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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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spinnt.«
    »Das gleiche wird sie auch von mir zu hören bekommen.«
    David begleitete Esther bis zu der Stelle, wo Nicole, sollte sie zufällig auf dem Balkon stehen und nach Esther Ausschau halten (was David allerdings für wenig wahrscheinlich hielt, denn selbst wenn Esther etwas zugestoßen wäre, Nicole hätte wohl nur die Achseln gezuckt) ihn nicht sehen konnte. Er wartete, bis die Tür sich hinter Esther geschlossen hatte, dann fuhr er nach Hause.

Donnerstag, 8.30 Uhr
    Polizeipräsidium. Manfred Henning saß vor der aufgeschlagenen Akte, studierte alle Fakten, die bisher zu den Morden an Meyer und Neubert zusammengetragen worden waren – es hatte sich kaum etwas ergeben –, und ging noch einmal alle Notizen durch, die er sich während seiner Gespräche mit David und Holbein gemacht hatte. Dieser Fall zählte zu den schwierigsten, die er je zu bearbeiten gehabt hatte. Bislang nicht eine einzige auch nur annähernd heiße Spur, die zu dem oder den Tätern führen könnte. Er stand auf, stellte sich ans offene Fenster, der Krach von der Baustelle am Platz der Republik drang bis zu ihm, die Autos standen in langer Schlange vor der Ampel an der Mainzer Landstraße. Wer hatte Meyer und Neubert dazu gebracht, eine gutgeführte Firma in den Konkurs zu treiben, wer hatte den perfiden Plan ausgeheckt, sie erst mit Millionen verschwinden zu lassen, um sie dann nach einem Jahr nach Frankfurt zurückzubeordern, um sie hier auf bestialische Weise zu töten? Beide mußten jedenfalls dieser Person blind vertraut haben. Warum dieses ritualmäßige Vorgehen bei den Morden? Ein Psychologe hatte gemeint, hier lebe unter Umständen jemandseine unbewältigte Vergangenheit aus, aber das sei lediglich Theorie. Bei dem Täter könnte es sich womöglich auch um eine Frau handeln, vor allem der zweite Mord mit der Kastration weise in diese Richtung. Und wer verschickte tote Schlangen, zerstörte ein ums andere Mal David von Marquardts Auto, wer schlug Thomas zum Krüppel? Wer konnte, aus welchem Grund auch immer, einen solchen Haß auf David haben?
    Henning zündete sich eine Zigarette an, inhalierte tief, blies den Rauch aus dem Fenster. Es gab eine Frage, die ihn zusätzlich seit einigen Minuten beschäftigte – wie kam Holbein damals so schnell an die Information, daß die Softwarerechte an Marquardts Firma zum Verkauf standen, lange bevor andere potentielle Interessenten informiert wurden? Und dies schien der Fall gewesen zu sein, denn bereits am 15. Mai, also fünf Tage nach dem Zusammenbruch des Unternehmens, gab Holbein über einen Mittelsmann ein erstes Gebot ab. Er würde Holbein noch einmal befragen, woher er die Information hatte, daß die Rechte zum Verkauf standen oder stehen würden. Vielleicht war dies ein kleiner Ansatzpunkt …
    Er nahm das Telefon, wählte die Nummer von Holbeins Firma, fragte, ob Holbein anwesend war. Holbein war da und zu einem Gespräch bereit. Henning schlug die Akte zu, legte sie auf den Stapel zu den andern Akten. Verließ das Büro, fuhr zu Holbein.
    Er wurde bereits erwartet.
    »Herr Holbein, es gibt eine Frage, die mich nicht losläßt – woher wußten Sie so schnell vom Konkurs der Firma Marquardt? Wer gab Ihnen die Information, daß die Softwarerechte zum Verkauf standen?«
    Holbein lehnte sich zurück, faßte sich an die Nase, Henning glaubte, ein leichtes Erröten zu bemerken.
    »Ich bekam einen Anruf, daß die Rechte zum Verkauf standen. Und daß ich sie zu einem relativ günstigen Preis erwerben könnte. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Wer hat Sie angerufen?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, daß es eine Frau war. Und daß sie mir behilflich sein könnte, die Rechte zu bekommen.«
    »Wie kam sie gerade auf Sie?«
    »Sie meinte nur, daß ich doch sicherlich ein Interesse haben müßte …«
    »Warum?«
    »Nun, Marquardt und ich haben einmal zusammengearbeitet, sind dann aber wegen einer ziemlich heftigen Meinungsverschiedenheit auseinandergegangen. Das scheint sie gewußt zu haben.«
    »Und warum haben Sie Marquardt dann eingestellt? Wenn Sie doch, wenn man es so nennen darf, Intimfeinde waren? Und Sie haben sich sogar für ihn bei seiner Bank stark gemacht, daß die noch ausstehenden Schulden in ein Darlehen umgewandelt wurden. Warum?«
    »Das war eine Bedingung, die mir gestellt wurde. Fragen Sie mich nicht, warum, aber die Frau sagte, ansonsten würde ich die Rechte nicht bekommen.«
    »Und Sie haben die Frau nie gesehen? Nur telefonisch mit ihr kommuniziert?«
    »Nie gesehen. Nur

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