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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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…«
    »Stimmt. Danke«, sagte sie knapp, drückte den Knopf für den Aufzug, der sich leise surrend von oben in Bewegung setzte.
    In der Wohnung war es dunkel. Esther ging auf Zehenspitzen zur Schlafzimmertür und lugte vorsichtig hinein. »Sie schläft«, sagte sie und schloß die Tür wieder. »Ich werde ein Bad nehmen. Und du?«
    »Ich muß bald nach Hause.«
    »Dann warte ich noch, bis du gehst.«
    »Macht es dir eigentlich gar nichts aus, wenn du gezwungen bist, mit einem alten Mann wie mir deine Abende zu verbringen?« fragte er und hoffte auf eine gnädige Antwort.
    »Du bist doch kein alter Mann! Außerdem würde ich meine Abende nicht mit dir verbringen, wenn ich dich nicht leiden könnte.«
    »War das ein Kompliment?«
    »Nimm’s, wie du willst«, erwiderte sie schulterzuckend.
    »Du hast also nichts dagegen, wenn wir auch den Rest der Sommerferien zusammen verbringen?«
    »Nein, ich denke nicht. Auch was zu trinken? Whisky, Cognac, Sekt, Cola?«
    »Ein Whisky wäre nicht schlecht«, sagte David. »Ich bin klitschnaß, hoffentlich habe ich mir nichts weggeholt.«
    Esther schenkte ihr und sein Glas halbvoll mit Whisky. Ihre Blicke trafen sich, und wieder meinte David, eine leichte Belustigung in ihren Augen zu lesen. »Hier, die Erwärmung von innen. Cheers!« Sie schüttete ihn mit einem Zug runter. »Noch einen?« fragte sie.
    David lehnte ab. »Du siehst aus wie eine nasse Katze«, sagteer und lachte albern. »Und ich wahrscheinlich wie ein begossener Pudel!«
    »Mag sein«, antwortete sie ernst und ließ sich rücklings auf das Sofa fallen. Sie streifte ihre Schuhe ab und legte die nassen Beine auf die Lehne. »Für den Mittwoch überleg ich mir was, einverstanden?« Sie blickte zur Uhr. »Ich schätze, es wird Zeit für dich zu gehen.«
    »Bis übermorgen dann.« Er reichte ihr die Hand, konnte aber im schwachen Licht der sechs oder sieben Meter entfernten Standleuchte ihren Blick nicht deuten. Aber als er sich zum Gehen umdrehte und bereits an der Tür war, kam sie ihm nach und sagte: »Warte.« Sie stellte sich dicht vor ihn, legte ihre Hände an sein Gesicht und drückte ihm einen schnellen Kuß auf die Lippen, und genauso schnell wandte sie sich um und verschwand im Bad.
    Esther!
     
    Mitternacht. Die Koffer waren zum größten Teil gepackt, Johanna befand sich in einem wahren Reisefieber.
    »Wirst du auch alles schaffen?« fragte sie und fuhr fort: »Es tut mir wirklich leid, daß du nicht mitkommen kannst. Ein Urlaub würde auch dir guttun. Ich denke, wir werden nicht länger als drei Wochen wegbleiben.«
    »Bleibt ruhig, so lange ihr wollt … Aber warum hetzt du dich so ab? Wir fahren erst am Samstag, und heute ist Montag?«
    »Ach, ich weiß nicht, ich sitze hier wie auf Kohlen. Ich lass’ die Koffer ja offen, falls wir noch irgendwas daraus zum Anziehen brauchen. Ich bin einfach mit den Nerven fertig. Kannst du das nicht verstehen?« fragte sie und umarmte ihn. »Fix und fertig. Ich fürchte mich vor jedem Tag und jeder Nacht. Ich hoffe und bete nur, daß hier zu Hause alles ruhig bleibt, während wir weg sind. Ich werde auf jeden Fall jeden Tag anrufen.«
    David lächelte. »Du bist doch noch nicht einmal weg. Aber die Tage bis Samstag werden schnell vorübergehen.«
    »Hoffentlich … ach, lassen wir das. Wie gesagt, ich bin einfach mit den Nerven runter. Komm, laß uns zu Bett gehen. Du hast morgen wieder einen anstrengenden Tag vor dir.«
    »Na, so anstrengend nun auch wieder nicht, ich muß ja morgen abend nicht weg.«
    »Duschst du noch?«
    »Nein, ich glaube, heute nicht. Ich wasch mich nur kurz, ich bin ehrlich gesagt zu müde.«
    »Kann ich verstehen. Bis gleich.«

Montag, 21.45 Uhr
    Die Maschine aus Kapstadt war gelandet. Dr. Jan van Houdsten, ein großer, hagerer, dunkelhaariger Mann, wartete noch auf sein Gepäck, nahm es vom Rollband und verließ die Ankunftshalle des Flughafens. Er verstaute die große Reisetasche im Taxi und gab dem Fahrer Anweisung, ihn zum P LAZA C ENTRAL zu fahren. Die Fahrt dauerte zwanzig Minuten, van Houdsten entlohnte den Fahrer, nahm die Reisetasche und betrat die Empfangshalle.
    »Van Houdsten«, sagte er zu dem jungen Mann hinter dem Schalter. »Für mich ist ein Zimmer reserviert.«
    »Moment … ja, Zimmer vierhundertachtzehn. Wenn Sie sich bitte kurz eintragen wollen …« Danach händigte ihm der junge Mann den Zimmerschlüssel, der eigentlich eher ein Magnetstreifen war, aus und wünschte eine gute Nacht. Van Houdsten fuhr mit dem Aufzug in

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