Die Bankerin
den vierten Stock, öffnete die Tür zu seinem Zimmer mit dem Magnetstreifen. Schaltete das Licht an, frische Blumen auf dem kleinenBeistelltisch, zwei Riegel Schokolade auf der Kommode sowie Werbebroschüren für das Hotel. Er stellte die Reisetasche neben das Bett, öffnete die Minibar und entnahm ihr eine kleine Flasche Whisky und eine Flasche Bier. Er trank zuerst den Whisky, dann das Bier, warf beide Flaschen in den Abfallkorb. Er schaltete den Fernsehapparat ein, zog seine Jacke aus, warf sie aufs Bett, lockerte die Krawatte und öffnete den obersten Hemdknopf. Er zog den Reißverschluß seiner Reisetasche auf, holte frische Unterwäsche heraus sowie ein Duschgel und den Rasierapparat. Er zog sich aus, drehte den Duschhahn auf, stellte die passende Temperatur ein, duschte. Trocknete sich ab, zog die Unterwäsche an, legte sich aufs Bett; ein Kriminalfilm fing gerade an. Er sagte kurz beim Portier Bescheid, daß er nicht vor halb zehn am nächsten Morgen gestört werden wollte. Er schlief während des Films ein.
Dienstag, 7.15 Uhr
Es klopfte leise an van Houdstens Tür. Er war schon wach und angezogen, hatte einen Schokoriegel gegessen, eine Zigarette geraucht und eine Flasche Bier getrunken.
»Komme«, rief er, drückte die Klinke und ließ die Person eintreten. Der Flur war menschenleer.
»Schön, daß Sie gekommen sind«, sagte die Person und betrat den Raum. »Haben Sie gut geschlafen?«
»Wie ein Stein. Aber setzen Sie sich doch.« Er wies auf einen Stuhl, während er sich auf die Bettkante setzte.
»Wie lange werden Sie in Frankfurt bleiben?«
»Weiß nicht, drei, vier Tage vielleicht. Ein bißchen Shoppingund so. Aber kommen wir zum Geschäft, weshalb haben Sie mich hergebeten? Doch nicht, um mich einfach nur zu sehen?«
Die Person lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. »Nein, ganz sicher nicht. Ich will zum einen wissen, wie es Ihnen in Kapstadt gefällt, und was die Geschäfte machen.«
»Zu Frage eins – mir gefällt es dort unten ausgezeichnet. Zu Frage zwei kann ich nur sagen, daß mir inzwischen zwei Antiquitätengeschäfte gehören sowie eine Kette von Zeitungs- und Buchständen am Flughafen. Sie sehen, ich liege nicht auf der faulen Haut.«
»Gut.« Plötzlich lächelte die Person und meinte: »Sie wirken etwas verspannt, habe ich recht?«
»Mein Rücken. Bin deswegen schon seit längerem in Behandlung, aber meine Rückenhaltung stimmt einfach nicht.«
»Haben Sie jetzt Schmerzen?«
»Es geht. Es ist hauptsächlich im Nackenbereich. Ich habe deswegen oft Kopfschmerzen, und was tue ich dagegen … entweder nehme ich Tabletten, oder ich ertränke den Schmerz in Whisky und Bier. Was soll’s!«
»Haben Sie schon einmal etwas von Fußreflexzonenmassage gehört? Sie kann Wunder bewirken.«
»Gehört schon, aber …«
»… noch nicht ausprobiert. Verstehe. Ich fürchte, bevor wir zum wirklichen Geschäft kommen, werde ich Ihnen eine solche Massage verpassen müssen.«
Van Houdsten zog die Stirn in Falten und sah die ihm gegenübersitzende Person ungläubig an.
»Sie wollen meine Füße massieren? Und Sie meinen, davon gehen die Schmerzen weg?«
»Ich bin sogar sehr sicher. Als erstes werde ich mir allerdings Ihren Nacken anschauen. Legen Sie sich auf den Bauch, die Beine ausgestreckt, die Arme an die Seite gelegt. Am besten ziehen Sie dafür das Hemd aus.«
Van Houdsten zog das Hemd aus, er hatte eine stark behaarte Brust, einen schmalen und vor allen Dingen untrainierten Oberkörper. Er legte sich auf den Bauch, die Beine ausgestreckt, die Arme an die Seite gelegt. Die Person betastete die Nackenmuskulatur und sagte nach ein paar Sekunden: »Sie sind ja mehr als verspannt. Aber das kriegen wir hin. Ich werde Sie jetzt erst ein paar Minuten vorsichtig massieren, um die Muskulatur zu lockern, danach werde ich mich über Ihre Füße hermachen. Sie brauchen keine Angst zu haben, es tut nicht weh …«
»Haben Sie das etwa auch gelernt?« fragte van Houdsten.
»Ja, hab ich. Und ich habe damit schon so einige von ihren Beschwerden befreit. Sie müssen wissen, daß sich in Ihren Füßen bestimmte Punkte befinden, die für jedes einzelne Organ stehen.«
»Und Sie kennen die Punkte alle?«
»Jeden einzelnen, vertrauen Sie mir. In einer halben Stunde werden Sie keine Schmerzen mehr haben.«
Die Person massierte den Nacken etwa zwei Minuten lang, dann: »So, und jetzt legen Sie sich bitte auf den Rücken, die Socken müssen Sie natürlich vorher ausziehen. Die Arme wieder an die
Weitere Kostenlose Bücher