Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
entfernte die Isolierung und verdrillte die Drähte miteinander, bevor er das Gehäuse wieder aufsetzte. Dann wiederholte er diesen Vorgang bei den beiden anderen Sensoren. Schaltete das zentrale Steuerelement sich wieder ein, würde es registrieren, dass die Stromversorgung normal funktionierte, aber die Sensoren würden außer Betrieb sein.
Die Akten! Von Gennadi Tschakwetadse wusste er ungefähr, wonach er suchen musste. Doch erst würde er sie finden müssen. Immer unter der Voraussetzung, dass sie überhaupt hier aufbewahrt wurden.
Die kleine grüne Diode leuchtete auf; das System würde melden, dass dieses Büro wieder überwacht wurde. Belknap schwenkte nervös einen Arm vor dem an der Wand montierten Sensor. Das grüne Licht brannte gleichmäßig weiter. Die Deaktivierung hatte geklappt.
Die Akten, die er suchte, lagerten vermutlich in dem großen fensterlosen Raum in der Mitte des Gebäudes. Er näherte sich vorsichtig der Tür, suchte sie sorgfältig ab. Hätte er noch Zweifel gehabt, ob er an der richtigen Stelle suchte, wären sie durch die vielen Alarmsysteme zerstreut worden, mit denen sie unauffällig gesichert war – angefangen mit der Gummimatte, die wie ein überdimensionierter Fußabstreifer vor der Tür lag. Auf den ersten Blick hätte sie dem Schutz des Teppichbodens vor den Rädern schwerer Aktenwagen dienen können, aber bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass sie druckempfindlich war. Zwischen Deckschichten aus Gummi waren zwei Lagen Metalldrähte eingebettet, die nur weiträumig mit Kunststoffschaum isoliert waren. Trat jemand auf die Matte, berührten die Drähte sich und lösten Alarm aus. Belknap hob die Teppichfliese am Ende der Fußmatte hoch und identifizierte mithilfe seiner Stablampe die zu ihr führenden dünnen Zuleitungen. Er zwickte eine davon durch und setzte die Matte so außer Betrieb.
Schwieriger war der wie an der Eingangstür verdeckt angebrachte Kontaktschalter. Ein oben im Türblatt sitzender Magnet hielt ein Relais im Türrahmen geschlossen. Wurde er entfernt, öffnete sich das Relais: Der Schutzkreis war unterbrochen. Belknap zog sich einen Stuhl heran und stieg darauf. Er tastete den glatten Anstrich des Türrahmens mit den Fingerspitzen ab, bis er eine Stelle fand, die sich etwas anders anfühlte. Leichtes Klopfen
mit einem Fingerknöchel bestätigte, dass der sonst hohle Rahmen an dieser Stelle massiv war. Belknap holte ein Fläschchen Azeton aus seiner Ledertasche, benetzte die Stelle damit und kratzte die Farbe mit einem Schraubenzieher ab, bis er die Inbusschrauben entdeckte, mit denen die Stahlplatte vor dem Magneten befestigt war. Spachtel und Farbe hatten sie geschickt verborgen, aber jetzt war sie nicht mehr getarnt.
Er schraubte vorsichtig die Stahlplatte ab, die das Gerät schützte, und hatte nun das winzige Zungenrelais vor sich – zwei Federstahlstreifen in einem Glasröhrchen –, das durch die Kraft des Türmagneten geschlossen gehalten wurde. Mit einer Kombizange zerquetschte er rasch das Röhrchen, verband so die Stahlstreifen mechanisch und sicherte sie mit Klebeband. Belknap wollte eben anfangen, das Türschloss zu öffnen, als ihm plötzlich etwas einfiel. Er hatte sich damit begnügt, einen Kontaktschalter stillzulegen. Aber vielleicht gab es mehr als nur einen? Er tastete und klopfte den Türrahmen ganz ab und fand tatsächlich einen weiteren Kontaktschalter.
Verdammt! Er verfluchte die Götter und sich selbst, war aber für den nachträglichen Einfall dankbar, der ihn davor bewahrt hatte, in diese Falle zu tappen. Wie hatte er nur so leichtsinnig sein können? Mit Bewegungen, die beim zweiten Mal geübter und sicherer waren, legte er auch diesen Kontaktschalter still und suchte erneut den Türrahmen ab, bevor er sich mit Spannvorrichtung und Dietrich daran machte, die Tür zu öffnen.
Fünf Minuten später schwang die Tür auf und zeigte ihm einen unbelüfteten Raum mit ungefähr fünf Metern Seitenlänge, in dem stählerne Aktenschränke standen. In eine innere Trennwand war eine weitere Tür eingesetzt, die an einen Raum in einem Raum denken ließ. Aber vielleicht führte sie auch nur zu einer Treppe.
Belknap sah auf seine Uhr. Bisher hatte sein nächtliches Eindringen nahezu problemlos geklappt, aber das machte ihn nicht
ruhiger, sondern nervöser. Übersteigertes Selbstvertrauen konnte sich als fatal erweisen, denn kein Unternehmen lief jemals ganz glatt ab. Blieben Probleme aus, musste man sich fragen, wann der große Knall
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