was noch gar nicht geschehen
     ist.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Er hat eine Gabe, Geheimnisse aufzudecken, Komplotte und Verschwörungen aufzuspüren. So hat er seinen Weg gemacht, so ist
     er sogar zu seinem Haus gekommen.»
    «Zu seinem Haus?»
    «Ein schmucker zweistöckiger Bau am quai des Augustins. Die Bewohner waren angeblich an einem Plan beteiligt, der Königin
     Marie-Antoinette zur Flucht zu verhelfen. |97| Man stellte einen Haftbefehl gegen die Besitzer aus und versprach Croutignac, dass er das Haus würde behalten können, wenn
     er Beweise liefere. Nach drei Tagen gehörte das Haus ihm.»
    Marie-Provence wandte sich brüsk von ihm ab und versuchte, die Kontrolle über sich wiederzuerlangen. «Hat er die Beweise erfunden?»,
     fragte sie tonlos.
    «Das weiß ich nicht. Auszuschließen ist es nicht.»
    Tausend Fragen drohten Marie-Provence zu erdrücken. Sie hätte sie herausschreien wollen, doch ihr Mund blieb versiegelt. Viel
     zu viele Fragen hatte sie schon gestellt, sie durfte sich keine weitere Blöße vor dem Arzt geben.
    «Aber Sie wollten wissen, weshalb Sie heute das Kind sehen mussten», fuhr Jomart fort, während sich sein Blick irgendwo auf
     der Straße verlor. «Nun, um das zu erklären, muss ich etwas ausholen: Cédric dient einem ungeduldigen Herrn. Dieser würde
     am liebsten alle Bourbonen enthauptet sehen. Doch der junge Louis-Charles ist auch ein wichtiges Pfand, besonders wenn man
     wie die französische Republik im Krieg mit fast allen benachbarten Königshäusern steht. Im Moment sind unsere Armeen wieder
     erfolgreich, der Tod des Kindes würde unseren Gegnern jedoch Aufwind geben. Außerdem gibt es da noch die zwei Brüder des hingerichteten
     Königs. Es ist für die Regierung Frankreichs sehr viel einfacher, einen Neunjährigen unter Kontrolle zu halten als jemanden,
     der sich selbst zum Nachfolger von Louis XVI. krönt und in England und anderswo Armeen gegen die Republikaner rüstet.»
    Jomart kratzte mit finsterer Miene an einem kleinen Schlammfleck auf seinem Hosenbein. «Das Leben des Kindes ist also wichtig.
     Die ständigen Gerüchte, die dessen Tod verkünden, schüren nur Unruhe im Volk. Das Volk hat Hunger, also ist es leicht zu erregen.
     Und sein Aberglaube lässt es den Tod eines Kindes fürchten, obwohl es sich jeden Tag am Blut der Geköpften berauscht.» Er
     gab das Kratzen auf und ließ seine Hand sinken. Er schien genauso erleichtert wie Marie-Provence, als sie endlich die nächste
     Straße erreichten. «Sie, |98| meine Liebe, Sie waren heute die Repräsentantin des Volkes, das er zu beruhigen sucht.»
    Repräsentantin des Volkes! Beinahe hätte sie schallend aufgelacht. «Aber ich bin alleine!»
    «Unterschätzen Sie

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