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Die Bank im Park

Die Bank im Park

Titel: Die Bank im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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haben. Vielleicht sucht er die Formel vom Stein der Weisen.«
    Spöttisches Gelächter wurde rundum vernehmbar, und davon regte sich die schlafende Gestalt, wälzte sich auf den Rücken und wandte das Gesicht der Sonne zu. Die Augen blieben geschlossen, noch wurde der Schlummer, wenn auch in leichterer Form, fortgesetzt.
    »Schön ist er nicht«, murmelte die Comtesse de Polignac. »Die Züge sind sehr grob und unausgeglichen.«
    »Und seine Farbe ist, wie ich schon sagte, die eines Menschen, der sich seine Gesundheit ruiniert hat. Weiß der Himmel, womit.« Der Comte de Buron verzog angewidert sein Gesicht. »Die Lungen dieser Leute halten nicht stand. Und dann werden sie auch noch anderen zum Verderben, indem sie sie anstecken.«
    »Was mir auffällt«, sagte die Marquise de Souvignale mit einem lüsternen Ausdruck in den Augen, den sie nicht ganz verbergen konnte, »sind seine lasterhaften Ringe unter den Augen. Die bekommt man nicht, wenn man nach dem Stein der Weisen sucht.«
    Erneut wurde allgemein gelacht, nur die Dauphine schloß sich davon aus. Unbewegt stand sie da und starrte auf das Gesicht des Schlafenden. Mit einer strengen Handbewegung sorgte sie für augenblickliche Stille und trat auf Zehenspitzen nahe an die Bank heran.
    »Alain Chartier«, flüsterte sie. »Ja, er ist es, es kann kein anderer sein, ich sah ihn bei einem Volksfest in Bayeux. Alain Chartier … mein lieber Freund Chartier …«
    Erstarrung bemächtigte sich auf einmal des ganzen Kreises der Höflinge. Mit großen Augen und angehaltenem Atem sahen und hörten alle der Dauphine zu.
    »Jede deiner Dichtungen ist in meinem Herzen verwahrt«, sagte diese leise und betrachtete mit Trauer Chartiers fahle Wangen und tiefe Augenhöhlen. »Du hast dein Land, deine Sprache, mir, der Fremden, nahegebracht und zugleich mein Herz mir offengehalten für meine eigene Heimat. Deine glühenden Verse der Vaterlands- und Heimatliebe werden mich immer davor bewahren, die Felsenküste Schottlands zu vergessen, wo die tosende Brandung sich in das Gestein frißt; sie werden in mir vor dem Verblassen die Bilder der endlosen Weiden schützen, auf denen die großen Herden der Schafe dahinziehen. In meinen Ohren wird nicht verstummen der Klang der Schalmeien der Hirten. Deine Lieder, Alain Chartier, erhalten in mir lebendig die Erinnerung an das Schloß meiner Ahnen zwischen grünen, flachen Hügeln, über die der salzige Meereswind weht. Für all das danke ich dir, Alain Chartier, danke ich dir mit der ganzen Kraft meines Herzens.«
    Die Dauphine setzte sich selbstvergessen in Bewegung und ging ganz nahe an die Bank heran, tat den letzten Schritt, um jede Distanz zwischen ihr und dem schlafenden Dichter zu überwinden. Und dann geschah etwas Unaussprechliches. Das Entsetzen, welches die Schar der Höflinge packte, ging über alles Diesbezügliche hinaus, das in diesem Kreis schon jemals zu verzeichnen gewesen war.
    Es fing damit an, daß die Dauphine sich vorbeugte und dem schlafenden Dichter die verschwitzten Locken aus der Stirn strich und eine Falte der verschobenen Halskrause geradezupfte, so, wie man ein schlummerndes Kind liebend umsorgt. Ein leises Zittern ging durch den Körper des Ruhenden. Chartier träumte, er liege auf einer weiten, blumigen Wiese und es werde vernehmbar ein süßer Chor der Blüten und singe ihm das Schlummerlied seiner geliebten, unvergessenen Mutter. Weiter träumte er, daß sich ihm ein Falter nahe, mit herrlicher Zeichnung und Farben der Flügel, ihn umgaukle, sein Haupt umtanze und sich schließlich auf seine Lippen setze, um ihn, das Menschenkind, zu küssen, auf daß er schlafe mit dem Lächeln der Wonne. Und die Sonne verdoppelte ihren Strahlenglanz, Feuerregen rieselte aus dem lichten Blau des Himmels – doch er verbrannte ihn nicht, nein, kühlend fielen die goldenen Tropfen auf ihn, und mit weit ausgebreiteten Armen lag er auf dem Blumenteppich und trank selig den Regen der Sphäre.
    Ein Teil des Traums – der Kuß – wurde Wirklichkeit. Margarete von Schottland beugte sich zu dem Schlafenden hinab und legte auf dessen Lippen die ihren. Ganz zart und leise tat sie das, und trotzdem unendlich innig.
    Rom brannte – nach Nero – ein zweites Mal. So empfand jedenfalls in diesem Augenblick die Schar der Höflinge, deren Reihen wankten. Atem zu schöpfen, war sekundenlang keinem möglich.
    Im Schlaf lächelte der Dichter nach diesem Kuß, träumte er doch, der Falter trage ihn hinauf zur Sonne, und er, Chartier, fühle

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